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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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in Wohlgefallen auf. Kleine Birken wuchsen ihnen aus dem Motorraum und durchs offene Dach.
    Alexanders Aufmerksamkeit konzentrierte sich aber auf etwas anderes. Er konnte nämlich gerade noch einen Blick auf einen torkelnden Schatten erhaschen, der knapp fünfzig Meter entfernt unter einem dicht belaubten Quittenstrauch abtauchte und zwischen zwei eng beieinander stehenden Häusern verschwand.
    „Halt! Stehen bleiben!", rief er, jedoch ohne Erfolg.
    Rasch eilte er einen schmalen Pfad entlang, der einen leichten Bogen zu einer nordöstlich gelegenen Ruine beschrieb. Die bröckelige Fassade versperrte den Blick auf das direkt darunterliegende Klinikgelände. Viele Ärzte und Pfleger kürzten ihren Weg durch die Ruine ab, vor allem außerhalb der offiziellen Pausen, wenn sie nicht gesehen werden wollten.
    So wie Doktor Getman auf seinem letzten Weg.
    Alexander folgte dem Pfad bis zu seinem Scheitelpunkt, dann schlug er sich in Richtung des Schattens durch, den er gesehen zu haben glaubte. Am Durchgang angekommen, entdeckte er zwar niedergetretene Grashalme, aber dafür konnten genauso gut Tiere verantwortlich sein. In einiger Entfernung klapperten Wagentüren, gleich daraufheulte ein Motor auf.
    Zufall? Oder ein Mörder auf der Flucht? Falls ja, war es sinnlos, noch hinterher zu laufen.
    Vergeblich hielt Alexander nach Blutspuren Ausschau. Seine Überlegung, dass dem torkelnden Gang des Flüchtenden eine Verletzung zugrunde lag, zerschlug sich damit.
    Nach allen Seiten sichernd kehrte er zum Imbiss zurück. Erst zehn Schritte vor der rückwärtigen Tür sah er im Gras kleine dunkle Lachen schimmern. Getman war seinem Mörder buchstäblich auf den letzten Metern in die Hände gefallen.
    Oleg kniete gerade über dem Toten, dessen Wangen unnatürlich bleich, fast wächsern wirkten. Getmans Hände hatte er zur Seite geschoben, um die Wunde freizulegen. Sie erstreckte sich vom Brustbein bis zu Kehle. Daher der schnelle Blutverlust.
    „Sieht nach einem Hundebiss oder Ähnlichem aus", sagte der Hüne und zeigte auf die beinahe kreisrund verlaufenden Einkerbungen.
    „Nein, ganz und gar nicht", widersprach Alexander, „Hunde und Wölfe schnappen ganz anders zu. Hier steckt irgendeine Sauerei dahinter."Welche genau, vermochte er allerdings nicht zu sagen.
    Oleg stand auf und stemmte beide Hände in die Hüften. „Doktor Getman war ein netter Kerl", sagte er, „aber ein Toter ist schlecht fürs Geschäft."
    „Keine Sorge", beruhigte ihn Alexander. „Meine Abteilung kann derzeit keine Schlagzeilen über tote Ärzte gebrauchen, die den einzigen Überlebenden der Stillen Stadt behandelt haben."
    Oleg strich sich nachdenklich über die langen Bartspitzen, bis ein Funkeln in seine Augen trat. „Ich hätte da einen fensterlosen Kühlraum zu bieten."
    „Klingt gut"gestand Alexander. „Da verfrachten wir den guten Doktor erst mal hinein. Allerdings kommst du nicht drum herum, deinen Laden den Nachmittag über zuzumachen. Schreib einfach ein Schild mit der Aufschrift Wegen Todesfall geschlossen - ist nicht mal gelogen."
    Oleg war sofort damit einverstanden. Gemeinsam trugen sie den Toten ins Innere des Lokals, auch wenn sie damit gegen alle Regeln der Spurensicherung verstießen. Einen Skandal zu vermeiden, der weltweites Aufsehen erregt hätte, erschien Alexander jedoch wichtiger, und er wusste genau, dass ihn seine Vorgesetzten in diesem Punkt rückhaltlos unterstützen würden.
    Eisige Kälte umgab sie, als sie den Kühlraum erreichten. Oleg half ihm beim Tragen und machte sich danach sofort daran, den Laden zu schließen. Einen alten Stammgast, der noch rasch durch die Vordertür hereinschlüpfen wollte, jagte er mit ungewohnt barschen Worten davon.
    Alexander übernahm inzwischen die Untersuchung der Leiche. Sein Atem wölkte weißin der Kälte auf, während er schnell und konzentriert zu Werke ging. In den Taschen fand er nichts Besonderes, doch dann fiel ihm die verkrümmte Haltung von Getmans linker Hand auf. Als er die dazugehörigen Finger nacheinander knackend zurückbog, entdeckte er einen blutgetränkten Papierfetzen, auf dem einige kaum noch zu entziffernden Wörter standen.
    Alexanders Herz begann schneller zu schlagen.
    Die Polizei von Tschernobyl war es gewohnt, schnell und diskret zu arbeiten. Niemandem war daran gelegen, das Interesse der ausländischen Medien weiter anzuheizen. Unter dem Vorwand, bauliche Mängel zu untersuchen, sperrten sie das verwilderte Grundstück ab und schafften Doktor Getmans Leiche

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