Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
anzuzünden. Dann schaute er die glimmende Spitze an, lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Was willst du, Schätzchen?«, fragte er. »Willst du auch von dem kosten, was deine Schwester so gern mag? Dann will ich dir mal erzählen, was sie für mich tut.«
    Ich legte die Flinte auf ihn an.
    »Scheiße, was soll das?«, fragte er.
    »Dreihundert Jahre. Und jetzt bist du zurückgekommen, um uns ein zweites Mal zu quälen.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Du wirst uns nicht auseinanderbringen. Wir sind die Letzten, die vom Dorf übrig geblieben sind. Wir können hier nicht weg.«
    »Runter mit dem Gewehr, du verdammte Schlampe.«
    Irgendetwas machte ich falsch. Ich hätte ihn tatsächlich beinahe verfehlt. Das Gewehr ruckte, als ich die erste Patrone abschoss, die ihn rechts oberhalb der Taille traf. Ich sah, wie ein Fetzen seiner Uniformjacke wegflog. Er stöhnte und ein Ruck lief durch seinen Körper. Dann ging er langsam in die Knie, die Hände auf das Einschussloch gepresst. Er sagte kein Wort, stieß nur einen Laut aus. Ich richtete das Gewehr ein zweites Mal auf ihn und versuchte zu schießen, aber der Schuss löste sich nicht. Ich klappte den Verschluss auf, um den verklemmten Mecha-nismus zu lösen, doch da kam er langsam auf die Beine. Ich nahm die geladene Patrone heraus und warf sie weg. Dann klappte ich den Verschluss zu und packte das Gewehr beim Lauf. Inzwischen stand er fast aufrecht. Ich holte mit dem Gewehr aus und traf ihn mit dem Kolben über dem Auge. Er blieb auf den Beinen, aber jetzt lief ihm Blut übers Gesicht und auf sein sauberes Hemd. Seine Zigarre lag auf dem Kies. Er wich langsam vor mir zurück. Ich folgte ihm bis zum Wal.
    Der Wal roch nach Abflussrohr, Fleisch und Fisch. Die Haut war grau und hatte Löcher von den Möwen. Die Löcher waren an den Rändern rot, aber nicht von Blut, sondern vom Licht, das aus den Wolken kam.
    Der Colonel spuckte ein bisschen Blut. Er hielt sich die Seite, zitternd und keuchend. Dann lehnte er sich an den Wal und sah mich an. Ich hatte den Sonnenuntergang im Rücken, aber er konnte mich trotzdem erkennen.
    »Du dumme Hure. Dafür werden wir dich töten. Wir haben so einiges, wovon du noch nie gehört hast.«
    Da lachte ich. Mein Mantel war noch immer offen und der Seewind strich über meine nackte Haut. Ich war erregt, das gebe ich gern zu.
    »Jetzt bezahlst du für alles. Verstehst du das?«, fragte ich.
    »Ihr seid doch krank, ihr Leute hier«, sagte er. »Seit Jahrhunderten hockt ihr hier und treibt Inzucht.«
    »Willkommen zu Hause, Hexenjäger«, sagte ich.
    Ich schlug ihn noch einmal mit dem Gewehrkolben, diesmal auf die andere Seite des Schädels. Von dem Schlag hallte ein richtiges Echo den Hohlweg hinauf. Ich schlug ihn so fest, dass der Schaft zerbrach und in den Sand fiel. Der Colonel ging wieder zu Boden, seitlich diesmal, verkroch sich, so gut er konnte, unter dem Wal und streckte die Hände aus, um mir das Gewehr zu entreißen. Wo der Kolben sich gelöst hatte, war irgendwas aus Me-tall, eine Art Stahldorn, und den stieß ich ihm ins Gesicht. Da blieb er stecken, in seinem Gesicht. Er muss wohl bis zum Unterkiefer eingedrungen sein, weil sein Mund aufging und ein paar Zähne in den Sand fielen. Er machte ein Geräusch, das ganz ähnlich klang wie die Atemfontäne des Wals. Ich musste ihm den Fuß auf die Schulter stellen, um den Stahldorn herauszureißen. Es fühlte sich an, wie wenn man einen Spaten aus nassem Lehm zieht. Er schlug krampfhaft mit den Armen, immer auf meine Beine. Ich glaube nicht, dass er es bewusst tat, denn er hatte die Augen geschlossen und sagte kein Wort. Aber sein Körper gab nicht auf. Er kam mit den Fingern bis unter meinen Oberschenkel, packte mich da und grub sie in mich. Die Narben habe ich bis heute, und da werden sie bleiben, bis man mich hängt. Er fasste mir genau zwischen die Beine, so wie Granny es immer gesagt hat, dass Männer es machen, wenn man sie lässt, und sie hatte recht. Lächeln konnte er natürlich nicht. Ich hatte ihm ja schon den Mund weggebrochen. Aber seine Hände waren heiß und nass, wie sie mich von innen befühlten. Einen Moment lang dachte ich, er hätte mich nun doch noch zu packen bekommen, obwohl sein Gehirn schon nicht mehr funktionierte, aber ich riss das Gewehr frei und stieß noch einmal zu. Ich holte weit aus, so wie am Tag, als ich den gefällten Baum zerhackte. Seine Hand glitt von mir ab. Ich machte weiter. Meistens erwischte ich beim Zustoßen ihn. Wenn nicht, traf ich

Weitere Kostenlose Bücher