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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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mit Appetit.
    »Nun, wie steht’s? Führt ihr Krieg?«
    »So ein wenig«, antworte ich.
    »Habt die Wassertürme bis jetzt noch nicht eingenommen?«
    »Nein, noch nicht … Mit bloßen Händen kann man sie nicht einnehmen.«
    Die Panzermänner lachen.
    »Verlaßt euch auf uns, was?«
    »Auf wen sonst? Im Zeitalter der Technik …«
    Der Leutnant mit den dichten Bartstoppeln, die ihm beinahe bis an die Augen reichen, lacht.
    »Weißt du, wo diese Technik schon überall gewesen ist?«
    »Den Kästen sieht man an, daß ihr gründliche Arbeit geleistet habt. Wart ihr an der Südwestfront?«
    »Frag lieber, wo wir nicht waren.«
    »Wart ihr bei Charkow?«
    »Bei Charkow? Warst du da?«
    »Freilich.«
    »Kennst du Nepokrytaja, Ternowaja?«
    »Und ob! Dort sind wir zum Angriff angetreten.«
    »Das gefällt mir, angetreten. Euretwegen haben wir Charkow aufgeben müssen. Wir waren schon auf dem Traktorenwerk … Ist noch was vom Hasen da?«
    »Nur noch das Fell.«
    »Schade, Alkohol haben wir …«
    »Wir werden schon irgendwas organisieren.«
    Ich schicke Walega zu Tschumak.
    »Sag, daß er herkommen und was zu essen mitbringen soll. Wieviel Alkohol habt ihr?«
    »Wird schon reichen, keine Sorge.«
    Walega macht sich auf den Weg, der Sergeant auch.
    »Ihr lebt wie die Götter«, sagt der narbige Leutnant mit einem Blick auf den dicken Amor am Spiegel. »Wie die Herren …«
    »Ja, über die Wohnverhältnisse können wir uns nicht beklagen.«
    »Bücher lest ihr auch?«
    »Manchmal …«
    Er blättert im »Martin Eden«.
    »Ich weiß schon nicht mehr, wann ich zum letztenmal ein Buch in der Hand gehabt habe. Ich glaube, in Peremyschl, was? Am Sonnabend vor Kriegsbeginn. Wahrscheinlich habe ich das Lesen schon verlernt.« Er lacht. »Nach dem Kriege werde ich aufs neue zu lernen anfangen müssen …«
    Dann kommt Tschumak. Verschlafen, mit Daunen im Haar, sich kratzend.
    »So was nennt sich Ingenieur … Mitten in der Nacht Wodka trinken … Was für ein Einfall! Da, nimm!«
    Er zieht unter der Jacke zwei Ringe Wurst hervor und einen Laib Brot.
    »Dein Walega ist zu meinem Feldwebel gegangen, Schmorfleisch holen.«
    Er erblickt die Panzermänner.
    »Sind das eure Kästen, da am Ufer?«
    »Wessen denn sonst?«
    »Ich würde mich schämen, mich da reinzusetzen. Bis zur Vordersten werden sie nicht kommen – werden vorher auseinanderfallen.«
    Der Bärtige ist beleidigt: »Das laß nur unsre Sache sein.«
    »Natürlich nicht meine. Meine Sache ist – Wodka trinken und auf die Panzermänner schimpfen, weil sie schlecht kämpfen.«
    »Und wer bist du?«
    »Ich? Frag den Ingenieur, der wird dir’s sagen.«
    »Wahrscheinlich Aufklärer. Sieht man an der Fresse.«
    »An welcher Fresse?« Tschumak ballt die Fäuste.
    »Vorsichtig, Kleiner. Wessen Schnaps willst du denn trinken?«
    »Wieso? Ist es eurer?«
    »Natürlich.«
    »Dann Schluß. Ich bin still und nehme alles, was ich über die Panzer gesagt habe, zurück. Werdet morgen die Wassertürme einnehmen. Wie sollte man sie denn mit solchen Maschinen auch nicht einnehmen!«
    Die Panzermänner lachen. Tschumak streckt sich und knackt mit den Fingern. Der Bärtige schaut nach der Uhr.
    »Wo mag denn bloß Prichodjko stecken?«
    »Wahrscheinlich lädt er die Kanister ab oder sucht ein Gefäß. Hast du Wasser, Ingenieur? Der Alkohol ist kräftig, sechsundneunziger …«
    »Wegen des Wassers macht euch keine Sorge. Die Wolga ist gleich nebenan.«
    »Geht ihr morgen in den Angriff?« fragt Tschumak.
    »Unser Befehl lautet: Ausgangsstellungen beziehen, und dann werden wir weiter sehen.«
    »Morgen glaube ich kaum, man hat uns noch nichts gesagt.«
    »Man wird’s euch schon noch sagen.«
    »Wenn nicht morgen …« Tschumak bohrt nachdenklich mit dem Messer auf dem Tisch herum. »Wißt ihr, wie die Fritzen euch tagsüber mit direktem Beschuß zurichten werden?«
    »Man sagt, dort sei ein Abhang, nicht einzusehen.«
    »Man sagt, man sagt … Und wozu sind die Messerschmitt da?«
    »Haben sie viele Pak, die Fritzen?« Der Bärtige horcht auf.
    »Für euch wird es langen.«
    Im Korridor fliegt etwas mit Gepolter hin. Jemand schimpft. Dann wälzt sich der Sergeant herein, mit Flaschen beladen.
    »Welcher Idiot hat denn die Spaten mitten in den Weg geworfen? Beinahe wären alle Flaschen kaputtgegangen.«
    Er legt die Flaschen auf die Pritsche, dreht sich um, strahlend, fröhlich.
    »Was bekomme ich für eine Neuigkeit?«
    »Was für eine Neuigkeit?«
    »Eine wunderbare. Sagt, was ich kriege,

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