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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sekunde Schweigen. »Jetzt sag nur das nicht. Sag nicht, dass Mia dich begleitet.«
    »Sie hat dort auch was zu erledigen.«
    »Na großartig. Ich sag dir eins, ruf einfach die Polizei an. Riskiere nicht alles, was wir für die Zukunft geplant haben.«
    Er antwortete nicht sofort und betrachtete ihr Gesicht auf dem Display. Ein Schatten huschte über den Balkon, und einen Moment lang kam es ihm so vor, als wäre noch jemand im Zimmer.
    »Ich fahre, Cathleen«, sagte er. »Ich muss das Leben meiner Mutter retten.«
    Fletcher beobachtete die Straße. Ohne die Schaufensterlichter ließ sich im Regen nicht viel erkennen. Die Rinnsteine zwischen den schwarzen Mauern der Häuser waren übergelaufen und die ganze Straße wirkte wie eine einzige, graue Wasserfläche. Unmittelbar gegenüber von Fletchers Haus lag ein Souvenirladen, in dessen dunklem Schaufenster es von Teddybären in Stakkähnen und Schneekugeln mit Kapellen des King's College wimmelte. Heute Abend stand im Eingang des Geschäfts ein Mann in Nylonregenjacke, der nur zu sehen war, wenn er sich bewegte und dabei sein nasser Regenschutz das Licht der Straßenlaterne weiter unten widerspiegelte.
    Möglicherweise ein echter Obdachloser, der nicht recht wusste, wohin in dieser Nacht, oder ein besorgter Ladenbesitzer, der seine Auslage im Auge behielt. Schon möglich.
    Fletcher prüfte, ob er alles im Rucksack hatte: warme Kleidung, Fernstecher, ein altes, batteriebetriebenes Radio, Kompass und Taschenlampe. Dann nahm er seinen Parka von der Heizung, atmete den Geruch des Segeltuchs ein, und zog ihn an. In der Innentasche legte sich das Foto seiner Mutter über sein Herz.
    Draußen schimmerten nur die Lämpchen der Klingelknöpfe, er zog die Haustür hinter sich zu und blieb im Hauseingang stehen. Die Kapuze über dem Kopf, stand er eine Weile da, ehe er auf den Bürgersteig hinaustrat. Der Regen empfing ihn mit voller Wucht, und auch das Rauschen der Abflussrohre. Die ganze Straße war überschwemmt - und Ölflecken schwappten bunt schillernd wie Engelsfische auf dem dunklen Wasser.
    Der Mann im Eingang gegenüber wandte sich Fletcher zu und richtete sich auf, das Gesicht unter der Nylonkapuze verborgen. Dann fuhr er mit der Hand unter die Jacke - griff er nach einem Funkgerät oder kratzte er sich nur mal?
    Fletcher versetzte ihm einen so kräftigen Hieb, dass sein Kopf gegen die Glastür krachte, in der sich ein dreistrahliger Riss bildete. Das Glas knackte, und einige Sekunden später ging die Alarmanlage los. Der Mann rutschte mit dem Rücken an der Tür herunter und etwas fiel klappernd zu Boden. Fletcher schob es mit dem Fuß ins Laternenlicht. Ein Polizeifunkgerät. Nicht gerade das, was man bei einem Obdachlosen erwarten würde.
    Fletcher blickte noch einmal zurück. Nichts rührte sich, nur eine blitzende Alarmleuchte, die über die Straße flackerte.
    Mia Tyrone nahm den Rucksack von der Schulter und prüfte, ob die Tür des Sukkulenten-Hauses vielleicht unverschlossen war. Das Schloss war so eine typisch bizarre englische Konstruktion: ein Schlüsselloch wie von einer Kathedrale und Messingtürarme, die direkt von der Titanic hätten stammen können. Sie wischte Wasser von einer Scheibe und leuchtete mit der Taschenlampe hinein: Dunst und Kaktusstacheln, auf denen es von Käfern wimmelte.
    Herrgott. Wenn das hier vorbei ist, gehe ich zurück in die Staaten.
    Ein Regenstoß traf sie und spritzte auch an die Scheibe.
    Sie hüllte sich in ihr Regencape und wartete. Drei Uhr morgens - falls sie Tom Fletchers Worte vorhin richtig gedeutet hatte.
    Wenn ich Bellman zur Strecke gebracht habe, gehe ich zurück. Dann bin ich die junge Frau mit dieser tollen Story, das Mädchen, das es diesen verdammten alten Säcken gezeigt hat. Ich werde in das kleine Apartment über der Garage ziehen. Da steht ein Doppelbett, es ist genug Platz für ein Wohnzimmer und ein kleines Bad haben sie damals auch eingebaut. Dann bin ich jemand. So eine Art Reporterin.
    Sie zuckte zusammen und suchte die Umgebung mit der Taschenlampe ab. Zwischen den Bäumen trat Tom Fletcher hervor. Er hatte die Kapuze tief über den Kopf gezogen und Wasser lief ihm übers Gesicht. Einen Moment lang hätte sie ihn am liebsten umarmt. Seine Stimme übertönte das Rauschen des Windes in den Bäumen, als er fragte: »Kommst du mit nach Norfolk?«
    »Ich hab schon gepackt.«
    Sein Wagen stand um die Ecke, sie stiegen ein und schlugen die Türen hinter sich zu. Der Regen hämmerte aufs Dach.
    »Wenn wir

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