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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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knacken.
    »Bitte, Kamerad!«
    Sedych nimmt ihm das Feuerzeug aus der Hand.
    »Was heißt ›Bitte‹, wir werden schon allein fertig.« Er gibt mir Feuer. »Ach, ich habe alle Taschen voller Klamotten. Kaum daß sie sich gefangen geben – gleich ein Feuerzeug. Ich habe schon an zwanzig Stück davon … Wollen Sie ein paar haben?«
    »Schon gut, hat noch Zeit. Erzähle lieber. Vier Monate sind immerhin eine lange Zeit.«
    »Was gibt’s da schon zu erzählen, Genosse Leutnant. Ist ja immer ein und dasselbe …« Und dennoch erzählt er die gewohnte, uns allen längst bekannte, aber immer interessante Geschichte eines Grabensoldaten … Dann und dann Minen gelegt, und beinahe alle draufgegangen; dann und dann vierundzwanzig Stunden in der Schlucht gelegen – ein Scharfschütze hat sie nicht aufstehen lassen –, die Feldmütze ist an drei Stellen durchschossen; später etwa zwei Wochen in der Eisengießerei umzingelt gewesen, von den Deutschen bombardiert. Zu fressen gab’s nichts, aber – was schlimmer war – auch nichts zu trinken. Und er ist viermal an die Wolga gegangen, um Wasser zu holen, und dann … dann wieder Minen gelegt, Minen geräumt, Drahtwalzen gelegt …
    »Sie wissen ja alles selbst …«, lächelt er mit seinem klaren, lieben Lächeln.
    »Hast mich also nicht enttäuscht. Ich wußte, daß du mich nicht enttäuschen würdest. Komm, wir wollen noch eine rauchen, und dann gehe ich die Unsrigen suchen. Weißt du, wo sie sind?«
    »Die sind alle dort … dort vorn. Hinter der Langen Schlucht müssen sie sein. Nur ich Hinkebein bin zurückgeblieben.«
    »Sonst niemand?«
    »Ein Stabsoffizier noch. Dort, in dem Unterstand. Er ist verwundet.«
    »Astafjew, was?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Ein Oberleutnant.«
    »In dem Unterstand, sagst du?« Ich begebe mich zum Unterstand.
    »Also am Abend erwarten wir Ihren Besuch, Genosse Leutnant!« ruft Sedych hinter mir her. »Ich werde Igor Wladimirowitsch nichts sagen. Hinter der Biegung der zweite Unterstand links. Drei Stufen und ein blauer Türdrücker.«
    Astafjew liegt auf dem Bett, Kissen unter dem Bauch, und schreibt etwas. Das Telefon steht daneben auf dem Hocker.
    »George! Mein Teurer! Wieder zurück!« Er zerschmilzt zu einem Lächeln, streckt mir seine volle, zarte Hand entgegen. »Gesund wie ein Stier?«
    »Wie Sie sehen.«
    »Und ich hab Pech gehabt. Das Regiment jagt die Deutschen, und ich notiere Berichte wie ein Telefonjunge.«
    »Nun, ist doch nicht so schlimm. Auf diese Art schreibt sich Geschichte leichter.«
    »Wie man’s nimmt … Setzen Sie sich, stellen Sie das Telefon auf den Boden, und erzählen Sie.« Er versucht, sich umzudrehen, verzieht aber das Gesicht und schimpft. »Der Ischiasnerv ist verletzt, höllische Schmerzen …«
    »Dafür ist Krieg, nichts zu machen … Wo sind die Unseren?«
    »In der Stadt, George, in der Stadt, mitten im Zentrum. Das erste Bataillon erstürmt den Bahnhof. Farber hat soeben angerufen, sie belagern das Hotel, neben der Mühle. An fünf zig SS-Leute sitzen dort und wollen sich nicht ergeben … Setzen Sie sich doch.«
    »Danke! Und wo ist Schirjajew? Lissagor?«
    »Dort, alle dort. Sind am Morgen zum Angriff angetreten. Wollen Sie nicht rauchen? Deutsche, erbeutete …« Er hält mir eine grüne Zigarettenpackung hin.
    »Ich mag sie nicht. Sie kratzen im Hals. Und was ist das? Auch ein Beutestück?«
    Auf dem Tisch steht ein riesiges Akkordeon mit glänzendem Perlmuttbesatz.
    »Ein Beutestück. Tschumak hat es Schirjajew geschenkt. Dort sind ja so viele …«
    »Nun gut, ich werde gehen.«
    »Bleiben Sie doch ein Weilchen. Erzählen Sie, wie es im Hinterland ist.«
    »Ein andermal, bei Gelegenheit. Ich möchte Schirjajew sehen.«
    Astafjew lächelt.
    30
    Wir liegen in einem zerstörten Haus – ich weiß nicht mehr, wie wir hierher geraten sind –, ich, Tschumak, Lissagor und natürlich Walega. Wir liegen auf Stroh. Walega raucht in der Ecke sein Pfeifchen, böse, mürrisch dreinschauend. Er ist sichtlich unzufrieden mit mir. Was soll denn das auch heißen? Meinen Offiziersmantel, der umgearbeitet worden war, mit goldenen Knöpfen, habe ich im Lazarett gelassen und statt dessen einen Soldatenmantel mitgebracht, der mir nur bis an die Knie reicht. So geht es doch nicht … Und Stiefel aus Kunstleder, mit breiten Schäften und Gummisohlen …
    »Ich habe Ihnen welche aus Chromleder beschafft«, teilte er mir finster mit, als wir uns trafen, und musterte mich unzufrieden von Kopf bis Fuß. »Sind

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