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S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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er bemerkte, wie Finley vor ihm in die Höhe kam. Die Augen noch vom Sand gerötet, aber wieder mit freier Sicht, hob der Schotte seine Waffe in den Hüftanschlag.
    „Fuck you, Hans Kraut!", schrie er aufgebracht und bewies damit vor allem, dass er nicht im Geringsten wusste, wie man deutsche Namen betonte, aber auch, dass er einigermaßen mit Davids Biografie vertraut war.
    Über die Art und Weise, wie er ein unbewegliches Ziel auf sechs Meter Entfernung durch einen Feuerstoß bekämpfte, ließ sich ebenfalls trefflich diskutieren. Das erste Kugelpaar jagte über Davids rechte Schulter hinweg.
    Das zweite hätte unweigerlich seinen Brustkorb zerfetzt, wenn er sich nicht von der Stelle gerührt hätte. Doch er hatte die erste Salve genutzt, um die Schrecksekunde zu überwinden und sich nach links geworfen. Der Versuch, sich mittels Nachtstern weiterzukatapultieren, scheiterte jedoch kläglich. Er erreichte damit nur, dass in seinem Kopf eine glühende Sonne explodierte.
    Hilflos krümmte er sich am Boden. Ausgestreutes Sägemehl verband sich mit strömendem Schweiß und blieb auf seinem Gesicht kleben.
    Eine ganze Reihe von unverständlichen englischen Flüchen ausstoßend, zog Finley das AKM in die Schulter, um ihm den Gnadenschuss zu verpassen. Doch der Schotte hatte sich zuviel Zeit gelassen.
    Der Zeigefinger um seinen Abzug färbte sich bereits weiß. Doch bevor es ihm gelang, den Druckpunkt zu überwinden, detonierte ein Feuerball in seinem Rücken. Igels Molotow-Cocktail war an einem zwei Meter hinter ihm liegenden Podest zerschellt, und die explosionsartig auseinanderfliegenden Glassplitter schnitten ihm wie Schrapnelle durch die Ohren. Nur den Bruchteil einer Sekunde später folgte eine Feuerlohe, die aus dem verspritzten Diesel-Wodka-Gemisch bestand.
    Finleys Haar und die Jacke begannen sofort zu brennen, sogar auf seinen Wangen entstanden kleine Flammennester, die tropfenförmig in die Tiefe rannen. Er sprang vor Entsetzen in die Höhe und warf sein Gewehr zur Seite, um mit bloßen Händen nach den Flammen zu schlagen. Als das AKM auf den Boden prallte, löste sich ein einzelner Schuss, der meterweit an David vorbeiging und irgendwo in eine Betonwand schlug.
    Finleys verzweifelte Löschversuche zeigten keine Wirkung. Igels Brandgemisch fraß sich wie Napalm durch seine Haut, die sich wegen der am Körper getragenen Steinblutartefakte sofort wieder regenerierte. Sein Rücken loderte bereits von der Taille bis zum Nacken, und das rote Haar war ihm bis zu den Wurzeln verschmort. Am schlimmsten sah es aber in seinem Gesicht aus, das völlig intakt schien, obwohl es komplett in Flammen stand. Selbst aus den Augen schlugen helle Feuerzungen hervor.
    Blind und halb wahnsinnig vor Schmerz sprang der Schotte wie ein Derwisch umher und schlug mit fliegenden Händen wild auf sich ein. Jeder normale Mensch wäre längst ohnmächtig geworden, doch die Heilkräfte des Steinbluts zögerten auch diesen Prozess ins scheinbar Unendliche hinaus.
    Der widerliche Geruch von verbrannter Haut und verkohltem Haar schwängerte die Luft. David verspürte den Wunsch, sich zu übergeben, drängte aber das Ekelgefühl beiseite und quälte sich auf die Beine. Er wollte Finley, dem Mann, der ihn gerade eben noch zu töten beabsichtigte, irgendwie helfen. Was der Stalkerkiller gerade durchmachte, hatte kein Mensch auf Erden verdient.
    Das Feuer loderte immer höher und höher. Er brannte und brannte ― und verbrannte doch nicht.
    Eben noch warf seine Haut Blasen, in der nächsten Sekunde glättete sie sich wieder, aber nur, um kurz darauf wieder Blasen zu werfen. Finley stand in Flammen, unfähig sich selbst zu löschen, und dieser Zustand mochte noch Stunden anhalten, wenn ihm niemand half.
    Der Schmerz, dem er dabei ausgesetzt war, ging über jedes menschliche Vorstellungsvermögen hinaus. Wenn er denn je geglaubt haben mochte, dass es niemals schlimmer kommen konnte als in jener Nacht, da sie ihm ein blutiges Grinsen ins Gesicht geschnitten hatten, so wurde er nun eines Besseren belehrt.
    Schluchzend brach er in die Knie, krallte seine Finger in einer Geste völliger Verzweiflung tief in beide Wangen, als ob er sich das brennende Fleisch vom Gesicht reißen wollte, und schrie seine Verzweiflung laut aus sich heraus.
    Die Menschen auf den Tribünen, die für ein blutiges Spektakel bezahlt hatten, starrten auf ihn hinab. Manche voller Ekel und als ob sie bereuten, in die Arena gegangen zu sein. Doch die meisten voll morbider

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