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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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schadhafte Zähne frei, die dringend einer Kariesbehandlung bedurft hätten.
    „Niemand - außer dir natürlich", verbesserte sich Tunduk kopfschüttelnd.
    Erneut spähte er über das moosbewachsene Förderband. Die Fahrerkabine des LKW war leer und auch sonst keine Menschenseele auszumachen.
    „Hier ist niemand", versicherte Radek. „Ich habe eine halbe Stunde auf der Lauer gelegen und nicht mal einen Fetzen Uniform gesehen."
    Tunduk nickte anerkennend, doch sie wussten beide, dass eine Observierung aus der Ferne nicht reichte. Was Kim bevorstand, war zu heikel, als dass sie unliebsame Überraschungen gebrauchen konnten. Sie mussten auf Nummer sicher gehen.
    Mit verkniffener Miene blickte er über die Schulter und gab Stanislav, der unter einer abgestorbenen Birke im Gras lag, einen Wink. Der gewiefte Hund, der sich bestens aufs Tarnen verstand, war auf den ersten Blick gar nicht zu sehen. Erst, als er seine rechte Hand hob, zum Zeichen, dass er verstanden hatte, zeichnete sich seine Kontur zwischen den Halmen ab.
    „Also gut, bringen wir es hinter uns." Die AKM dicht an die Brust gezogen, stemmte sich Tunduk hoch und lief gebückt am Förderband entlang. Seine Waden schmerzten nach der langen Zeit des Kauerns, aber er hatte keine Zeit, um innezuhalten und sie zu massieren.
    Ich bin zu alt für diesen Scheiß, dachte er. Wird langsam Zeit, dass wir das große Los ziehen.
    Hinter ihm erklang ein Schaben, doch er drehte sich nicht um. Er wusste, dass Radek sein IL86 auf das poröse Lauf band geschoben hatte, um ihm Deckung zu geben. Der Kerl verhielt sich zwar manchmal etwas kindisch und war ein echter Heißsporn, aber wenn es um das Verhalten im Feld ging, war auf ihn Verlass. Andernfalls hätte ihn Tunduk schon längst nach Hause geschickt.
    Er gelangte an eine Stelle, an der das Eisengestell zusammengebrochen war. Hier richtete er sich zu voller Größe auf und zog den Gewehrschaft an die Schulter. Mit einem leisen Klicken wanderte der Sicherungsbügel auf Einzelfeuer, danach stieg Tunduk über die Trümmerstelle hinweg. Leicht vornübergebeugt, das Gewehr im Anschlag, so ging er auf den LKW zu. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Stanislav seinem Beispiel folgte. Der Georgier mit den kalten Augen, der schon in mehr Kriegen gekämpft hatte, als die meisten Zonenbewohner zählen konnten, lief schneller als Tunduk, denn er hatte den größeren Bogen zu schlagen.
    Nach allen Seiten sichernd nahmen sie das Fahrzeug in die Zange.
    Zwischen den Rädern hindurch waren keine Beine zu sehen. Gut, trotzdem kalkulierte Tunduk ein, dass sich Bewaffnete auf der Pritsche verbargen. Sollte auch nur ein einziger Gewehrlauf unter der Plane zum Vorschein kommen, würde er sein ganzes Magazin auf den Kamaz entleeren.
    Zum Glück blieb alles ruhig. Auch in dem verwaisten Kieswerk, das er die ganze Zeit mit einem Auge beobachtete.
    Stürme und Regen hatten mehrere Wellblechplatten aus der grauen Fassade gelöst. Die dabei entstandenen Löcher boten keinen Einblick ins Gebäude, nur die Aussicht auf dahinterliegende Schatten, in denen sich alles Mögliche verbergen mochte.
    Im ersten Stock baumelte eine über Eck geknickte Platte nur noch an zwei verrosteten Schrauben. Leise quietschend folgte sie dem Takt des Windes. Das war die einzige Bewegung entlang der Seitenfront.
    Stanislav umrundete den LKW als erster. Statt Entwarnung zu geben, stieß er einen derben Fluch aus.
    Tunduks Herz begann zu rasen. Auf der Ladefläche musste sich etwas befinden, das sogar den bulligen Georgier aus der Fassung brachte. Das machte ihn nervös. Sehr nervös sogar. Sein Gewehr weiter fest an die Schulter gezogen, beschleunigte er den Schritt, um so rasch wie möglich aufzuschließen.
    Als er das offene Heck erreicht, spuckte Stanislav gerade angewidert auf den Boden. Kein Wunder. Angesichts des Geruchs, der ihnen von der Pritsche entgegenschlug, konnte man auch wirklich einen schlechten Geschmack im Mund bekommen.
    Tunduk ließ die Waffe sinken. „Was zum Henker...", begann er, brach aber ab, denn die sich vor ihm auftürmenden Körper raubten ihm die Stimme.
    Reglos lagen sie da, wie durcheinandergewürfelt: fast zwei Dutzend Männer, mit verdrehten Gliedmaßen, in drei bis vier Lagen übereinander gestapelt. Der vorderste von ihnen hatte sich das Gesicht an der Ladeklappe aufgeschlagen. Das über Stirn, Nase und Wangen geströmte Blut war getrocknet, Augen und Mund waren immer noch wie vor Entsetzen aufgerissen.
    Fliegen umkreisten den Leichnam und

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