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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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das schon Juschtschenko gemeldet? Was sagen er und die anderen Experten dazu?"
    Alexander wollte außerdem nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Davids Hirnstromwerten und dem gemeldeten Energieblitz fragen, aber Getmans Reaktion ließ ihn innehalten.
    Alles Nervöse, Wieselähnliche fiel schlagartig von dem Mediziner ab. Der Blick, mit dem er Alexander bedachte, hatte die Kälte eines Eisblocks.
    „Wir sind hier in Tschernobyl", sagte er. „Hier werden manche Dinge nie geklärt, weil einem Vorgesetzten gemeldet wurden. Das müssten Sie doch am besten wissen, Herr Major."
    Das Flackern in Getmans Augen kehrte zurück. Nervös sah er über die Schulter, um sicher zu gehen, dass niemand sonst seine Worte gehört hatte.
    Der Wunsch nach einer Zigarette wurde in Alexander übermächtig. Er langte nach seiner zerknautschten Schachtel und klopfte eines der filterlosen Stäbchen hervor, um es sich zwischen die Lippen zu klemmen. Allein der Geschmack der Tabakkrumen, den er über die Zungenspitze aufnahm, löste ein beruhigendes Gefühl aus. Er hatte nicht vor, den Sargnagel anzuzünden.
    Elende Sucht.
    „Ich könnte einen Kaffee gebrauchen", gestand er. „Sie haben doch bestimmt eine Maschine in Ihrem Büro, Doktor Getman. Laden Sie mich ein?"
    Der Arzt schüttelte den Kopf. „Nein, nicht hier. In diesem Haus haben die Wände Ohren. Wir treffen uns besser bei Oleg. Ich hole nur ein paar Unterlagen und komme in etwa zehn Minuten nach."
    Ehe Alexander irgendeinen Einwand erheben konnte, eilte Doktor Getman schon an ihm vorbei und verschwand mit wehendem Kittel am Ende des Korridors. Die Stationsschwester, die gerade an ihren Rollwagen zurückkehrte, sah dem davoneilenden Mediziner mit gerunzelter Stirn hinterher, bevor sie ihre Ausgabe fortsetzte.
    In diesem Moment trat Professor Juschtschenko aus David Rothes Krankenzimmer. Als er den Major noch im Flur stehen sah, zogen sich seine buschigen Augenbrauen misstrauisch über der Nasenwurzel zusammen.
    Alexander nickte ihm betont freundlich zu und machte sich auf den Weg, bevor er mit lästigen Fragen konfrontiert werden konnte. Am Ende des Ganges angelangt, wagte er einen kurzen Blick zurück. Dabei sah er, dass Juschtschenko mit der Schwester am Rollwagen sprach, die ihm über irgendetwas bereitwillig Auskunft gab.

Zwanzig Minuten später...
    Das müssten Sie doch am besten wissen, Herr Major. Getmans Worte klangen Alexander noch lange im Ohr, denn der Arzt hatte leider Recht. Es gab wohl keinen anderen Offizier der Abteilung für Schwerkriminalität, der schon so oft von höheren Stellen ausgebremst worden war, wie er, Major Marinin, der Mann für die hoffnungslosen Fälle. Es hatte schon seinen Grund, dass er immer noch in der Provinz versauerte, während andere, die sich im richtigen Moment zurückpfeifen ließen, in höhere Positionen aufgerückt waren.
    Alexander zog an seiner Zigarette und gab Oleg, dem Kahlkopf hinter dem gläsernen Tresen, einen kurzen Wink. Der Besitzer des kleinen Lokals, das so hieß wie er, trat daraufhin an den elektrischen Samowar, füllte eine weitere Tasse mit dem beinahe pechschwarzen Teekonzentrat, das in der silbernen Kanne vor sich hin blubberte, und füllte den Sud mit heißem Wasser aus dem großen Kessel auf. Zusammen mit einem Löffel und zwei Stück Würfelzucker landete das Getränk vor Alexander auf dem Tresen. „Ärger, Herr Major?"
    Es grenzte an ein Wunder, dass sich Oleg in dem engen Schlauch zwischen Tresen und Spüle so geschmeidig bewegen konnte. Von Natur aus großgewachsen, stählte er seinen Körper zusätzlich im Fitnesscenter. Die Gewichte, die er Tag für Tag stemmte, hatten jeden Muskel seines Körpers anschwellen lassen. Er war ein wahrer Koloss, der sich in seinem engen Refugium dennoch leichtfüßig und wendig bewegte.
    Olegs Kochkünste genossen weithin einen guten Ruf. Niemand bereitete besser Piroggen, Borschtsch und Petschenja zu. Ärzte und Schwestern, denen das Essen der Krankenhausküche zum Hals heraushing, frequentierten sein Lokal ebenso häufig, wie Sekretärinnen und Geschäftsleute aus den umliegenden Großraumbüros. Bei Oleg saßen alle Lohngruppen gleichberechtigt nebeneinander. Jeder akzeptierte den anderen für die Zeit der Frühstücks- oder Mittagspause, so wie sich keiner der Gäste an Olegs Äußerem störte, das dem eines amerikanischen Wrestling-Stars glich.
    In starkem Kontrast zu seinem spärlichen Haupthaar trug Oleg nämlich einen dünnen, sorgfältig ausrasierten Bart in

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