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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Er stand da und sah zu, wie die Soldaten aus Hanchton eintrafen. Doch die konnten nichts tun. Sie hatten keine Schläuche, um Wasser aus dem Deeping zu pumpen, und das Haus war ja ohnehin schon dem Erdboden gleichgemacht. Nicht ein einziger Mauerstein, nicht ein einziger Ziegel ist übrig geblieben. Nur eine Art Grundriss auf dem Boden, aus dem noch immer schmutzig rote Flammen und öliger Qualm aufstiegen. Ich habe gesehen, wie der Pilot sich abwandte.«
    Regen rann über die Fenster, und dazu hörte man das Zischen des Paraffinofens, das Brummen des Generators und darüber das anschwellende Geheul des Sturms, der den Turm immer lauter umtoste.
    Wenn die Schwestern weinen könnten, würden sie solche Tränen vergießen.
    »Sie haben doch bestimmt weitererzählt, was sie gesehen hatten? Wie Evie verprügelt wurde?«
    »Nein. Ich behielt alles, was ich gesehen hatte, für mich. Alles. Und ich bereue es nicht, nein. Ich denke, dass Evie Dunton sich ihren Tod so gewünscht hat. Sie wollte Sally mit sich nehmen. Die Amerikaner dachten, sie hätten eine raffinierte Methode gefunden, ihren Kameraden zu rächen. Aber Evie wollte, dass Hexland für immer erhalten bleibt. Und das wird es jetzt vielleicht.« Gregory lehnte den Kopf an die Kopflehne seines Sessels und entspannte sich.
    »Gibt es sonst noch etwas, Mr Tilney?«, fragte Mia. »Etwas, was Sie uns verschwiegen haben?«
    »Sie haben mich erschöpft«, flüsterte Gregory. »Ich bin vollkommen ausgelaugt. Ich muss jetzt schlafen - nur so mein übliches Nickerchen. Wenn der Orkan richtig losbricht, bin ich schon wieder wach.« Er lächelte. »In Hanchton machen sie jetzt bestimmt ihre Geisterbeschwörungen.«
    Dann sagte er nichts mehr und schlief ein.
    Mia Tyrone drehte in Gregorys kleinem Badezimmer den Wasserhahn auf. Das Wasser plätscherte laut, war eiskalt und absolut sauber. Sie ließ es durch die Finger rinnen, nahm dann ihr Haar hoch, spritzte sich Wasser ins Gesicht und trank ein paar Schlucke. Dann stand sie eine halbe Minute da, das Waschbecken zwischen den Händen, sah zu, wie das Wasser ablief, und dachte: Wo bleibt die Bellman Foundation in dieser Sache? Haben die die ganze Zeit nur diese hässliche kleine Geschichte vertuscht - die mit einem Idioten von Kommandant und seiner Ermordung begann und mit dem Mord an zwei Frauen endete?
    Aber dann dachte sie: Nein - der Stützpunkt wurde zerstört und alle Berichte gelöscht. Und das nur wegen eines solchen Provinzskandals? Ausgeschlossen. Die Geheimbombe, das ist die eigentliche Geschichte.
    Sie tastete nach ihrer Kamera, die im Regencape steckte, trat aus dem Bad und ging durch den Korridor zum Aufzug.
    Durch den Schacht hörte man das Tosen des Windes und die Korridorlampen flackerten.
    »Mia, warte.« Sie erkannte Tom Fletchers Silhouette im Licht, das aus dem Hauptraum hinter ihm fiel. »Mia, du solltest besser hier bleiben.«
    »Ach ja?«
    »Bleib bei Gregory. Der Sturm wird immer stärker.«
    »Gregory kommt wunderbar allein zurecht. Wir schließen ihn ein. Der wird alles verschlafen. Und jetzt will ich da raus und mir den Luftwaffenstützpunkt anschauen.«
    »Es geht nicht nur um dich und die Bellman Foundation, Mia.«
    »Ach nein? Bis jetzt war ich aber doch ziemlich nützlich.«
    »Ich geh da raus, um Aspen Slade aufzuhalten. Er ist verrückt und gefährlich.«
    »Das heißt, bis hierher hast du dir von mir helfen lassen, und das war's dann?« Plötzlich wurde sie wütend auf diesen Mann, der sich nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, als Beschützer aufspielte. »Zum Teufel mit dir, Tom.«
    Krachend schlug sie die Lifttür hinter sich zu. Als er versuchte, sie wieder aufzumachen, drückte sie auf Abwärts. Die Türsperre rastete ein und der Lift fuhr mit einem Ruck los. Fletchers Füße in den matschigen Wanderstiefeln waren das Letzte, was sie durch das Gitter von ihm sah.
    Dann glitt sie durch das Halbdunkel des Aufzugsschachts, und ein kalter Wind blies von unten hoch und fuhr eiskalt durch ihr feuchtes Haar.
    Das ließ ihre Wut verpuffen.
    Okay. Wenn ich unten ankomme, schicke ich ihm den Aufzug wieder hoch.
    Als sie sich dem Erdgeschoss näherte, wurde der Wind stärker - bis sie unten beim Öffnen des Lifts von einem richtigen Sturm empfangen wurde, der durch die Eingangstür hereinfegte. Draußen zeichnete sich der bucklige Um-riss des Cossack ab, weiß und vom Regen verschwommen. Sie drehte sich um, um die Aufzugtür zu schließen. Damit Tom Fletcher den Lift benutzen und sie

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