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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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gebieten. Man würde verhindern, dass Aspen Slade je wieder eine Bedrohung für die Gesellschaft darstellen könnte. Im Gegenzug würden Mia und Fletcher ihr Interesse an dem alten Luftwaffenstützpunkt aufgeben, und dafür würde man sich kurzfristig bemühen, ihre beruflichen Aussichten so weit wie möglich zu verbessern.
    So weit wie möglich. Na klar.
    Doch zu ihrer Verblüffung hatte Tom Fletcher über den Vorschlag nachgedacht, dann genickt und die Übereinkunft mit Handschlag bestätigt. Tom Fletcher, der sich hier vor Ort auskannte und von dem Gedanken besessen war, seine Mutter zu finden. Tom hatte dem Typ einfach die Hand darauf gegeben und war in den Wagen gestiegen. Und so war Mias Chance, sich zu rächen, einfach zu Nichts zerronnen. Es sei denn, sie würde allein an die Küste fahren. Aber wie - im Taxi vielleicht? Was für ein Quatsch!
    Die Arme um die Beine geschlungen saß sie da und dachte nach. Diese Körperhaltung gefiel ihr, Beine und Arme bilde-ten eine Barriere zur Welt. Dann läutete das Telefon, und das kleine Display leuchtete auf, als sie den Hörer abnahm und auf die Rufnummernanzeige sah.
    »Willst du eine Theorie hören ?«, fragte der Anrufer.
    Sie lächelte. »Tom. Sollte es sich dabei um eine Stahlhexen-Theorie handeln?«
    »Sie ist sehr plausibel.«
    »Aber sie lässt ein paar Kleinigkeiten aus, oder?« Mia stand auf und ging durch das dunkle Zimmer zum Fenster. »Wie zum Beispiel die Frage, warum Aspen Slade so besessen davon ist, eine Story zu vertuschen, die es gar nicht gibt. Eine sehr merkwürdige Art, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.«
    »Oder zum Beispiel die Frage, warum der US Air Force so viel daran liegt, die Sache mit Aspen unter der Decke zu halten.«
    Sie blickte durch den Boden ihres Whiskyglases und den Regen auf den Botanischen Garten und schluckte. »Aber, du hast eingewilligt, Fletcher. Du warst damit einverstanden, einfach in Cambridge zu bleiben und denen die Suche nach Aspen zu überlassen.«
    »Ja, weil ich Major Lindquists Theorie, alles in allem, für durchaus vernünftig halte. Ich muss jetzt los.« Sie schüttelte den Kopf und lachte bitter. Dann sagte er: »Hör mal, Mia, wo gehst du eigentlich gern essen?«
    Sie dachte nach. »Ich mag die polnische Küche.«
    »Ich auch. Vor allem die vegetarischen Sachen. Einfach delikat. So sukkulent.«
    »Mhm. Na, dann also tschüss, Tom.«
    »Um drei, Mia.«
    »Tschüss.«
    In dieser Nacht kam Sally spät nach Hause. Auch diesmal stellte ich mich schlafend. Sie füllte in der Küche eine Schüssel mit Wasser und ging an mir vorbei, ohne stehenzu bleiben. Ich hörte, wie sie sich in unserem Schlafzimmer wusch. Dann hörte ich, wie sie sich im Bett ausstreckte und sich ein paarmal umdrehte. Dann war es still. Ich ging in den Flur hinaus und betastete die Bodendielen. Als ich das Astloch fand, hob ich das Brett hoch. Darunter lag die alte Schrotflinte. Ich fuhr ein paarmal mit der Hand darüber. Sie war mit Gewehröl geschmiert und ich konnte es an meinen Fingern riechen. Ich hob die Flinte heraus und wog sie in Händen. Sie lag gut in der Hand; es war eine alte Entenflinte noch aus Grannys Zeit, von vor meiner Geburt. Ich öffnete den Verschluss und berührte die Patronen in der Kammer. Mehr Patronen hatten wir nicht, nur diese beiden. Sie lagen ganz friedlich dort im Dunkeln, Seite an Seite. Genau so, wie es bei echten Schwestern sein sollte.
    »Tom Fletcher, das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Meine Mutter ist dort.«
    »Das weißt du doch gar nicht.«
    »Ich spüre, dass sie dort ist«, entgegnete er. »Ich spüre es genau.«
    Auf dem unscharfen Display von Fletchers anonymem Zweithandy erkannte man vor dunklem Himmel Cathleens Silhouette auf einem Hotelbalkon. Um zwei Uhr nachts trug sie einen Badeanzug und der Wind zerzauste ihr kupferrotes Haar, das im Licht einer Außenlampe schimmerte. Entweder die Lampe flackerte, oder man sah Gewitterblitze im Hintergrund. Ihr Haar wirkte leicht feucht. Wenn ich jetzt dort wäre, würde ich ihr mit den Fingern durchs Haar streichen, dachte Fletcher. »Du warst baden«, sagte er.
    »Der Detektiv bei der Arbeit. Ich bin hier auf Kreta und da geht man nun mal schwimmen.« Lichtblitze am Himmel. »Du machst dich der Justizbehinderung schuldig, wenn du nicht meldest, was du weißt. Sag der Polizei alles. Sollen die sich um diesen Aspen Slade kümmern, diesen Verrückten.«
    »Der Polizei vertraue ich nicht. Letztlich kann nur ich das machen.«
    »Ganz allein?« Eine

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