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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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labten sich an seinen schwärenden Wunden. Einige Insekten krabbelten über die Pupillen hinweg und nagten an der Netzhaut.
    Tunduk verscheuchte die Insekten mit einer wütenden Handbewegung. Sie flogen kurz auf und kehrten sofort wieder zurück.
    „Es gibt sie also wirklich." Stanislav spuckte erneut aus. „Die Leichentransporte aus den Tiefen der Zone. Hab immer gedacht, dass wäre nur hirnrissiges Geschwätz."
    Die Worte des Kriegsveteranen trieben Tunduk kalte Schauer über den Rücken. Warfen sie etwa grade einen Blick in ihre eigene Zukunft? Würden sie selbst einmal so enden, wenn sie weiter Richtung Kraftwerk drängten? Aber wer hatte die Toten hierher geschafft und dann zurückgelassen? Und warum hatte man den Laster nicht anderswo abgestellt?
    „Boah, Alter, is' ja voll abgefahren!" Radek war unbemerkt zu ihnen getreten. „Einer von diesen Todestrucks, was? Hab immer gewusst, das es die wirklich gibt!"
    Stanislav spuckte dem Jungen direkt vor die Füße, sagte aber kein Wort. Das war auch nicht nötig, denn sein Blick sprach Bände.
    „Ich seh' mich mal im Werk um", verkündete er knapp und verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten. Für seine Verhältnisse war er an diesem Morgen ausgesprochen geschwätzig.
    „Ob es all diese Kerle gleichzeitig erwischt hat?", plapperte Radek munter weiter. „Einige sehen noch ganz frisch aus."
    Er streckte die Hand aus, um nach der Halsschlagader eines Mannes zu tasten, der keine äußeren Verletzungen aufwies.
    Tunduk schlug seinem Sohn auf die Hand. „Lass das", fuhr er ihn an. „Hilf Stanislav lieber, das Gelände zu sichern."
    Die Toten trugen allesamt grüne Kapuzenjacken und gleichfarbige Synthetikhosen. Es war die zweckmäßigste und kostengünstigste Kleidung, die man in der Zone tragen konnte. Deshalb hatte sie sich zu einer Art Uniform entwickelt. Tunduks gesamte Gruppe hätte mit auf der Ladefläche liegen können, und es wäre niemandem aufgefallen.
    „Ob die Kiste wohl leer gefahren ist?" Radek ließ sich keinen Schmerz anmerken, obwohl er verstohlen über seine rot anlaufenden Finger rieb, bevor er zum seitlich angebrachten Tank eilte und kräftig dagegen klopfte. Im oberen Drittel klang der Behälter recht hell, darunter weitaus dumpfer.
    „Noch fast zur Hälfte voll", freute sich Radek. „Kann ich etwas davon abzapfen, für die Lada-Limousine?" Sein Gesicht begann zu strahlen. „Dann könnten wir endlich in der Gegend herumkurven."
    „Bist du verrückt geworden?", fragte Tunduk entnervt. „Das ist viel zu gefährlich."
    „Für uns vielleicht, Kim kriegt das bestimmt hin."
    Kim. Tunduk sah erschrocken auf die Uhr an seinem linken Handgelenk. Verdammt, ich halte mich hier schon viel zu lange auf.
    „Gut, zapf dir ein paar Liter ab", willigte er ein. „Aber danach hilfst du, das Gelände zu sichern."
    Sein Sohn rannte sofort zu der Wellblechhütte, die als Garage für den Lada diente. Nach Ausweitung der Zone hatte der Kiesgrubenbesitzer das Fahrzeug einfach zurückgelassen. Mit einem kurzen Schlauch und einem großen Blechkanister bewaffnet, kehrte Radek zurück.
    Tunduk sah ihm nicht weiter zu, sondern machte sich auf den Weg zum Erdbunker.
    Die Zeit lief ihm davon.

10.
    WESTLICHER KORDON, AM ERDWALL
    Als David über die Anhöhe spähte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass das Gelände vor ihm in mehreren Stufen abfiel. Die gut dreißig Meter tiefe Senke verlief parallel zum Wall und erstreckte sich über eine Länge von ein bis zwei Kilometern. Auf ihrem Grund stand eine steinerne Ruine. Dem hohen Schornstein und den lang gezogenen Hallen nach zu urteilen, eine alte Ziegelei.
    Auf der gegenüberliegenden Seite stieg das Terrain senkrecht an, doch unterhalb seines Beobachtungspunktes, gab es mehrere breite Terrassen, die sich nach Süden hin verjüngten. Auf einem dieser Absätze lümmelte sich ein Mann auf einem ausgebauten Autositz (der durchaus aus dem Hummer stammen mochte) und zielte mit seinem Präzisionsgewehr in die Tiefe.
    Eine ganze Weile starrte er nur unbeweglich durch das Zielfernrohr, dann zog er durch, hebelte eine neue Patrone in den Lauf und überprüfte seinen Schuss mit dem Fernglas. Unten in der Senke kippte etwas zu Boden, das menschliche Form hatte. Mit bloßem Auge war nichts Genaues zu erkennen, deshalb griff David ebenfalls zum Feldstecher.
    Nachdem er die Okulare richtig eingestellt hatte, entdeckte er zwei grün gekleidete Personen, die reglos neben einer eingestürzten Mauer lagen. Ihre Köpfe waren

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