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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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zerschossen.
    David tastete nach seinem Gewehr, als er die Schatten weiterer Menschen entdeckte, die durch den Scharfschützen bedroht wurden. Statt in Deckung zu bleiben, trat eine der Gestalten vorsichtig hinter der brüchigen Ziegelsteinmauer hervor. Obwohl unverletzt, wirkte sie unsicher auf den Beinen. Ihr Gang war leicht gebeugt und die locker herabhängenden Arme schlenkerten bei jedem Schritt kraftlos hin und her.
    David ließ das Gewehr im Gras liegen und nahm den Lebensmüden näher in Augenschein. Die Kapuze hing ihm im Nacken, deshalb war der Kopf gut zu erkennen. Vor allem sein debiler Gesichtsausdruck. Ein angetrockneter Speichelfaden zog sich von seinem linken Mundwinkel bis zur Kinnspitze.
    Das, was da unten herumtorkelte, mochte früher einmal gelebt haben, inzwischen war es nur noch die Karikatur eines Menschen. Die Gehirne dieser Wesen waren irreparabel geschädigt und auf Vernichtung programmiert. David hatte schon mit ihnen zu tun gehabt, bei seinen ersten Besuchen in der Zone.
    Für ihn waren das nur Zombies, und der Schütze im Autositz sah das wohl ähnlich. Darum zielte er auf die Köpfe.
    Dem Zombie-Stalker in der Senke fehlte es eindeutig an Intelligenz, sonst hätte er die Deckung nicht verlassen. Doch er handelte keineswegs planlos. Prüfend blickte er sich nach allen Seiten um. Für ihn war jedoch eine Gefahr nur zu erkennen, wenn er sie mit eigenen Augen sah. Ein Scharfschütze in 1500 Metern Entfernung ging über seinen Horizont. Darum schob er sich Schritt für Schritt vor, bis er neben seinem reglosen Kameraden stand.
    Seine Absicht wurde klar, als er sich bückte, um eine alte AKM 74/2 aufzunehmen. Er wollte sich bewaffnen, das gehörte zu seinen Grundinstinkten. Mochte auch der Horizont begrenzt sein, in seinen Händen wurde das kurze Sturmgewehr mit dem eingeklappten Stutzen zu einer tödlichen Waffe für jeden, der die Ziegelei versehentlich aufsuchte.
    Im gleichen Moment, da sich der Zombie aufrichtete, pflanzte ihm der Scharfschütze ein Stück Blei ins rechte Schlüsselbein. Die Einschlagwucht riss den Getroffenen herum, ohne ihn zu Fall zu bringen. Jeden normalen Menschen hätte der Aufprallschock sofort paralysiert, doch der Zombie stiefelte einfach weiter. In seiner Schulter klaffte nun ein großes Loch, aus dem es dunkel hervorströmte, aber er zeigte keine Zeichen von Schmerz oder Schwäche.
    Der Zombie floh, weil er keine zu bekämpfenden Gegner sah. Er kam nur zwei Schritte weit - dann platzte sein Hinterkopf auseinander. Diesmal hatte der Scharfschütze genau gezielt.
    Ohne sich irgendwie abzufangen, schlug der Zombie der Länge nach hin. Die AKM flog ihm aus der erschlafften Hand und landete zwei Meter entfernt auf moosbewachsenem Estrich. Wahrscheinlich war es nur eine Frage von Minuten, bis sie den nächsten aus der Gruppe anlockte.
    Was auch immer die Zombies so nah an den Rand der Zone verschlagen hatte, sich in der Ziegelei einzunisten war ein Fehler gewesen. Der Scharfschütze hatte sie bemerkt und säuberte nun das Terrain, damit sie niemandem gefährlich werden konnten.
    So ging es zu in der Zone.
    Im Vorhof zur Hölle.
    David erhob sich und schob das Gewehr zurück in die Koppelschlaufen. Obwohl er den Kerl auf dem Autositz verstehen konnte, war es ihm zuwider, Zeuge dieser perversen Standjagd zu sein. Als er wieder in die Höhe sah, hatte ihn der Schütze bemerkt. Vielleicht, weil er inzwischen seine Kapuze abgestreift hatte. Jedenfalls war nun sein schwarzes, zu Stacheln gegeltes Haar zu erkennen. Und die Ray Ban-Sonnenbrille, durch die er herunterblickte. Irgendwie sah er damit aus wie ein listiger Igel in einem Comicstrip.
    Zum Glück hielt David sein Gewehr nicht mehr in der Hand.
    Zusätzlich tippte er sich mit zwei Fingern grüßend an die Stirn, um seine harmlosen Absichten zu bekunden.
    Der Igelkopf verzog keine Miene, imitierte aber den Gruß, bevor er sich wieder der Senke zuwandte. Wie er mit der Sonnenbrille zielen konnte, war David ein Rätsel, aber der Kerl wusste offenbar, was er tat.
    David wandte sich nach Norden, um die zombieverseuchte Senke zu umgehen. Er marschierte gut drei Minuten, bevor der nächste Schuss fiel.
    Diesmal blieb es bei einem.
    Trotz Sonnenbrille.

 
    11.
    AM ERDBUNKER
    Ross Campbell stammte aus Manchester und war ein Kamerad, wie ihn sich jede Stalker-Gruppe nur wünschen konnte. Er war einen Meter sechsundachtzig groß, von bulliger Statur und hatte kräftige Hände, die zuzupacken wussten. Hinter ihm lagen zwölf

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