Stahlfront 6: Aldebaran... und Mars!
Manfred erstaunt ein.
»Natürlich nicht. Das ist schon Jahrtausende her, und wir wissen nicht wirklich exakt, was damals geschah, aber unsere Forscher glaubten stets an einen Taschenspielertrick Baraggs. Der Affe erklärte immer wieder, der Eine Gott zu sein, der keinen Namen trug, und forderte die Gläubigen dazu auf, keine fremden Götter neben ihm zu dulden. Und dieses Gebot hielt sich auch nach seiner Himmelfahrt .«
Merkulf schaute in die Runde und genoß die Verblüffung der anderen am Tisch. »Vermutlich war der Affe schon alt, oder das Kraut, mit dem Baragg ihn kontrollierte, setzte ihm zu... auf jeden Fall lebte er nur exakt drei Jahre und drei Tage in dem Palast, dann war er plötzlich verschwunden.
Baragg verkündete allen, daß der Eine Gott in den Himmel zurückgekehrt sei, ihn aber vorher zum ersten Allvater seiner Kirche ernannt habe.
Sein erstes Gebot war, daß in jedem Haus eine Statue des Einen Gottes zu stehen habe.
Sein zweites lautete, alle Affen in den Wäldern zu töten, weil ihre bloße Existenz den Einen Gott verhöhne. Und dann wurde es richtig schlimm...«
»Moment mal«, unterbrach ihn Manfred erneut und kümmerte sich nicht um Bittrichs böse Blicke, »wenn das Vieh wirklich so groß war, wie konnte es dann spurlos verschwinden ?«
»Das wissen wir nicht«, gab Merkulf unumwunden zu, »und wir werden es auch niemals aufklären können, denn das liegt mehr als zweitausend Jahre zurück. Wichtig - und historisch belegt - ist allerdings folgendes: Baragg gründete die Dynastie des Allvaters der Kirche des Einen Gottes, der seitdem ununterbrochen die Geschicke dieser Kirche lenkte. Vermutlich war er es, der die >Heiligen Prinzipien< formulierte. Nach denen kann nur die Kirche des Einen Gottes den Menschen die Erlösung bringen. Und wichtigster Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel war die Vermischung der Völker.
Der Kaste der Kirchenführer, die aus ihrer Mitte den neuen Allvater wählten, wenn der alte gestorben war, durfte von Anfang an nur aus Menschen bestehen, deren Haut einen ganz bestimmten Braunton aufwies, den sogenannten >Grad der idealen Vermischung<. Anfangs gab es noch viele Völker auf Midgard, doch schon Baragg führte zahlreiche Kriege, um sie zu unterwerfen und zur Vermischung zu zwingen. Und zu denen, die weiter entfernt wohnten, schickte er Missionare, um sie dazu zu bewegen, ihren >falschen Göttern< abzuschwören und sich der >Güte des Einen Gottes« zu unterwerfen. Hatten sie das erst einmal getan, war es bald um ihre Eigenständigkeit geschehen, denn das wichtigste Gebot der Kirche lautete, den Rassenhochmut zu überwinden und sich Partner aus anderen Völkern zu wählen, um >den Einen Menschen des Einen Gottes< zu erschaffen.
Die Welt war wie im Fieber, und wer es wagte, sich dem Gebot der Vermischung zu widersetzen, galt nur wenige Jahrhunderte später schon als schlimmer Sünder, der in der Hölle schmoren würde und mit dem kein anständiger Mensch etwas zu tun haben wollte. Unsland war der Kirche natürlich ein besonderer Dorn im Auge, denn es war ihren Heeren aus gläubigen Narren nicht möglich, unseren Kontinent anzugreifen. Einmal haben sie es versucht, doch wir haben ihre Flotte auf hoher See verbrannt. Danach schickten sie uns Missionare, solange sie noch weiße Menschen hatten - denn nach wie vor durften nur solche ihren Fuß auf den Boden Unslands setzen .«
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Wild ward Wingthor als er erwachte Und seinen Hammer vorhanden nicht sah. Er schüttelte den Bart, er schlug das Haupt, Allwärts suchte der Erde Sohn.
(Die Edda - Thrymskvida 1)
9. Der Baum des Donnergottes
Seit der Vertreibung von Gerwulf Thoralfsson waren gut drei Jahrhunderte vergangen, und in Unsland dachte so gut wie niemand mehr an ihn. Mittlerweile war es auch schon fast 50 Jahre her, daß die Flotte der Kirche, die gegen Unsland gesegelt war, brennend in den Fluten des Nordmeers versunken war. Die Mannen bauten jetzt größere, stärkere Schiffe, und trieben noch immer Handel mit der ganzen Welt. Mittlerweile gab es auf Midgard außer Unsland nur noch wenige Flecken, in denen nicht das Gesetz der Kirche des Einen Gottes herrschte.
Die einst so verschiedenen Menschen waren sich immer ähnlicher geworden, so daß die weißen Mannen mittlerweile oft regelrecht bestaunt wurden.
Den Lenden der großen Krieger aus dem Norden entsprang das eine oder andere braune Kind in einer Hafenstadt, das wegen seiner helleren Haut und seiner Schönheit oft beneidet wurde, doch nie wieder
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