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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wird fünfundneunzig Jahre bekommen - nach US-Recht. Haben Sie einen Computer gesehen, als Sie sich in betrügerischer Absicht in Alconhurst eingeschlichen haben, Mr Fletcher?«
    »Interessanter Ansatz. Keinen einzigen.«
    »Oh doch, mein Freund. Am Torhaus haben Sie heimlich den Bildschirm eines sicherheitsrelevanten Handheld-PCs analysiert, den Sergeant Antonia Sanchez in der Hand hielt.«
    »Richtig. Sie hat ihn mir gezeigt.«
    »Das ist heimliches Ausspähen einer militärischen Einrichtung. Wir können Unterlagen über Sie weitergeben, und in einer Woche stehen wir bei Ihnen in der Tür. Natürlich können Sie dagegen angehen, und das werden Sie auch tun. Aber es wird Sie viel Zeit und Geld kosten; die nächsten ein bis drei Jahre können Sie Ihr derzeitiges Leben vergessen. Dann müssen Sie es wieder aufbauen, das könnte noch mal fünf bis zehn Jahre dauern.«
    »Ich bin britischer Staatsbürger. Und wir sind hier in England.«
    »Es weht ein neuer Wind.«
    »Oh, jetzt habe ich aber wirklich Angst. Sie klingen wie Bob Dylan.«
    Lindquist lächelte und schlug Fletcher auf die Schulter. »Denken Sie nach über meine Worte, über die Folgen für Sie. Vergessen Sie die ganze Sache. Machen Sie mal Urlaub, wie wär's? Vielleicht auf Malta oder Zypern? Oder irgendwo in Griechenland?« Er stieg in seinen Truck. »Nach allem, was ich gehört habe, ist sie inzwischen schon ganz schön braun.«
    Lindquist lachte und winkte, startete den Motor und fuhr zur Überlandstraße zurück, ohne sich noch einmal umzublicken. Fletcher sah dem Fahrzeug nach, das zwischen den nassen Nadelbäumen davonrumpelte. Die Krähen umkreisten den alten Tower und landeten wieder, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    Auch Fletcher fuhr zur Überlandstraße zurück. Als das alte Flugfeld eine Meile hinter ihm lag, hielt er in einer Parkbucht und rief seine Anwältin Maureen Hara an. Nachdem er ihr erklärt hatte, worum es ging, schwieg sie einige Sekunden. Als sie wieder das Wort ergriff, hatte ihre gelassene irische Stimme eine gewisse Schärfe.
    »Gestern Nacht eine Morduntersuchung und heute ein Auslieferungsersuchen der Vereinigten Staaten?«
    »Können die das machen?«
    »Nach dem neuen Vertrag - theoretisch ja. Es hinge davon ab, was Sie auf diesem Flugfeld gemacht haben.«
    »Luftwaffenstützpunkt, wollten Sie sagen.«
    »Herrje, Tom. Das kann Ihr Leben ruinieren. Und das sage ich Ihnen als Juristin.«
    »Außerdem glaube ich, dass sie mein Bildtelefon abhören und die Bilder auffangen.«
    »Haben Sie dafür irgendwelche Beweise?«
    »Sie wissen, dass Cathleen inzwischen braun gebrannt ist.«
    »Wo ist sie denn?«
    »Auf Kreta.«
    »Na, dann kann man sich das ja eigentlich denken.«
    »Dieser Air-Force-Kerl hat mir nahegelegt, eine Weile irgendwo im Ausland Urlaub zu machen.«
    Ein sanfter irischer Seufzer. Fletcher konnte fast vor sich sehen, wie sie die Lippen leicht öffnete und die Lider kurz schloss.
    »Tom, Gott steh Ihnen bei. Ich finde, das klingt nach einem sehr vernünftigen Vorschlag.«
    Fletcher startete den Motor, ließ ihn aber noch im Leerlauf tuckern und stand einfach da, eine kleine Kapsel aus Stahl und Plexiglas unter dicken, dunklen Gewitterwolken.
    Menschen wie Lindquist konnten ihm die Zukunft rauben. Den Prozess würden die Amerikaner letztlich zwar verlieren, aber sein Leben wäre trotzdem ruiniert.
    Fletcher holte die Kopien der Stahlhexen hervor und strich sie auf dem Armaturenbrett glatt. Die mit Nieten bemalten Körper der beiden Frauen waren ganz auf Stromlinienform getrimmt und ihr Haar flatterte hinter ihnen her. Beide waren auf dem Weg in die Zukunft.
    Pilot und Einheit unbekannt.
    Fletcher rief mit dem Handy die öffentlich verfügbaren
    Informationen über den Autor des Nose-Art-Buches ab. Er hieß Charlie Fenner und besaß eine Werkstatt in der ländlichen Region westlich von Cambridge. Fletcher legte den Gang ein, beschleunigte und fuhr auf der Überlandstraße weiter.
    Ja, Major Lindquist hatte Macht. Er hatte Zugang zu Datenbänken, die vielleicht umfangreicher waren, als Fletcher auch nur ahnte. Aber Lindquist wusste nicht alles.
    Er wusste nichts vom allsommerlichen Summen der Straßenlaterne vor dem geöffneten Fenster und vom Klappern der Schreibmaschine im Nachbarzimmer. Oder wie Kate über die Brücke beim Wehr davongegangen war. Lindquist wusste nicht, dass Fletchers Leben plötzlich einen neuen Sinn bekommen hatte: Er musste Aspen Slade daran hindern, seine Mutter zu ermorden.
    Und Lindquist

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