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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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davon.
    „Nanu, heute so pünktlich?" Seine Frau neigte zu Ironie, doch diesmal schien sie tatsächlich freudig überrascht.
    Rasch drückte sie ihm einen stürmischen Kuss auf die Wange und huschte dann zum Backofen, in dem sie Piroggen mit Fleischfüllung für ihn warm gehalten hatte. Alina war immer noch die Liebe seines Lebens. Wie sie dort vor ihm stand, schlank, sportlich und mit den gleichen glatten schulterlangen Haaren, mit denen er sie vor knapp zwanzig Jahren kennen gelernt hatte, konnte er sich gar nicht vorstellen, jemals mit einer anderen Frau zusammenzuleben.
    Die feinen Fältchen in ihren Augenwinkeln machten sie nur interessanter, ganz klar, doch die Art, wie sie ihre dichten Brauen über der Nasenwurzel zusammenzog, als er mit dem Teller schnurstracks im Zimmer seines Sohnes verschwand, konnte selbst einen hartgesottenen Major wie ihn das Fürchten lehren.
    Wasili sah nur kurz auf, als er hinter ihn trat. Nicht einmal eine kurze Begrüßung war drin. Seine ganze Konzentration galt dem Bildschirm seines Computers, auf dem gerade Dutzende deutscher Wehrmachtssoldaten von einem amerikanischem MG niedergemäht wurden. Statt Deckung zu suchen, rannten die virtuellen Soldaten dem Kugelhagel, der ihnen entgegenschlug, immer wieder furchtlos entgegen.
    „Schade, dass die echten Landser nicht genauso blöd waren, dann wäre der Zweite Weltkrieg schon nach sechs Wochen vorbei gewesen."
    „Ja, ja, schon gut." Wasili sah kaum zu ihm auf. „Tu nicht imso, als wärst du selbst dabei gewesen."
    Geschickt visierte sein Junge zwei weitere Infanteristen an, die gerade auf ihn anlegen wollten, und schickte sie in den Highscore-Himmel.
    Alexander kam zu dem Schluss, dass er sich langsam einen neuen Witz einfallen lassen musste. Die Zeit war so verdammt schnelllebig geworden. Vorerst musste er aber herausfinden, was es mit dem Zettel in Doktor Getmans Hand auf sich hatte, und dabei konnte ihm das Internet womöglich nützlicher sein als eine offizielle Akteneinsicht.
    „Schnapp dir ein Abtrockentuch", befahl er, „deine Mutter braucht Hilfe."
    „O nein!"Wasili sah ihn an, als ob er ein gemeiner Schläger wäre, der jeden Tag die komplette Familie durchprügelte.
    Alexander machte im Gegenzug ein Gesicht, als treffe diese Einschätzung durchaus zu. Widerwillig speicherte Wasili seinen Spielstand ab und trollte sich.
    Alexander ließ sich auf den warm gesessenen Drehstuhl nieder, wechselte mit der Maus auf die Benutzeroberfläche und wählte sich ins Internet ein. Er benutzte eine Suchmaschine der Universität Kiew, die sich in den letzten Jahre bewährt hatte, um seine Anfrage zu starten. Zuvor holte er jedoch den blutigen Zettel hervor, auf dem sich lediglich die Worte ectiveness Directorate und atterson Air Forc entziffern ließen.
    Er gab die Wortfragmente ein und hieb mit Wucht auf die Return-Taste.
    Meinten Sie: Human Effectiveness Directorate und Wright Patterson Air Force Base?, fragte die Suchmaschine.
    „Na also, klappt doch wie am Schnürchen." Alexander klickte auf den ersten der angebotenen Links. Er führte auf eine Seite, auf der über Forschungen des US-Militärs berichtet wurde, die angeblich versuchten, akustische Waffen zu entwickeln, die direkt auf das menschliche Gehirn einwirkten. Alexander überflog den Text nur, denn er hatte dergleichen schon häufig gelesen. Ähnliche Forschungen wurden immer wieder dem Kernkraftwerk von Tschernobyl nachgesagt, aber die Seriosität der Seiten, die darüber berichteten, ließ stets zu wünschen übrig.
    Trotzdem, Doktor Getman musste bei David Rothe irgendwelche Hirnströme entdeckt haben, die an die Forschungen der Amerikaner erinnerten.
    Wenn das stimmte, war es kein Wunder, dass Professor Juschtschenko den Jungen am liebsten vor aller Welt abschirmen wollte. Nach einer solchen Laborratte würden sich die Wissenschaftler rund um den Globus die Finger lecken, ob nun etwas an den Ergebnissen dran war, von denen Getman erzählt hatte, oder nicht.
    Armer Bengel, dachte Alexander, du hast nicht nur deine Eltern verloren, du schwebst auch noch in akuter Gefahr.
    Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte er, was wäre, wenn Wasili in eine ähnliche Situation geraten würde, doch er schüttelte den Gedanken sofort wieder ab. Nein, ich darf mich jetzt nicht verrückt machen, rief er sich zur Ordnung. Er musste kühl und sachlich bleiben.
    Mit steinerner Miene dachte er zwei Minuten lang nach, dann stand sein Entschluss fest. Voller Elan sprang er auf und eilte

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