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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Mädchen.
    Manchmal fühlte er für sie sogar wie für eine Tochter. Meistens allerdings, da machte er weder sich noch ihr was vor, meistens ging es ihm wie den anderen aus der Gruppe. Dann hoffte er einfach, dass ihre Begabung sie alle weiterbringen würde.
    Geschmeidig erhob sich Kim vom Boden. Ihr Gesicht war ebenmäßig und fein geschnitten. Die Nase vielleicht ein wenig größer, als es der Ideallinie entsprach, aber das schärfte nur das Profil und unterstrich ihre Persönlichkeit. Irritierend war allein der bittere Zug um ihre Mundwinkel und der harte Glanz in den hellblauen Augen, die schon mehr gesehen hatten, als für einen Menschen ihres Alters gut war.
    „Wird schon klappen", sagte sie, ohne sonderlich zuversichtlich zu klingen.
    Tunduk steckte sich eine Zigarette an und beobachtete, wie Kim den Erdbunker zu umrunden begann. Die verdammten Energiesäulen, die das Lager abschirmten, hatten schon wieder die Position gewechselt. Sie musste erst den neuen Zugang finden.
    Wie gerne hätte sich Tunduk jetzt einen Kosakenwodka genehmigt, aber dafür war es eindeutig zu früh am Tag.
    Kim verschwand hinter dem mit Grassoden bedeckten Hügel und kam auf der anderen Seite wieder hervor. Erst jetzt bemerkte er, dass sie die Augen geschlossen hielt. Langsam, Schritt für Schritt, zog sie den äußeren Radius nach. Plötzlich hielt sie an und machte einen Schritt nach innen.
    Tunduk blieb fast das Herz stehen, doch das Mädchen wusste, was es tat. Unversehrt ging sie zwei Schritte weiter, bog nach rechts ab und danach gleich wieder nach links. Auf einen uneingeweihten Beobachter mochte es wie blindes Umherstolpern wirken, in Wirklichkeit ließ sie sich von ihrem Inneren Gefühl den Weg durch das Labyrinth weisen.
    Der Tabak brannte unangenehm in der Kehle. Tunduk schnippte die halb aufgerauchte Kippe in Kims Richtung. Auf dem Scheitelpunkt der Flugbahn löste sie sich unter leisem Knistern restlos auf. Nicht ein einziger Tabakkrümel erreichte den Boden.
    Die Energiesäulen an diesem Platz waren keine der üblichen Anomalien, die zusammen mit der Zone entstanden waren. Hier gab es keine Artefakte am Säulenboden, außerdem traten sie rund um den Bunker so massiert auf, dass kein Fußbreit Erde zwischen ihnen lag. Für die plumpen Detektoren ging hier alles ineinander über. Sich mit ihrer Hilfe einen Weg bahnen zu wollen, war unmöglich. Schon an der Einfriedung schlugen sie bis zum Anschlag aus und piepten laut vor sich hin. Mehr nicht. Das tückischste an den Säulen aber war, dass sie sich nicht richtig entluden, wenn man Schrauben hineinwarf.
    Das hatte schon manchen Stalker das Leben gekostet. Ihre geplünderten Leichen lagen ein Stück entfernt in der Erde verscharrt. Tunduk und seine Männer hatten alte Grabmale über die provisorischen Ruhestätten gewuchtet, damit hungrige Tiere sie nicht wieder ans Tageslicht zerren konnten.
    Kim schlängelte sich weiter durch das unsichtbare Labyrinth. Zuerst kam sie auf Tunduk zu, dann driftete sie zur Seite ab, bis sie, nach mehreren Schlenkern, endlich die unter Tage führenden Stufen erreichte.
    Am Schluss wurde sie unachtsam oder ihre Konzentration ließ ganz einfach nach. Jedenfalls kam sie mit der Gürteltasche einem Kraftfeld zu nah. Knisternd lösten sich die Verschlusslaschen in kleine Partikel auf und rieselten zu Boden.
    Kim merkte es nicht einmal, sondern verschwand über die Treppe, ohne sich noch einmal umzusehen.

 
    12.
     
    NÖRDLICH DER ZIEGELEI
    Es gab nur ein Artefakt in der Zone, das David wirklich interessierte - Steinblut. Er hatte dessen heilende Wirkung für Alexander gesehen und war fest entschlossen, ihm einen Vorrat davon zu verschaffen.
    Am Ausläufer der Senke angekommen, spürte David die Präsenz mehrerer Anomalien. Die Zombies in der nahen Ziegelei waren ihm noch in frischer Erinnerung, trotzdem wollte David die Chance nicht ungenutzt lassen. Er zog das Sturmgewehr aus den Schlaufen und ging den sanft abfallenden Hang hinab. Links und rechts von ihm wuchsen Sträucher, aber keiner war hoch genug, um einen Menschen zu verbergen.
    Den Finger am Abzug, steuerte er die erste Anomalie an. Einige stetig auf und ab tanzende Blütenblätter markierten die betreffende Stelle.
    Er hätte sich die Mühe sparen können. Am Grunde der unsichtbaren Säule war nichts zu entdecken. Vermutlich war ihm schon jemand zuvorgekommen.
    Ein Dutzend Schritte weiter sah es nicht besser aus. Wieder eine Anomalie, die seine Hirnrinde zum Prickeln brachte, aber kein

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