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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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misstrauischen Blick auf das Fahrzeug.
    Mich selbst retten, dachte er. Wovor denn genau? Jetzt interessiert sich schon die US Air Force dafür, wie viel ich eigentlich weiß. Und zwar so brennend, dass man mich auf einen amerikanischen Stützpunkt kommen lässt und eine Kamera im Zimmer versteckt.
    Die US Air Force.
    Herrgott.
    Und die in dem Wagen da hinten, die gehören dazu.
    Das Fahrzeug folgte ihm immer im gleichen Abstand. Es war ein riesiger amerikanischer Truck, mit einem Kühlergrill so groß wie die Fenster in Fletchers Wohnung und einem General-Motors-Logo, das sich auf Höhe von Flet-chers Audi-Dach befand. Der Truck war mattgrün, und quer über die Motorhaube lief eine mittels Schablone in Weiß aufgetragene Seriennummer. Es gab kaum ein weniger geeignetes Fahrzeug, um jemandem auf einer englischen Straße unauffällig zu folgen. Und genau darum ging es offensichtlich. Nach ein paar Meilen scherte der Fahrer unmittelbar hinter Fletcher ein.
    Der Himmel war inzwischen so dunkel, als wollte es schon Abend werden. Als Fletcher das Standlicht anmachte, tat der GM-Truck es ihm nach, und die Lichter flackerten, wenn sich das riesige Fahrzeug bei Unebenheiten der Straße hob und senkte. Hinter dem Steuer war der Umriss des Fahrers zu erkennen. Einen Beifahrer gab es nicht.
    Inzwischen war fast kein Verkehr mehr auf der Straße. Fletcher erwartete, dass der Truck zum Überholen ansetzen und auf einer Höhe neben ihm herfahren würde. Doch sie kamen zu einer Stelle, wo eine betonierte Fahrbahn von der Straße in ein Fichtenwäldchen abzweigte, und dort betätigte der Fahrer zweimal die Lichthupe. Fletcher dachte einen Moment lang nach, dann bog er ab. Er sah, wie der grüne Truck schwerfällig hinter ihm herschwankte. Die Betonstrecke führte zwischen Nadelbäumen entlang, die im trüben Licht der dichten Bewölkung grünlich glänzten. Ein paar Krähen kreisten in der Luft. Dann wurde der Beton holpriger. Fletcher sah, dass der Weg nur noch ein paar hundert Meter weiter führte, ehe er auf eine Art zerklüftete Absperrung stieß. Noch immer wurde Fletchers Rückspiegel von der Kühlerhaube des Trucks ausgefüllt.
    Die US Air Force.
    Verdammte Scheiße.
    Er beschleunigte, brachte den Motor auf Hochtouren und jagte mit ächzender Federung über die holprige Piste. Der Kühlergrill in Fletchers Rückspiegel fiel ein Stück zurück, holte dann aber wieder auf. Vor ihm, am Ende des Wegs, wurde die Absperrung nun deutlicher erkennbar: ein wilder
    Haufen großer Betonbrocken, aus denen in alle Richtungen Stahlträger abstanden. Nur noch Sekunden, und er würde dagegen krachen.
    Er versetzte dem Lenkrad einen leichten Ruck nach links, spürte, wie der Wagen die Bodenhaftung verlor, und riss ihn rechts herum, wobei er gleichzeitig die Handbremse betätigte. Der Audi wirbelte quietschend im Halbkreis herum, Betongeröll spritzte in alle Richtungen, und landete dann mit einem dumpfen Rums, den Fletcher bis in die Wirbelsäule spürte, wieder auf allen vier Reifen. Fletcher sah das General-Motors-Logo geradewegs an sich vorbeischlittern, während der Fahrer so heftig auf die Bremse trat, dass die Reifen quietschten. Dennoch gelang es ihm nicht, rechtzeitig zum Stehen zu kommen, und einer der mächtigen Kotflügel krachte gegen die Stahlträger, ein Scheinwerfer zerbrach und Scherben fielen klirrend zu Boden.
    Die Krähen flogen davon.
    Der Fahrer des Trucks wendete, schaltete den Motor ab und stieg aus. Fletcher stand schon neben seinem Wagen und wartete auf ihn. Sie musterten einander durch den Qualm in der Luft und den Geruch verbrannter Reifen.
    Der Mann war ihm fremd: Ende Dreißig, in grüner Drillichuniform mit Schulterstreifen, mittelgroß und schlank. Keine Kopfbedeckung, das blonde Haar kurz geschoren und grau meliert. Ein klares, nordeuropäisches Gesicht. Große Zähne, blaue Augen. Auf dem an der Brusttasche festgenähten Namensschildchen stand: Lindquist.
    »Schade, das mit Ihrem Wagen«, sagte Fletcher.
    Der Mann zuckte die Schultern und reichte ihm die Hand.
    Fletcher ergriff sie. Kühle Haut, militärisch fester Händedruck. Der Mann hielt Fletchers Hand einen Moment lang fest und sah ihm dabei in die Augen. Dann lächelte er.
    »Major Jerry Lindquist, US Air Force, Interner Beirat« sagte er.
    »Was ist das denn? Militärpolizei?«
    Lindquist breitete die Arme aus. »Ich bin eben ein Interner.«
    »Klingt wie eine Krankheit.«
    »Oh, und genau so fühlt es sich manchmal auch an.« Er knipste sein Lächeln

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