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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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erstaunlich - jahrhundertelang war es immer wieder provisorisch geflickt und repariert worden, und jetzt stand es ganz schief in der Nähe dieses Sees. Als ich ankam, war von den Mädchen nichts mehr zu sehen. >Darf ich eine Skizze von Ihrem Haus machen ?<, rief ich durch die Tür. Doch es kam keine Antwort. Aber ich hörte jemanden atmen. Hinter der Tür.« Plötzlich blickte der alte Mann auf. »Jetzt ist nichts mehr davon übrig. Es ist alles verschwunden.«
    »Was ist denn damit geschehen?«
    »Was geschehen ist? Erst ist Granny an Tuberkulose gestorben. Und dann kamen die Amerikaner.«
    »Sie haben die Amerikaner gekannt, nicht wahr? Sicher, Sie haben ja die Nose Art gemalt.«
    Gregory zuckte schmerzlich zusammen. »Ich dachte, ich könnte mich nützlich machen. Ich wollte mich freiwillig melden, aber die haben mich nicht genommen, verstehen Sie? Ein Schatten auf der Lunge. Ich arbeitete in der Verwaltung einer Munitionsfabrik. Und entwarf ein paar Poster für Stimmungskampagnen. Ich wollte mithelfen.«
    »Und die Amerikaner?«
    »Dieses Flugfeld. Wir wussten alle, dass dort irgendwas passierte, da draußen auf der Heide. Wir sahen die Flugzeuge starten und landen, diese glänzenden kleinen >Mus- tangs<.«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, was damals dort geplant wurde?«
    »Es war einfach nur ein Flugplatz. Und die Amerikaner waren junge Leute, richtig nette Jungs. Ich habe ihn kennengelernt, wissen Sie. Ich habe Colonel Harpkin gekannt.«
    »Wie haben Sie ihn denn kennengelernt?«
    »Er hielt einen Vortrag im Rathaus von Hanchton. Ich habe Sally Dunton dort gesehen, nach dem Vortrag, als die Leute noch miteinander plauderten. Alle machten einen Bogen um sie, aber Harpkin ging zu ihr und küsste ihre von Malen gesprenkelte Hand. Ein verdammt charmanter Ami. Er hatte so eine Art, mit einem zu reden und alles Mögliche über einen herauszufinden. Ich erzählte ihm, ich sei Maler. Da pfiff er durch die Zähne, das weiß ich noch gut. Als ob ihn das beeindruckte. >Vielleicht melden wir uns in nächster Zeit mal bei Ihnen<, sagte er.«
    »Man hat Sie gebeten, die Flugzeuge zu bemalen?«
    Gregory dachte nach und ging im Geiste fünfundsechzig Jahre zurück. Er streckte die Hand aus, wie um etwas zu berühren, das ihm vor Augen stand, und strich über eine unsichtbare Oberfläche.
    »Die >Mustangs<«, sagte er. »Schimmernder Stahl und Aluminium, so hell, dass einem die Augen wehtaten. Die Amerikaner holten mich in einem Jeep ab, verbanden mir die Augen und fuhren mich zum Stützpunkt. Dort nahmen sie mir die Augenbinde ab, und ich stand vor einer Reihe >Mustangs<. Ich durfte mich nicht umdrehen und nichts anderes anschauen. >Sie sind also ein richtiger Künstler?<, fragten sie. >Wir wollen richtige Kunst auf diesen Flugzeugen, die beste. Wir wollen Hexen.< Da stutzte ich. Ich wusste, dass da drüben, auf der anderen Seite der Heide, Hexland war. >Was für Hexen?<, fragte ich. Und sie antworteten: Einheimische Hexen.< Und so malte ich Hexen, die wie die Dunton-Schwestern aussahen, so wie ich sie von jenem Blick, den ich einmal auf sie werfen konnte, in Erin-nerung hatte. Ich malte ihre Muttermale und Sommersprossen so, dass sie den Nieten auf diesen Flugzeugen entsprachen. Und ich nannte sie Stahlhexen. Diesen Namen habe ich ihnen gegeben.« Gregory strich im Geiste wieder über die Aluminiumfläche und lächelte.
    »Und Sie wissen, was Harpkin tatsächlich zugestoßen ist?«
    »Der Jeep wurde auf einer Straße in der Nähe der Steilküste gefunden. Der Colonel war nirgends zu finden.« Gregory nahm die Kappe ab und strich sich mit den Händen über den Schädel. Das Haar war schütter und weich. »Die amerikanische Militärpolizei schnüffelte überall herum und stellte Fragen. Kurz danach wurde der Stützpunkt geschlossen. Einfach aufgegeben und so liegen gelassen.«
    »Der Plan wurde aufgegeben und die Waffe nie eingesetzt«, bemerkte Mia. Gregory verdrehte hinter den dicken Brillengläsern die Augen. »Die Waffe? Was denn für eine Waffe? Glauben Sie etwa auch diese Gerüchte? Das Geschwätz dieser Flugzeugfans und Verschwörungstheoretiker? Daisy hat auch gedacht, da wäre etwas dran und sie würde ein entscheidendes, noch nie aufgedecktes Kriegsgeheimnis enthüllen. Eine Geheimwaffe! Wohl eine geheime Bombe, was?« Er lachte, und ein wenig Speichel lief ihm aufs Kinn. »Meinen Sie, die würden einen Luftwaffenstützpunkt für eine geheime Bombe errichten und dann die Verantwortung so einem Idioten wie Harpkin

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