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S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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stoppen kann."
    „Hören Sie doch auf!" Kim machte ein Gesicht, als müsste sie eine bittere Medizin schlucken. „Sie sind doch ein Meister der Lüge. In Wirklichkeit hat dieses Kollektiv noch nie jemanden gerettet."
    Dobrynins freundliche Maske erhielt zum ersten Mal Risse, doch er fing sich sofort wieder. „Meister der Lüge", wiederholte er bedächtig. „Wüsste ich es nicht besser, müsste ich glauben, sie hatten mit der alten Walujew gesprochen."
    Bevor Kim etwas erwidern konnte, begann die Welt um sie herum zu beben. Rasch stützte sie sich mit der freien Hand ab, denn es fühlte sich so an, als würde der Boden unter ihr weggezogen.
    Zwei Kugelschreiber, mehrere Bleistifte und ein Radiergummi, die neben ihr von der zitternden Schreibtischplatte sprangen, stellten unter Beweis, dass sie sich die Erschütterung nicht nur einbildete. Gleich darauf erklang ein helles Knacken, das in den Ohren schmerzte. Danach lief ein dicker Riss durch die Trennscheibe zur PSI-Anlage.
    Auch Dobrynin hatte sichtlich Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Doch er glich die Erschütterungen, die durch den Boden liefen, mit einem Federn in den Knien aus. Wie ein erfahrener Seemann, der gewohnt war, bei rauer See auf schwankendem Deck zu stehen. In der ganzen Zeit ließ er Kim keine Sekunde aus den Augen, und sein ohnehin schon strenges Profil wurde noch kantiger.
    „Das sind die Vorboten der Katastrophe, von der ich gesprochen habe", verkündete er düster, als wieder Ruhe einzog. „Die Lage wird zunehmend instabil."
    Er ging zwei Schritte rückwärts, bis er mit dem Rücken an das große Schaltpult stieß, das den Raum beherrschte. Dort langte er mit der freien Hand in eine offene Schale, in der eine seltsam ölige Masse schwamm. Als er die Hand zurückzog, haftete etwas davon an seinen Fingern. Die Substanz dehnte sich wie Kaugummi, bis sie plötzlich in der Mitte auseinander-sprang. Der untere Teil kehrte umgehend in die Schale zurück, ohne dass ein einziger Tropfen danebenfiel, während der obere in Dobrynins Hand landete und dort eine runde Kugel formte.
    „Eines der vielen Wunder, die uns die Energien der Noosphäre geschaffen haben", erklärte er dazu, als würde er den Stein der Weisen präsentieren. „Möchten Sie wirklich nicht dabei helfen, diese Kräfte zu beherrschen? Zum Wohle der ganzen Menschheit?"
    Kim war es leid, sich neue Schimpfwörter für ihn auszudenken, darum schwieg sie einfach.
    Dobrynin machte einen Schritt auf sie zu.
    „Skalpell runter", forderte er.
    „Hol's dir doch!", erwiderte sie, vollkommen sicher, dass er nicht schießen würde. Schließlich brauchte er sie lebend. Das hatte er deutlich genug gemacht.
    Als Dobrynin merkte, dass sein Bluff nicht funktionierte, blieb er stehen, um nicht in die Reichweite des Skalpells zu gelangen. Mit einem leisen Seufzen ließ er die Pistole sinken, doch das war nur ein Trick, um sie abzulenken.
    Im gleichen Moment, da sie unabsichtlich der Bewegung folgte, ließ er die Hand mit dem ölig glänzenden Ball vorschnellen.
    Kim riss instinktiv die freie Hand empor, um ihr Gesicht zu schützen, doch damit ließ sich die wabernde Substanz, die ihre Form noch in der Luft veränderte, nicht abwehren. Mit einem überraschenden Schlenker wich sie der Hand nach unten hin aus und jagte, halbmondförmig nach vorne gebogen, auf ihre Kehle zu. Ehe Kim richtig verstand, wie ihr geschah, schlang sich ihr das Zeug um den Hals, bis sich die offenen Enden im Nacken vereinten.
    Ihr Versuch, den so entstandenen Ring mit dem Skalpell zu zerschneiden, erfolgte zu spät. Sie fühlte bereits, wie ihr die Luft abgeschnürt wurde. Dabei begann der Ring nicht nur zu schrumpfen, er fraß sich auch tief in ihre Haut. Jeder Versuch, ihn zu zerschneiden, hätte sie selbst verletzt. Auch mit den Fingernägeln ließ er sich nicht mehr lösen. Tief in ihren Poren verankert, umgab er sie wie eine zweite, stetig weiterschrumpfende Haut.
    Dobrynin sah mitleidlos auf sie herab, während sie um ihr Leben kämpfte.
    „Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben", erklärte er kalt. „Mir fehlt einfach die Zeit, Sie vom Wert unserer Zusammenarbeit zu überzeugen. Der Symbiont wird dafür sorgen, dass sie sich beim nächsten Mal nicht gegen die Aufnahme ins Kollektiv sträuben. Falls sie sich doch widersetzen, werden sie eben ersticken. Oder ertrinken. Oder was auch immer. Es ist mir ganz egal, weil sie dann keinen Nutzen mehr für mich haben."
    „Schwein!", keuchte sie, obwohl sie damit wertvollen

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