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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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übermorgen fertig ist!‹ Schön, was?«
    Die Soldaten meißeln mit Hacken den Boden aus, der hart wie Stein ist. Zwei meißeln, zwei tragen die Erde in Eimern hinaus, zwei befestigen die Holzverschalung. Auf der Erde steht eine Petroleumlampe. Es riecht nach Ruß, Schweiß
    und feuchter Erde.
    Lissagor hockt sich nieder, lehnt sich mit dem Rücken gegen die Holzverschalung und raucht.
    »Genauso einen habe ich bereits fertiggestellt. Mit Brettern verkleidet, Diele, Oberlage, Sperrholzwände. Habe ein Öfchen in der Ecke aufgestellt. Hier dieser Schnurrbärtige, mein stellvertretender Zugführer, hat alles mit eigenen Händen gemacht – Ofen, Rohre; er hat Geschick zu allem. Hatten eine Zweiliterlampe mit einem grünen Schirm aufgetrieben. Der Major hatte schon überlegt, wo das Bett hinzustellen sei. Da kam Tschuikow, setzte sich auf den Stuhl und fragte, wie hoch die Erdschicht über dem Kopf sei – und die ist etwa zwölf Meter dick –, und unser Major mußte seiner Wohnung Lebewohl sagen, und die Pioniere mußten ganz von vorn beginnen. So ist es im Krieg, Genosse Leutnant. Leute habe ich so gut wie keine.«
    »Und ich wollte mir auch bei dir welche erbitten, etwa fünf Mann.«
    Lissagor wird aufmerksam.
    »Wozu?«
    »Hast ja gehört, was der Major vorhin von den Minen sagte.«
    »Das mögen die Divisionspioniere machen. Dazu sind
    sie da. Unsere Sache ist – Gefechtsstände, Beobachtungsstellen. Sie sind hundert Mann und wir achtzehn. Kommen ohnehin schon bei Tag und Nacht nicht zum Schlafen. Und außerdem diese Minen, weißt du denn, wann sie eintreffen werden?«
    »Du hast ja selbst gesagt, daß tausend Stück in Aussicht gestellt worden sind.«
    »Gesagt, gesagt … was sagt man nicht alles … Dazu ist er ja Lagerleiter, um zu lügen. Kennst du die denn nicht?« »Gut. Wir wollen nicht streiten. Organisiere mir für die morgige Nacht fünf Mann – eigene oder fremde –, das übrige interessiert mich nicht.«
    Lissagor schnauft und bohrt mit einem finnischen Messer in der Erde zwischen seinen Füßen.
    »So ist es immer – organisiere, mach bis morgen früh, bis heute abend … aber mit wem und wie, danach fragt niemand.
    Ich kann über Nacht kein Bataillon zur Welt bringen. Du siehst doch, was die Leute für Rücken haben – zum Auswringen.«
    Ich stehe auf.
    »Nun, was hilft’s, ich werde gezwungen sein, dem Major zu melden: Die Pioniere sind mit dem Bau von Unterständen beschäftigt, für die Befestigung der Verteidigungslinien sind keine da.«
    Lissagor steht auch auf.
    »Du bist ja ganz eigensinnig … Lauf doch nicht weg! Ich werde dir Leute schicken. Aber sie werden nichts zu tun haben dort. Du wirst noch wochenlang Laufgräben graben.« »Laufgräben sind Laufgräben, und Minen sind Minen.
    Morgen abend werde ich dir Leute schicken.«
    »Wozu? Minen zu holen?«
    »Wozu denn sonst?«
    Lissagor antwortet nicht. Gebückt kriecht er aus dem Tunnel.
    »Komm an die Luft, solange keine Fritzen da sind.« Die Sonne blendet die Augen. Das Ufer ist der reinste Ameisenhaufen. Man schleppt, gräbt, baut. Es rauchen die Küchen, die förmlich am Abhang kleben. Wäsche wird getrocknet: Hemden, Unterhosen. Es leuchten Kupferberge von Munition mit roten, blauen, gelben Köpfen. Kästen mit Patronen, Säcke. Wieder Kästen. Eine verunstaltete Kanone ohne Lauf, eine angeschossene »Katjuscha«. Ein aufgedunsener Pferdekadaver, von Fliegen übersät. Die Hinterbeine sind schon abgeschnitten.
    Links ein halbversunkener Schleppkahn, nur die Rippen ragen heraus. Die Holzverschalung ist ins Lagerfeuer gewandert, und auf den Rippen sitzen, wie die Hühner auf der Leiter, vier Soldaten und waschen ihre Hemden, wiehern lustig und bespritzen sich gegenseitig. Ihre Rücken schimmern weiß.
    Der Himmel ist blau, blendend, ohne ein einziges Wölkchen. Ein schneeweißes Kirchlein mit grüner Spitzkuppel lugt aus dem goldenen Espenlaub am anderen Ufer hervor.
    Dort sind auch viele Menschen, sie wimmeln und kribbeln am Strand herum, der in der grellen Sonne ganz weiß erscheint. Von Zeit zu Zeit breiten sich lautlos die schneeweißen Sträuße der Granatexplosionen aus, dann erst dringt das Geräusch bis zu uns. Die Menschen laufen auseinander. Nach einigen Minuten kommen sie wieder zusammen, hasten weiter, hin und her.
    Ein kleines Boot paddelt am Ufer im Wasser wie ein Wasserkäfer. Die Strömung ist stark, und es wird nach rechts abgetrieben. Schnell, schnell blitzen die Ruder auf.
    »Gleich werden sie anfangen zu

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