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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr Ziel erreichten: einen Gebrauchtwagenhandel vor der Stadt, am Rande eines Stausees mit aufgewühltem, grauem Wasser und weißen Schaumkronen. Fletcher kannte den Händler und ging davon aus, dass er seinen Audi dort, fernab der Polizei, ein paar Tage lang sicher abstellen konnte.
    Sie sahen sich um. Es stand nur ein einziger Geländewagen zum Verkauf: ein verdreckter Landrover mit abgefahrenen Reifen.
    Ein polnischer Jugendlicher saugte gerade auf der Ausstellungsfläche vor dem Laden eine Limousine aus. Fletcher zeigte auf den Landrover und fragte:»Dobry samochód?Taugt dieser Wagen was?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Nie. Ich wische jeden Abend Öl darunter weg.« Er stellte den Staubsauger aus und sah Mia an. »Wollen Sie ein Auto, das was aushält? Nicht schön, aber unverwüstlich?«
    Er führte sie um das Haus herum auf den Werkstatthof.
    »Was zum Teufel ist das denn?«, fragte Mia.
    Der Junge hatte sie zu einem Lada Niva Cossack, Baujahr 1990 gebracht, einem hässlichen, in Russland produzierten Jeep, dessen merkwürdiges Cremeweiß den Sowjets damals als der letzte Schrei erschienen sein musste. Weder Klimaanlage noch CD-Player. Nur ein Langwellenradio, Kunstledersitze, und hinten lag eine endlos lange, dicke Zugkette.
    »Ob wir damit bis zum Ziel kommen?«, fragte Mia.
    »Ich glaube schon.« Fletcher überprüfte den Wagen - hier und da hatte er ein paar Dellen, aber insgesamt war er gut in Schuss. »Vor zwei Jahren, als ich den Dienst bei der Polizei quittierte, habe ich einen Mann aus der Stadt kennengelernt, wo diese Wagen gebaut wurden.«
    »Ach ja? Und wie war der?«
    »Na ja, schön war er nicht. Aber verdammt unverwüstlich.«
    Als um 8:30 Uhr der Händler auftauchte, zahlte Fletcher in bar. Sie legten ihre Rucksäcke auf die Kette hinten im Wagen und tankten. »Ich fahre«, sagte Mia.
    »Das Lenkrad ist auf der falschen Seite.«
    »Ich werde mich schon dran gewöhnen. Heute Nacht sagtest du, wenn wir den Wagen gewechselt haben, müsstest du dich noch kurz mit jemandem treffen. Fahren wir hin.«
    Er dirigierte sie durch Dörfer und Städtchen, wo inzwischen ganze Kolonnen von Armeelastern versammelt waren. Viele hatten Anhänger, die mit Generatoren und Pumpen oder Sandsäcken beladen waren. Soldaten markierten einen Hubschrauberlandeplatz. Dann ließen sie all das hinter sich und fuhren durch Wiesen- und Ackerland.
    295Nach einer Weile zeigte Fletcher auf einen Wirtschaftsweg, und Mia lenkte den Cossack zu einer einsam dastehenden Wellblechscheune am Rande eines Feldes, auf dem gerade die neue Saat keimte.
    Mia stellte den Motor aus, und sie warteten. Der Ackerboden war fast schwarz und die langen Saatreihen grüner Hälmchen zitterten im Wind. Fletcher spürte, dass sie sich im Autositz zurücklehnte, warf einen Blick auf sie und sah, dass sie die Augen geschlossen und das energische Gesicht entspannt hatte.
    Sie schlug die Augen auf. »Da kommt jemand.«
    Ein schwarzer BMW-Geländewagen hielt einen Moment lang neben ihnen. Dann wendete er und setzte rückwärts in den Scheuneneingang, gerade so, dass er in der Schiebetür zu stehen kam. Getönte Scheiben, die die Sicht auf Fahrer oder Beifahrer verdeckten. Fletcher und Mia stiegen aus und gingen zu dem Wagen hinüber. Der Wind führte Wassertropfen mit sich und ließ Mias Haar flattern.
    »Mia, das ist Rupe«, sagte Fletcher.
    Sie begrüßte ihn mit einem Nicken.
    Rupe erwiderte das Nicken. »Stets zu Diensten«, sagte er.
    Er war ziemlich groß und Mitte zwanzig. Wachsjacke, Kordhose und Stiefel ohne Schnürung. Enge schwarze Handschuhe.
    Rupert Darcy war es, dem Fletcher seinen Parkplatz im All Saints' College verdankte. Sein blasses Gesicht, die tief liegenden Augen und die aufgeworfenen Lippen bestätigten die Behauptung seiner Familie, von altem normannischem Adel abzustammen. Rupe war allerdings nicht dem Beispiel seiner Brüder gefolgt und weder Bankmanager noch Diplomat geworden . Als Fletcher ihn - zu seiner Zeit als Polizist - aus den Händen einer Gruppe von Tierschutzaktivisten befreite, die ihn aus Zorn über All Saints' Unterstützung eines neuen Tierversuchslabors gekidnappt hatten, hatte der Junge sich schon seine ganz eigene Geschäftsidee zurechtgelegt.
    »Was bringen Sie uns mit, Rupe?«, fragte Fletcher.
    Rupe öffnete die Heckklappe, zog einen großen Karton vor und machte ihn auf. Bevor er etwas herausholte, hielt er inne, um erst noch seine Finger in den Handschuhen zu biegen und zu strecken. Dann brachte er zwei

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