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S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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gesicherten Erkenntnisse darüber, was wirklich bei einem etablierten Kontakt geschieht. Zumindest nicht offiziell."
    Die Einsicht, dass sie einfach viel zu wenig wussten, um die Lage richtig beurteilen zu können, lag David schwer im Magen. Sein Blick schweifte zur Seite und wurde seltsam leer. Von dieser Gemütsstimmung war es nur noch ein kurzer Schritt bis zum dumpf brütenden Schweigen.
    So weit wollte es Alexander nicht kommen lassen.
    „Ich glaube, wir hätten unsere Rucksäcke nicht mitnehmen sollen", schnitt er ein neues Thema an, um das Gespräch in Gang zu halten. „Falls eines der Delta-Teams zurückkehrt, wird es wissen, dass wir uns in der Nähe befinden."
    Alexander erreichte damit, was er wollte, trotzdem bereute er den Satz sofort wieder. David sah zwar auf, doch seine Augen schimmerten plötzlich so hart und abweisend wie polierter Stahl.
    „Glaube ich nicht", knurrte er. „Ich glaube eher, die Monolithen werden denken, dass sich andere Stalker an der Ausrüstung vergriffen haben. Irgendwelche von diesen Idioten, die sich ohne Schutzanzüge vorwagen, obwohl jeder weiß, dass man dabei zum sabbernden Idioten werden kann."
    Ohne den Blick zu senken, tastete David nach seinem Rucksack und zog aus einer Seitentasche ein kleines Beil hervor, das für gewöhnlich zum Schlagen von Feuerholz diente. Der Major fürchtete für einen Moment, dass die psychische Belastung für ihn zu groß geworden war, und er kurz vorm Durchdrehen stand ― dann fiel ihm endlich auf, dass David nicht ihn anstarrte, sondern über seine rechte Schulter hinwegsah.
    Alexanders Finger wanderten automatisch zum Abzug der Kalaschnikow, doch sein Gegenüber schüttelte unmerklich den Kopf. „Lass das. Schüsse locken nur die falschen Leute an."
    Ein abscheuliches Heulen hinter der Rotbuche unterstrich die Worte. David schnellte sofort in die Höhe, überwand den umgestürzten Stamm mit einem glatten Sprung und stürzte dem Geräusch entgegen. Gleich darauf erklang ein lautes Knacken, als würde das Beil in morsches Holz fahren.
    In Wirklichkeit wurde ein Schädel gespalten.
    Als sich der Major umwandte, glitt die stählerne Schneide bereits wieder zurück, und David stieß seinen Gegner vor die Brust, um ihn auf Abstand zu bringen. Das menschenähnliche Etwas, das vor ihm zurücktaumelte, hätte jedem außerhalb der Zone das Blut in den Adern gefrieren lassen. Selbst Alexander spürte ein Würgen im Hals, doch er hatte in den letzten Jahren schon zu viel gesehen, um sich noch aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. Aus diesem Grunde legte er sein Sturmgewehr beiseite und packte Kims Pumpgun mit beiden Händen fest am Lauf.
    Lautes Gewehrfeuer hätte die Monolith-Fraktion angelockt. Sie mussten dieses Problem auf andere Weise lösen.
    Das groteske Wesen, das sich durch den Hain an sie herangeschlichen hatte, hob gerade die Arme, um erneut auf David zuzustürzen. Aus der Verletzung in seiner Stirn quoll eine dunkle, beinahe schwarz anmutende Flüssigkeit hervor, die nur noch sehr entfernt Ähnlichkeit mit Blut hatte. Mit dem Rest dieses Monstrums verhielt es sich ebenso. Alles an ihm ― das Gesicht, die Stimme, sein Verhalten ― wirkte nur noch wie eine bizarre Parodie dessen, was es einmal gewesen war: ein echter Mensch.
    Der vollkommen verdreckten und verschlissenen Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich um einen ehemaligen Stalker, dem die Zone nicht nur den Verstand, sondern auch das Leben geraubt hatte. Sicher, die äußere Hülle bewegte sich noch, das unterschied ihn von einem richtigen Toten. Doch die unbeholfene Art, in der er umherstakste und mit den Armen gestikulierte, war nur noch ein verzerrtes Echo aus der Vergangenheit, das einfach nicht richtig verhallen wollte.
    Seine Hände waren dunkelblau bis schwarz angelaufen, und dort, wo sie etwas heller wirkten, bestanden sie nur noch aus einem wimmelnden Madengeflecht, das sich genüsslich in dem verfaulten Fleisch suhlte und langsam bis in die tieferen Muskelschichten vordrang.
    Im Gesicht sah es noch schlimmer aus. Wo normalerweise die Nase saß, klaffte nur noch ein von Eiter nässendes Loch. Die aufgerissenen Wangen boten dafür einen Blick auf zwei schadhafte Zahnreihen, und der Kehlkopf konnte schon deshalb keine menschenähnlichen Töne mehr hervorbringen, weil in ihm eine abgebrochene Astspitze steckte.
    Alexander hatte schon einige Zombie-Stalker zu Gesicht bekommen, aber noch keinen, dessen Verfall so weit fortgeschritten war. Der Kriminalist in ihm, der

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