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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Dschingis-Kahn-Manier, der auf Höhe seiner Mundwinkel senkrecht abfiel und weit über die Kinnlinie hinausreichte.
    Olegs Vergangenheit war den wenigsten bekannt. Alexander, der Zugriff auf Militärakten hatte, wusste, dass der Hüne früher in einer Eliteeinheit gedient hatte. Als junger Mann hatte es ihn bis nach Afghanistan verschlagen, und zwar in vorderster Front. Im Gegensatz zu anderen, die den bewaffneten Kampf nur aus der Ferne kannten, schwieg sich Oleg aber beharrlich über seine aktive Zeit aus.
    Alexander wusste das zu schätzen. Überhaupt fühlte er einen bestimmten Grad der Verbundenheit zu dem Hünen. Zum einen, weil sie einen ähnlichen militärischen Hintergrund besaßen, zum anderen, weil Oleg zu den wenigen Menschen in Tschernobyl gehörte, die die Fäden spürten, an denen hier alle Bürger geführt wurden.
    „Ärger ist zu viel gesagt." Alexander versenkte beide Zuckerwürfel und nahm einen vorsichtigen Schluck. Der Tee schmeckte gut, war aber noch zu heiß, deshalb rührte er weiter mit dem Löffel darin herum. „Irgendwie läuft in letzter Zeit alles unrund. Es gibt einfach zu viele Tote und Vermisste, für deren hohe Zahl keiner eine richtige Erklärung bieten kann."
    Alexander konnte offen sprechen, denn er saß allein am Tresen. Bis die ersten Gäste zum Feierabend-Imbiss erschienen, würde noch eine halbe Stunde vergehen.
    Oleg nickte verständnisvoll und polierte weiter an einem frisch gewaschenen Glas, das längst im Lichtschein funkelte. „Die Zone frisst ihre Kinder", sagte er plötzlich, in Abwandlung eines bekannten Sprichworts aus der Zeit der französischen Revolution.
    „Die Zone?"Alexander sah auf die Kuckucksuhr am Ende des Tresens, die Oleg von einem Deutschlandbesuch mitgebracht hatte. Sie zeigte Viertel nach vier an. Wurde langsam Zeit, dass sich Getman blicken ließ. Die Klinik lag nur vier Minuten Fußmarsch entfernt. „Welche Zone du?"
    „Na, welche schon?" Oleg schnaubte wie ein Walross. „Die Sirund um den geplatzten Reaktor! Machen wir uns doch nichts vor! Vor achtzehn Jahren ist mehr als nur Radioaktivität ausgetreten. Und was auch immer seitdem dort draußen lauert, es zehrt uns aus, es tötet uns."
    Alexander vermochte dieser Theorie durchaus etwas abzugewinnen. Er fühlte sich selbst oft genug belauscht und von unsichtbaren Augen beobachtet. Ehe Oleg und er Gelegenheit erhielten, das Thema zu vertiefen, schreckte sie ein lauter Knall an der Hintertür auf.
    Alexander sprang sofort vom Stuhl auf und langte nach der PMM im Gürtelholster. Ein paar Schritte später stand er vor einem rechtwinklig abknickenden Gang, der von zwei Toilettentüren flankiert vor einer nach draußen führenden Eisentür endete. Das obere Türdrittel füllte eine Scheibe aus Sicherheitsglas aus, hinter der sich groß und deutlich das verzerrte Gesicht von Doktor Getman abzeichnete.
    „Die Tür ist auf!", rief der ebenfalls herbeigeeilte Oleg, doch Getman ersuchte gar nicht um Einlass. Nicht jedenfalls, wie man es normalerweise tat. Er schien vielmehr gegen die Tür gestolpert zu sein, wie ein Betrunkener, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Sein Gesicht lag so fest am Glas, dass seine Nasenspitze platt gedrückt wurde.
    Verzweifelt riss er den Mund auf, um etwas zu sagen, doch alles, was über seine Lippen drang, war ein Schwall roten Blutes, der die Scheibe sprenkelte.
    Mit einen Fluch auf den Lippen eilte Alexander durch den kurzen Flur. Das Gesicht hinter dem Glas verschwand, doch die herablaufenden Blutschlieren blieben.
    Alexander versuchte die Tür nach außen aufzustoßen, doch Doktor Getman lag direkt davor und blockierte sie mit seinem lang hingestreckten Körper. Erst mit Olegs Hilfe ließ sich der Spalt zwischen Rahmen und Türblatt so weit vergrößern, dass Alexander ins Freie schlüpfen konnte.
    Die dabei verlorene Zeit ließ sich nicht mehr aufholen. Der zu seinen Füßen liegende Getman röchelte kaum noch. Obwohl er die klaffende Wunde unterhalb seiner Kehle verzweifelt mit beiden Händen zusammenpresste, lag er im Sterben. Alexander sah sofort, dass jede Hilfe zu spät kommen würde.
    Die entsicherte Pistole halb vorgestreckt, sah er sich um. Das Haus, in dem Oleg sein Lokal führte, grenzte nach hinten an ein verwildertes Grundstück. Zwei völlig durchgerostete Autowracks, die seit Jahrzehnten auf diesem Karree parkten, hatten schon vor langer Zeit den Kampf gegen die Natur aufgegeben. Inmitten eines brusthohen Gräsermeers lösten sie sich langsam

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