Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
Vom Netzwerk:
Nachdem es Dich erwischt hatte, haben wir noch einen Panzerangriff unternommen, aber die Wassertürme nicht eingenommen. Die Panzer sind dann in einen anderen Abschnitt gekommen. Einen hatten die Fritzen angeschossen, und wir haben seinetwegen einen guten Monat Krieg geführt. Der Divisionskommandeur hatte befohlen, unter ihm ein Feuernest einzurichten. Und der Divisionskommandeur der Fritzen hatte offenbar genau dasselbe angeordnet, so haben wir uns denn wegen dieses Panzers gehauen … Direkt schafften wir es nicht, in den Bataillonen waren nur fünf bis sieben kampffähige Soldaten. Wir waren gezwungen, uns heranzugraben. Und der Boden war hart wie Stein, und Sprengstoff war knapp. Die Wolga hat zwei Wochen lang nicht zufrieren können. Zwieback und Konzentrate haben uns die ›Kukurusniks‹ abgeworfen.
    Schließlich haben wir den Panzer erobert. Hatten einen Tunnel von zweiundzwanzig Meter Länge gegraben, etwa hundert Kilogramm Sprengstoff reingepackt und dann krachen lassen! Sind über den Trichter Sturm gelaufen. So sind wir! Ich habe Tugijew, Agniwzew (er ist im Augenblick im Lazarett – verwundet) und Deinen Walega zum ›Sternchen‹ 14 vorgeschlagen – tapfere Burschen! – und die anderen zur ›Kühnheit‹ 15 . Jetzt steht unter dem Panzer Farbers Maschinengewehr – deckt die Fritzen tüchtig zu. Die Wassertürme sind noch in ihrem Besitz. Sie haben sich in die Erde eingegraben wie die Maulwürfe, sind von keiner Seite zu erreichen … Hauptsächlich kämpfen wir jetzt mit Artillerie, mit Ausnahme der schweren ist sie auf das rechte Ufer hin über - befördert worden. Neben unserem Unterstand ist eine Batterie Divisionsgeschütze aufgestellt worden – läßt einen nicht schlafen. Rodimzews Division und die Zweiundneunzigste sind rechts von uns eingesetzt worden, in dem Abschnitt der Tramwainaja-Straße. Die tapfere Neununddreißigste hat den ›Roten Oktober‹ beinahe völlig gesäubert.
    Im Zug sind wir jetzt drei: ich, Garkuscha und Walega. Tugijew ist mitsamt den Pferden an Kuleschows Stelle am linken Ufer. Kuleschow ist bei einem Haferdiebstahl ertappt und in die Strafkompanie versetzt worden. Tschepurnyj, Timoschka und den Kleinen, der beständig Harz gekaut hat – seinen Namen habe ich vergessen –, haben wir auf dem Mamai-Hügel verloren. Dort haben wir uns zwei Wochen verteidigt, zusammen mit den Chemikern und den Aufklärungsleuten. Zwei haben wir dort beerdigt, und von Timoschka haben wir nur die Fellmütze gefunden. Schade um ihn. Seine Ziehharmonika liegt nun nutzlos da. Urasow ist auf eine Mine geraten, ihm ist der Fuß abgerissen worden. Drei andere, Neue, die Du nicht kennst, haben wir ebenfalls ins Lazarett geschickt. Von den Stabsleuten hat es den Chef des Gasschutzdienstes, Turin, und den Dolmetscher er wischt. Deinem ›Liebling‹, Astafjew, haben die Fritzen einen Splitter direkt ins Hinterteil gepfeffert (wie das passieren konnte, verstehe ich nicht – aus dem Unterstand ist er ja nie rausgekrochen), jetzt liegt er auf dem Bauch und sortiert sein Archiv.
    Wir bauen jetzt Beobachtungsstände. Jeden Tag einen neuen. Etwa fünf Stück haben wir schon gemacht – aber sie gefallen dem Major alle nicht; Du kennst ihn doch. Einen haben wir im Fabrikschlot eingerichtet, neben dem chemischen Werk, wo soviel Waschblau ist, einen andern auf dem Dach wie einen Taubenschlag. Von dort aus hat man gute Sicht, aber der Major sagt: ›Kalt, zieht zu sehr.‹ Er hat befohlen, unter einem Haus einen zu bauen, in der Siedlung, neben dem Einschnitt, wo die Lokomotive FD steht. Die Artilleristen aber aus dem 270. haben ihre Kanonen dorthin gebracht und ziehen nun das Feuer der Fritzen auf sich. Die Granaten krepieren ganz in der Nähe – wie soll man den Major dahin schleppen.
    Im übrigen, komm recht schnell hierher, wir werden uns zusammen ein gutes Plätzchen aussuchen. Außerdem wirst Du graben helfen (hahaha!), ich habe schon an den Händen solche Blasen, daß ich keinen Spaten mehr anfassen kann. Dein Ustinow, der Divisionsingenieur, geht mir gründlich auf die Nerven: verlangt Skizzen und nochmals Skizzen, und Du weißt ja selbst, daß das für mich das Ende bedeutet. Schirjajew läßt Dich grüßen, seine Hand ist wieder ganz in Ordnung.
    Ja … Im zweiten Bataillon ist ein neuer Arztgehilfe, an Stelle von Burljuk, der zu einem Lehrgang gefahren ist. Wenn Du kommst, wirst Du selbst sehen. Tschumak verbringt dort ganze Tage; jeden Tag putzt er seine Koppelschnalle mit Kreide. Kurzum

Weitere Kostenlose Bücher