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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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hat die Verbindung immerhin erleichtert.
    Ja, Kandidi, der Kommandeur des ersten Bataillons, hat Glück. Er kann sich ins fertige Nest setzen. Und ich … der Teufel weiß, wo ich mir einen Gefechtsstand aussuchen werde. Nichts ist da, was unserem sympathischen weißen Häuschen mit dem Keller ähnelt.
    Der Major spricht langsam, ruhig, sogar ein wenig griesgrämig. Er nimmt die Pfeife nicht aus dem Mund, fährt mit dem Daumen über die Karte.
    »Die Aufgabe ist einfach – eingraben, die Stellung mit Stacheldraht und Minen umgeben und sie dann halten. Einen Monat, zwei, drei, bis man sagt, was weiter werden soll. Verstanden? Wir sind außerstande, den Mamai-Hügel ganz einzunehmen, aber was wir haben, dürfen wir nicht aufgeben.«
    Der Major reißt sich von der Karte los und heftet seine kleinen, tiefliegenden Augen auf mich.
    »Du hast es am schwersten, Kershenzew, in deiner Hand liegt die Basis des Vorsprungs. Die andere Seite hält das fünfundvierzigste Regiment. Diese beiden Stellen werden die Deutschen bestürmen, um das erste Bataillon abzuschneiden – und zugleich auch zwei Bataillone des fünfundvierzigsten Regiments, die sich ebenfalls auf dem Mamai-Hügel befinden. Und Ersatz bekommt ihr keinen mehr. Rechnet nur mit dem, was da ist. Ersatz – das sind nur Flicken. Und es ist auch kein richtiger Ersatz – Grünschnäbel.«
    Er nimmt die Pfeife aus dem Mund, spuckt auf den Boden und reibt den Speichel mit dem Fuß weg.
    »Wieviel Alte hast du noch, Kershenzew?«
    »Etwa fünfzehn, nicht mehr. Davon sind etwa zehn Matrosen.«
    »Ist nicht schlecht, Sinizyn und Kandidi haben nicht mal das. Das ist euer Rückgrat, beachtet es. Schont sie. Habt ihr Spaten?«
    Mit Spaten ist es schlecht bestellt. Bei der Abfahrt nach der Neuaufstellung hatte die Division keine Zeit mehr gehabt, das notwendige Pioniergerät zu fassen. Und das, was wir unterwegs in den Dörfern aufgelesen haben, ist verrostet und untauglich und gleich in den ersten zwei Tagen in die Brüche gegangen. Kreuzhacken sind überhaupt keine vorhanden. Von Tag zu Tag warten wir auf das fahrende Pioniergeräte-Lager, aber das ist auf dem anderen Ufer steckengeblieben, und wir behelfen uns mit altem Werkzeug, das wir zwischen den Trümmern gefunden haben.
    »Man hat versprochen, heute Minen zu liefern, Genosse Major.« In der Ecke erhebt sich ein unrasierter Leutnant in offener Jacke. »Ich habe gestern mit dem Leiter des Armeelagers gesprochen. An tausend Infanterieabwehrminen sollen wir bekommen, aber Panzerabwehrminen erst in einer Woche.«
    Der Major winkt mit der Hand ab: Weiß ich schon, setz dich.
    »Kümmert euch jetzt doppelt um die Gräben. Solange keine Pionierspaten da sind, behelft euch mit Infanteriespaten, da ist nichts zu machen. Sinizyn, du hast mehr als die andern, ich entsinne mich dessen, und dein Abschnitt ist auch leichter zu halten. Du wirst Kershenzew die Hälfte abgeben. Das ist alles. Ach ja, Lissagor!« Der Leutnant in der Jacke steht stramm. »Heute abend muß der Plan der Pionierarbeiten bei mir sein. Du, Kershenzew, wirst ihm dabei helfen. In ein paar Tagen werde ich’s von dir verlangen.«
    Er steht auf und bedeutet uns damit, daß wir hier nichts mehr zu tun haben. Wir haben so geraucht, daß man kaum atmen kann.
    3
    Am Ufer gesellt sich Lissagor zu mir.
    »Erlauben Sie, daß ich mich vorstelle: Leutnant Lissagor, Kommandeur des Pionierzuges des eintausendeinhundertsiebenundvierzigsten Schützenregiments der hundertvierundachtzigsten Schützendivision.«
    Die Stimme ist klangvoll, an Meldungerstatten gewöhnt.
    Das Grüßen geschieht vorschriftsmäßig nach allen Regeln, die Finger aneinander, Unterarm und Handfläche in einer Linie, ein zackiger Ruck nach unten. Das Gesicht ein wenig verlebt, unrasiert. Kluge Augen, mit einem Ausdruck von Schläue. Die Gestalt stämmig und fest. Alter schätzungsweise dreißig Jahre.
    »Sie interessieren sich für meine Bauten? Ein richtiger Untergrundbahnbau. Wir meißeln schon den fünften Tag.« Er hakt sich bei mir ein.
    Etwa zwanzig Schritt vom Unterstand des Majors entfernt graben Pioniere in das steile Wolga-Ufer einen Tunnel von etwa zehn Meter Länge, nicht weniger, in Form eines T. »Rechts für den Major, links für den Stabschef«, erklärt Lissagor. »Drei zu vier, können Sie sich vorstellen? Und dort, noch weiter links, noch einen – für die Operationsgruppe und für den Kommissar. Leute aber habe ich im ganzen achtzehn, Sergeanten inbegriffen. ›Und daß es bis

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