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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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unauffällig in die Pathologie.
    Nur zehn Minuten nachdem Alexander das zuständige Revier angerufen hatte, tauchten Armeefahrzeuge auf, die sich in den Seitenstraßen postierten. Oberst Pynsenyk wusste also Bescheid. Irgendwo im Polizeiapparat von Tschernobyl musste es ein riesiges Informationsleck geben.
    Höhere Kreise, die ihre eigene Auffassung von Recht und Gerechtigkeit vertraten, beobachteten ganz genau, was rund um das Kraftwerk vorging. Alexander hatte einen bitteren Geschmack im Mund, als er wieder an Doktor Wolkow und die anderen Physiker dachte, denen die Inspektion der Anlage vor einigen Jahren zum Verhängnis geworden war. Dass er ihren Tod nicht hatte aufklären können, nagte bis heute an ihm, doch die Widerstände in den eigenen Reihen waren einfach zu groß gewesen.
    Alexander Marinin ermittelte folglich schon seit langem auf eigene Faust, so gut er es eben konnte. Getmans blutverschmierten Zettel, den sonst niemand kannte, hatte er deshalb unterschlagen. Es würde nichts nützen, ihn zu den Akten zu legen. Aber vielleicht erweiterte es den eigenen Horizont, wenn er es schaffte, ihn zu entziffern.
    Sobald er seine Kollegen in alles eingewiesen hatte, eilte Alexander zurück ins Krankenhaus, fest entschlossen, sein Gespräch mit dem deutschen Jungen fortzusetzen, ganz egal, was Professor Juschtschenko dazu meinte.
    Als er hörte, dass der Professor gerade mit Angehörigen der deutschen Botschaft sprach, schien das eine günstige Gelegenheit zu sein. Doch der Weg in das ihm bekannte Krankenzimmer erwies sich als herbe Enttäuschung.
    Das Bett des Jungen war leer.
    „David befindet sich gerade in der CT", erklärte eine der Staauf seine Nachfrage.
    Major Marinin kannte den Weg zur Kernspintomografie. Wasili, einer seiner Söhne, hatte schon einmal darin gelegen, nachdem er aus seinem Baumhaus gefallen war und sich den Kopf aufgeschlagen hatte.
    Durch ein Fenster konnte Alexander beobachten, wie der auf einer beweglichen Pritsche liegende Junge durch die unförmige Röhre glitt, die ein umfassendes Bild seines Körpers und seiner Nervenströme aufzeichnete. Marinins Hoffnung, gleich darauf ein Gespräch mit David erzwingen zu können, zerschlug sich, als er sah, dass der Junge so fest schlief, dass ihn die Schwestern zu zweit auf ein Rollbett umquartieren mussten und anschließend zurück in sein Zimmer schoben.
    Ob Professor Juschtschenko seinem Schützling ein Schlafmittel verabreicht hatte, um ihn jeder Befragung zu entziehen? Gut möglich, aber kaum zu beweisen.
    Verdrossen kehrte Major Marinin in sein Büro zurück. Dort wurde er schon von den deutschen Botschaftsangehörigen erwartet, die zuvor mit Juschtschenko gesprochen hatten. Es handelte sich um eine brünette Dame im dunkelblauen Kostüm, die mit ihrem ebenso korrekt gekleideten Kollegen aus Kiew angereist war, um sich nach dem Befinden ihrer Landsleute zu erkundigen.
    Dass noch gut zwei Dutzend Busreisende vermisst wurden, stimmte die beiden natürlich nicht gerade fröhlich. Trotzdem gaben sie sich die ganze Zeit freundlich und verbindlich, wie es sich für Diplomaten gehörte. Sie erklärten aber auch, dass sie David Rothe die bestmögliche medizinische Versorgung angedeihen lassen wollten und ließen dabei durchblicken, dass diese ihrer Meinung nach nur in Deutschland gewährleistet sei. In Anbetracht von Getmans mysteriösem Tod konnte Alexander gar nicht anders, als ihnen im Stillen zustimmen.
    Mit einer gehörigen Portion Schweiß im Nacken erklärte er dann, wie weit seine Ermittlungen hinsichtlich des verschwundenen Busses gediehen waren. Keine angenehme Aufgabe angesichts der Tatsache, dass er nichts Richtiges vorzuweisen hatte.
    Susanne Reuter und Hartmut Bartels hörten ihm die ganze Zeit geduldig zu, ließen aber mit keiner Miene erkennen, was sie wirklich über ihn oder die Qualität der ukrainischen Polizeibehörden dachten. Am Ende des halbstündigen Gesprächs überreichten sie ihm noch ihre Karten mitsamt ihrer Mobilfunknummern, über die sie Tag und Nacht erreichbar waren.
    Frau Reuter musste den Ehering an seinem Finger bemerkt haben oder sie traute ihm einfach nicht zu, dass er das Angebot, sie nachts im Hotel anrufen zu dürfen, falsch auslegen könnte.
    Alexander wusste nicht recht, ob er sich darüber freuen sollte. Er wusste nur eines - er wollte so schnell wie möglich nach Hause. Deshalb begleitete er die beiden Deutschen zu ihrer schwarzen Mercedes-Limousine, stieg selbst in seinen Lada Niva und rumpelte

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