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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Gang wurden Schritte laut. Doktor Getman trat vom Fenster zurück. Sekunden später flog die Tür so weit auf, dass sie gegen die weiß getünchte Wand stieß. Mit großen Schritten stürmte Professor Juschtschenko ins Zimmer.
    „Zeigen Sie mal her!", forderte er, ohne den Hauch einer Begrüßung.
    Getman deutete auf den zweiten Monitor, der die kritische Phase bereits in einer Endlosschleife wiederholte. Danach schloss er rasch die Tür, damit keine der Schwestern mitbekam, wie hier mit ihm umgesprungen wurde.
    „Unglaublich!", murmelte Juschtschenko, während er die Daten überflog. „Zweihundertundzwölf Mikrovolt! Damit bringt man ja fast einer Taschenlampe zum Leuchten. Sind Sie sicher, dass mit dem EEG alles in Ordnung ist?"
    „Natürlich", gab Getman verärgert zurück. „Ich bin schließlich kein Anfänger." Genau genommen war er für die Rolle des Privatbabysitters sogar maßlos überqualifiziert, aber das behielt der junge Assistenzarzt lieber für sich. Juschtschenko verfügte über weitreichende Beziehungen. Man verscherzte es sich lieber nicht mit ihm, ordnete sich ihm besser unter.
    „Nur die Ruhe, Doktor Getman." Der Professor lächelte gewinnend. Was für ein seltener Anblick. Eine absolute Rarität! „Ich habeSie hier schließlich postiert, weil ich Ihnen voll und ganz vertraue. Meine Güte! Höchstwerte von neunundachtzig Hertz! Das sind keine Beta-Wellen mehr, sondern etwas vollkommen Neues. Vielleicht die Getman-Welle, was meinen Sie?" Er grinste breit, wurde aber übergangslos wieder völlig ernst. „Vorläufig muss das natürlich alles geheim bleiben, ist doch wohl klar. Erst, wenn wir die vorliegenden Ergebnisse hieb- und stichfest untermauern können, dürfen wir uns an die Öffentlichkeit wagen. Die Gefahr, sich zu blamieren, ist in der Anfangsphase sehr hoch. Sie wissen ja, was sich gerade vor der Klinik abspielt. Da wimmelt es nur so von Scheckbuch-Journalisten, die mit dem schnellen Dollar winken. Was glauben Sie wohl, wie viele unserer Schwestern und Pfleger da widerstehen könnten. Hm, Getman?"
    Doktor Getman konnte sich nicht helfen, er fühlte sich zutiefst geschmeichelt.
    „Halten Sie diese Daten wirklich für so wertvoll?", fragte er, stolz auf sich selbst. „Ich für meinen Teil kann damit nichts anfangen. Da sind Impulse verzeichnet, für die das menschliche Hirn eigentlich nicht geschaffen ist."
    „Na und?"Juschtschenkos Lächeln gewann erneut an Breite, bis es die untere Gesichtshälfte fast von der oberen abspaltete. „Es gibt immer ein erstes Mal. Vielleicht haben wir es ja mit einer Mutation zu tun? In dem Fall stoßen wir möglicherweise schon bald das Tor zu einem ganz neuen medizinischem Kapitel auf. Aber vorerst gilt es, weiter Daten zu sammeln und ..." Er legte den Zeigefinger über die Lippen. „... verschwiegen zu sein."
    „Haben Sie denn eine Vorstellung davon, was mit dem Jungen passiert sein könnte?", fragte Doktor Getman. „Meinen Sie, er hat durch die Explosion irgendeinen bleibenden Schaden davongetragen?"
    „Schaden?"Juschtschenkos Lächeln nahm einen mitleidigen Zug an. „Ich bitte Sie, junger Kollege. Lassen Sie ein wenig Ihre Fantasie spielen."
    Ohne den geheimnisvollen Ratschlag weiter auszuführen, verschwand er aus dem Zimmer und ließ einen mehr als konsternierten Doktor Getman zurück.
    Von einem unerklärlichen Drang getrieben, eilte Professor Juschtschenko in sein Büro zurück. Schwestern und Ärzte, die nach ihm riefen, bekamen nur seinen Rücken zu sehen. Zum Glück wurde er nicht über Lautsprecher in den O. P. bestellt. In seinem derzeitigen Zustand hätte er die Durchsage höchst wahrscheinlich ignoriert. Die noch kurz zuvor zur Schau gestellte Selbstsicherheit, war mit einem Mal von ihm abgefallen.
    Sein von Tennis und Kraftsport gestählter Körper zitterte, ein dichtes Netz von Schweißperlen bedeckte seine Stirn. Er musste telefonieren und zwar sofort. Es war ein wie ein Zwang. Er konnte nicht anders. Keuchend drückte er die schwere Eichentür hinter sich ins Schloss und drehte den Schlüssel zweimal um.
    Endlich ungestört. Die Nummer, die er gleich wählen musste, überlagerte jeden anderen Gedanken. Seine Nervosität würde erst während des Gesprächs nachlassen, das wusste er genau.
    Juschtschenko hastete zum Schreibtisch, riss den Hörer von der Gabel und begann wie wild auf den Ziffertasten herumzuhämmern. Die Nummer, die er eingab, stand in keinem Telefonbuch. Er hatte schon lange nicht mehr an sie gedacht und sogar

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