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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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abgeschaltet in der Ecke. Die Kontakte klebten zwar noch auf seiner Brust, waren aber nicht mehr angeschlossen. Der Junge schlief, doch man hatte Alexander versichert, dass er schon bald wieder erwachen würde.
    Gelangweilt ließder Major seinen Blick schweifen.
    Der hohe technische Standard der abgeschalteten Geräte stand in krassem Gegensatz zum allgemeine Zustand des Einzelzimmers. Die früher einmal weißen Wände waren längst vergilbt. Feine Risse durchzogen die obere Farbschicht, gröbere Unebenheiten wurden von nackter Spachtelmasse ausgeglichen. Für einen neuen Anstrich fehlte offenbar das Geld.
    Ein leises Räuspern erregte seine Aufmerksamkeit. David Rothe wälzte sich unbehaglich im Bett, öffnete seine Augenlider einen Spalt weit und schloss sie gleich darauf wieder. Erst nach einigem Blinzeln gewöhnten sich seine Pupillen so weit ans Tageslicht, dass er richtig sehen konnte.
    Alexander drückte die halb heruntergebrannte Zigarette am Fensterrahmen aus und warf sie durch den Spalt ins Freie.
    „Mama!", lautete das erste Wort, das dem Jungen auf dem Bett entfuhr. Kurz darauf wurde ihm bewusst, dass das eher die Reaktion eines ängstlichen Kindes denn eines Heranwachsenden war. Er errötete und bedachte Alexander mit einem finsteren Blick, als wäre dieser für seinen instinktiven Ausrutscher verantwortlich.
    Hastig versuchte sich David ein Stück in die Höhe zu schieben, scheiterte aber an seinen matten Gliedern.
    „Meine Eltern ...", nahm er einen neuen Anlauf, diesmal auf Russisch. Ihm war also klar, wo er sich befand. „Wo sind sie? Geht es ihnen gut?"
    Alexander zog einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder, um nicht von oben auf den Jungen herabblicken zu müssen. Die umständliche Aktion verschaffte ihm zudem wertvolle Bedenkzeit, um sich eine passende Antwort zurechtzulegen. Keine leichte Aufgabe. Er durfte das Gespräch auf keinen Fall mit einer Lüge beginnen, das würde jedes Vertrauen sofort im Keim ersticken.
    Blieb also nur die bittere Wahrheit.
    „Der Aufenthaltsort eurer Reisegruppe ist leider unbekannt", sagte der Major sanft. „Wir haben eigentlich gehofft, dass du seinen Suchmannschaften einen Tipp geben könntest..."
    Davids Miene spiegelte Schmerz wider, Überraschung suchte man dagegen vergeblich. Es erweckte eher den Eindruck, als hätte sich für ihn nur eine dunkle Ahnung bestätigt.
    „Wer sind Sie?", wollte er wissen. Seine Eltern schienen plötzlich nebensächlich, ihr Schicksal bereits abgehakt zu sein.
    „Major Marinin von der Abteilung für Schwerkriminalität in Tschernobyl", stellte sich Alexander vor. „Ich leite die Ermittlungen in Sachen verschwundener Reisebus."
    „Verschwunden?", echote David. „Wieso verschwunden?" Angst und Verwirrung klangen aus seinem schwankenden Tonfall.
    Nein, korrigierte Alexander seine erste Einschätzung, die Eltern sind keineswegs abgehakt. Der Junge sorgt sich sehr um sie. Mehr, als er nach außen hin zugeben mag.
    „Nun, verschwunden im Sinne von nicht mehr aufzufinden", erklärte er. „Wir sind uns selbst noch nicht ganz schlüssig, wie das möglich ist. Es gab scheinbar eine Art Entladung, irgendein Energiephänomen. Aber das erklärt nicht, wie der Bus und die Menschen spurlos verschwinden konnten."
    Punkt für Punkt wiederholte er den Bericht der Hubschrauber-Besatzung, doch der Junge sah ihn nur mit wachsendem Unverständnis an. Sprachliche Missverständnisse schieden dabei aus. Alexander hatte Erkundigungen eingezogen. Davids Vater war zwar Deutscher, seine Mutter stammte jedoch aus Semihodi, einem kleinen Dorf nördlich von Tschernobyl. Bei der Katastrophe 1986 hatte sie Strahlenschäden erlitten und war im Zuge einer medizinischen Nachsorge nach Deutschland eingeladen worden, wo sie ihren späteren Mann kennen lernte.
    Ihr heimischer Sprachunterricht konnte nur als vorbildlich bezeichnet werden. David beherrschte sein Russisch fließend.
    „Kannst du dich erinnern, was passiert ist?", fragte Alexander.
    „Ich weißnicht recht." David rieb seine Schläfen, als spüre er einen bohrenden Schmerz. „Ich habe mich in so einer alten Schule umgesehen. Es gab da eine Tafel und so was. Dann wurde es plötzlich gleißend hell. Mehr weiß ich nicht."
    „Das ist alles?" Alexander bemühte sich vergeblich, seine Enttäuschung zu verbergen. „Mehr nicht?" David war ihr einziger Augenzeuge. Nur er konnte neue Punkte zu Tage fordern, bei denen sich die Ermittlungen ansetzen ließen. „Kannst du wenigstens das

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