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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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endgültig am Ende. Die nächste Anomalie war acht Schritte weit entfernt. Zu weit, um sie zwischen sich und den verbliebenen Keiler zu bringen. Er konnte nichts mehr tun, außer die verbliebene Munition verschießen.
    Der Keiler überwand aus dem Stand heraus eine Distanz von fünf Metern und stürmte los. Auf einen Schlag gab es vor Davids Lauf nur noch den gepanzerten Schädel, in den er ein ganzes Magazin jagen konnte, ohne etwas zu bewirken.
    Das war's!, dachte er bitter. Ein verdammt kurzer Ausflug in die Freiheit.
    Die Haut um seinen Fingerknöchel färbte sich weiß, während er den Druckpunkt überwand. Auch wenn es nichts nützte, er wollte wenigstens bis zur letzten Patrone kämpfen.
    Da fiel ein Schuss, obwohl er noch gar nicht durchgezogen hatte. Vor ihm brach der Keiler zusammen und streckte alle Viere von sich. Auf den ersten Blick wirkte er völlig unversehrt. Erst, als Blut hinter seinem rechten Ohr hervorlief, wurde der kleine, runde Einschuss sichtbar, der Davids Leben gerettet hatte.
    Überrascht sah er auf. Es war nur eine flüchtige Bewegung am Rand des Sichtfeldes, die seinen Retter verriet. Das Gewehr mit dem Zielfernrohr lässig über die Schulter gelegt, kam er den Abhang herab - der Scharfschütze mit der Igelfrisur.
    „Immer hinters Ohr schießen", erklärte er schon von Weitem. „Das ist ihre Schwachstelle."
    „Danke", antwortete David. „Ich werd's mir fürs nächste Mal merken."
    Igelköpfchens Mundwinkel wanderten in die Höhe. Wahrscheinlich zwinkerte er sogar belustigt mit den Augen, aber das war wegen der Ray Ban nicht zu sehen. Stolzen Schrittes kam er so nah heran, dass David sein eigenes Konterfei in den dunkel getönten Gläsern spiegeln sah.
    „Keine Ursache. Unsereins muss doch zusammenhalten." Der Fremde ließ das SVDM2 durch seine Hand rutschen und ergriff den Lauf mit der Linken, um die Rechte frei zu bekommen. „Hallo, ich bin Igel."
    David ergriff die dargebotene Hand und schüttelte sie mit kräftigem Druck. „Igel? Tatsächlich? Wie bist du denn zu dem Namen gekommen?"
    „Tja, weiß auch nicht recht." Grinsend strich Igel über seine stachelig gegelten Haare. „Hier in der Zone haben die Leute halt viel Fantasie. Das wirst du noch merken, wenn die Wodkaflasche am Lagerfeuer kreist."
    Er blickte auf den toten Keiler zu ihren Füßen und wurde unversehens ernst. „Was dagegen, wenn ich mir eine Keule rausschneide? Ist bald Mittagszeit."
    Verstrahltes Schweinefleisch war so ziemlich das Letzte, was auf Davids Speiseplan stand, deshalb erhob er nicht den geringsten Anspruch auf die Beute.
    „Nur zu", bot er an.
    Igel nickte zufrieden. Ohne ein weiteres Wort kniete er sich neben dem toten Keiler hin und legte das Gewehr zur Seite. Mit einem scharfen Jagdmesser, das er aus einer Lederscheide am Gürtel zog, machte er sich daran, einen der Hinterläufe waidmännisch von dem Tier zu trennen.
    David nutzte die Zeit, um das fast leere Magazin durch ein volles zu ersetzen.
    Igel kam bei seiner Arbeit gehörig ins Schwitzen. Nachdem er die Hälfte erledigt hatte, machte er eine kleine Pause. Dabei sah er auf und fragte: „Was ist mit dir? Hast du auch einen Namen?"
    „Ich heiße David."
    „David?" Igel rollte den Namen auf der Zunge, als riefe er eine Erinnerung in ihm wach. Nach einigen Sekunden spalteten sich seine Lippen so weit, dass zwei strahlend weiße Zahnreihen sichtbar wurden. „Ja, natürlich. Jetzt weiß ich endlich, woher ich dich kenne. Ich bin dir nämlich gefolgt, weißt du?"
    David hatte sich schon gefragt, wann der Stalker damit herausrücken wollte. Obwohl er natürlich keinen Grund hatte, sich zu beklagen. Ohne Igels Eingreifen wäre er jetzt mit ziemlicher Sicherheit tot.
    „Weil mir dein Gesicht bekannt vorgekommen ist", plapperte Igel munter weiter. „Hab dein Foto mal in irgendeiner Zeitung gesehen, denke ich. Auf dem warst du noch jünger und hattest längere Haare, aber die Ähnlichkeit ist trotzdem unverkennbar." Er schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: „Ich dachte, du sitzt noch im Knast?" Seine Stimme hatte plötzlich einen lauernden Unterton.
    „Saß ich auch", gab David unumwunden zu, bevor er log: „Es gab eine Art Amnestie für mich."
    Auf der Sache mit der gewaltsamen Befreiung wollte er noch den Deckel halten. Lieber die Salamitaktik anwenden, hieß sein Motto. Immer nur soviel zugeben, wie die anderen ohnehin schon wussten. Scheibchen für Scheibchen. So machte es jeder, der Dreck am Stecken hatte. Gleich alles zuzugeben

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