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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Möglichkeit, als auf der Farm zu bleiben. Ihr Mann ist früh gestorben, kurz nach der Geburt der Tochter.«
    »Wie denn?«
    »Es gab einen Unfall mit einer Schrotflinte. Danach bearbeitete Granny die Farm ganz allein und fristete ein kärg-liches Dasein. Ihr Mann hatte ihr etwas Geld hinterlassen, gerade genug, dass sie im Winter nicht frieren mussten. Sie war ganz allein mit ihrer Tochter auf der Farm - bis diese später die beiden Mädchen zur Welt brachte. Die Tochter war ihr Ein und Alles.«
    »Aber dann?«, fragte Mia.
    Gregory blickte in die Dunkelheit hinaus, wo der Regen gegen das Fensterglas trommelte. »Ach, die Tochter. Ich habe sie nie persönlich kennengelernt, nur Geschichten über sie gehört. Granny wollte alles für ihre Tochter, was sie selbst nicht erreicht hatte, höhere Schule und eine Arbeit als Angestellte. Aber die Tochter blieb auf der Farm und brachte zwei Mädchen zur Welt - die eine im Frühjahr und die nächste im Jahr darauf.«
    »Wer war denn der Vater?«
    Gregory breitete die Arme aus. »Über den gab es nur Gerüchte. Die Leute sagten, er hätte irgendwas mit Chemikalien zu tun gehabt.«
    »Mit Chemikalien?«
    »Man tuschelte über die Kinder. Wegen ihres Aussehens. Die Leute gingen fast nie auf die Farm, aber sie redeten. Die Haut der Mädchen war über und über mit Malen bedeckt, verstehen Sie.«
    »Wir haben die beiden in einem kleinen Privatfilm gesehen«, bemerkte Fletcher. Er stand auf und drehte sich ungeduldig zum Fenster um.
    »Dann wissen Sie ja Bescheid. Über ihre Haut und ihre Augenfarbe. Aber davon abgesehen waren sie reizend«, meinte Gregory, trank einen Schluck Rum und lächelte. »Man munkelte, Mutter oder Vater müssten Kontakt mit Chemikalien gehabt haben. Die einen sagten, der Vater sei Soldat gewesen und habe im Krieg eine Senfgasvergiftung erlitten. Die anderen sagten, er sei ein Vertreter für Pestizide gewesen, der auf die Farmen kam und Gift verkaufte. Später wurde dann erzählt, er habe zum Lehrkörper der
    Universität gehört und zwei Jahre hintereinander seinen Urlaub hier verbracht. Irgendein Professor für Röntgenstrahlen oder Atomforschung in Cambridge.«
    Fletcher wandte sich vom Fenster ab. »Vom Felwell College?«
    »Der Name ist in diesem Zusammenhang tatsächlich gefallen. Aber das sind alles nur Gerüchte. Tatsache ist, dass der Vater unbekannt war. Und als die Mädchen dann zwei oder drei Jahre alt waren, ist die Mutter einfach verschwunden. Vielleicht war sie so verzweifelt, ihr ganzes Leben auf der Farm zubringen zu müssen, dass sie sich umgebracht hat. Oder sie ist nach Birmingham oder London gegangen, um irgendwie zu Geld zu kommen, und nie zurückgekehrt.«
    »Und die kleinen Mädchen waren dann ganz allein?«
    »Die Mädchen hatten ihre Granny. Granny war damals vierzig oder fünfundvierzig. Anfangs schickte sie die Mädchen zur Schule im nächsten Dorf. Aber es war ein weiter Weg, sie mussten stundenlang marschieren und die anderen Kinder hänselten sie grausam. Also hat Granny die beiden zu Hause erzogen - und ihre Sache wahrscheinlich besser gemacht als die Schule. Die Mädchen waren intelligent, sie sprachen echtes Englisch, fast ohne Dialekt - nicht so wie damals noch einige Familien hier, die eine Art altes Angelsächsisch sprachen. Aber die Farm war sehr abgelegen. Vollkommen abgeschieden von der Welt. Damals gab es das noch, wenn man es wollte. Man konnte abgeschieden leben, so wie ich es hier versuche.«
    »Sie wissen ja eine ganze Menge über die Familie, Gregory«, sagte Mia.
    Der alte Künstler lächelte. »Als Junge hörte ich die Gerüchte über die Familie. Diese verrückte Familie mit den Mädchen, die nie vom Hof gingen. Als ich älter wurde, ein Teenager, wie man das heute nennt, malte ich begeistert und fuhr mit dem Fahrrad kreuz und quer über Land, um Skizzen von allem zu machen, was mir unter die Augen kam.
    Bauern auf dem Feld, Wolken, alles. Einmal im Sommer, das war kurz vor dem Krieg und ich war gerade achtzehn geworden, da kam ich über die Heide und an einem Feld entlang. Ich ging zwischen ein paar Bäumen hindurch, Weiden. Dann eine Senke hinunter, auf einem schmalen Schotterweg. Zuerst kam ich an einem kreisrunden kleinen See vorbei - merkwürdig fand ich den, aber er war vollkommen sauber und von Schilf gesäumt. Und dann war da das Haus. Ich beobachtete die Schwestern aus einiger Entfernung bei der Arbeit im Hof. Sie waren groß und sahen stark aus. Da begriff ich, das also ist es. Hexland. Das Haus war

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