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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Brust stand. Ich war immer noch betrunken, dazu total ausgelaugt, und wie immer in solchen Momenten verwandelte ich mich in einen wehleidigen Bastard. Ich wollte bemitleidet werden, weil ich keine Kraft mehr für Selbstmitleid hatte.
    „Wenn ich Geld bräuchte, würde ich mit Bubna schlafen", sagte Dinka.
    „Logisch", gab ich zu und starrte zur Decke, „obwohl halt, nein, er hat keine Beine."
    „Es wird dich vielleicht sehr wundern, aber Beine sind bei der Sache nicht das Wichtigste."
    „Verdorbenes Stück!", fluchte ich.
    „Besoffener Idiot", konterte Dinka ungerührt.
    „Luder."
    „Radioaktives Fleisch."
    „Schlampe."
    „Blödmann."
    Jedenfalls liebten wir uns in dieser Nacht noch drei-, viermal.

4.
    DIE JÄGER
    Selbstverständlich ging ich am nächsten Abend zu Bubna in die Bar und stimmte zu, diese blödsinnige Safari zu leiten.
    Ich bin so ein Vollidiot, völlig verstrahltes Fleisch.
    Wir saßen an zusammengeschobenen Tischen. Außer uns war fast niemand in der Bar, und somit störte uns auch niemand. Das Stripteasepodium war leer und dunkel, in den Käfigen waren auch keine Mädchen — ihre Schicht fing erst um neun an. Hinter dem Tresen mühte sich an Joes Stelle ein unausgeschlafener, junger Barkeeper mit dichtem rotem Haar.
    Ich mochte die Kunden auf Anhieb — obwohl drei von ihnen Amerikaner waren. Allerdings glichen sie kaum dem Stereotyp des Amerikaners, das sich in den Köpfen der ehemaligen Sowjets festgesetzt hat: feige, nicht sonderlich gebildet, fett, ängstlich, in ständiger Sorge lebend, wegen Diskriminierung oder sexueller Belästigung angezeigt zu werden; einer, der glaubte, dass Amerika die Streitmacht der Deutschen und Russen im Zweiten Weltkrieg mit Unterstützung der Engländer zerschlagen hatte; einer, der sich in der Armee beschwerte, wenn das Toilettenpapier fehlte ...
    Meine Kunden waren durchtrainiert und nicht übertrieben freundlich, und schon die Tatsache, dass sie nicht bei jeder Gelegenheit einblendend weißes Hollywoodlächeln zeigten, machte sie mir sympathisch.
    Nur bei Sam Gallager zeichnete sich unter dem Jeanshemd ein Bäuchlein ab, allerdings handelte es sich um das durchtrainierte Bäuchlein eines Spezialagenten im Ruhestand.
    Die Kunden waren wortkarg und braun gebrannt. Sie bewahrten Haltung, allerdings war ihnen anzumerken, dass sie die ganze Zeit über auf der Hut waren. Sie würden ihr Verhalten sofort anpassen,sollte sich die Stimmung des Gesprächspartners ändern, um ja keine Konflikte mit den Ortskundigen zu provozieren. Zahlreiche Exremtouren hatten sie gelehrt, sich richtig zu benehmen. Als ich sie sah,wusste ich sofort, dass es echte Kerle waren, Wölfe, die nie zum Amazonas gereist wären, um ein Eldorado zu finden.
    Vieles erklärte sich dadurch, dass einer von ihnen, Alvar Camacho, komplizierter slawisch-indianisch-lateinamerikanischer Abstammung war und sie alle aus dem Staat Texas kamen. Einem Staat, wo es noch echte Männer gab — wenn man westlichen Filmen glaubte, einem Staat mit alter amerikanischer Tradition: Pioniergeist, Cowboys und Duelle.
    Sam erschien auch tatsächlich mit Cowboyhut, so als wollte er genau dieses Image unterstreichen. Wie sich später herausstellte, trennte er sich nie von seinem Hut.
    Der dritte Amerikaner war der Anführer und hieß Martin Donahugh. Ein Millionär, der sein Vermögen mit Viehzucht und Fleischkonserven gemacht hatte. Er hatte die brillante Idee gehabt, in der Zone auf die Jagd zu gehen. Martin hatte das typische langgezogene Gesicht eines Angelsachsen und die groben Hände eines Menschen, der körperliche Arbeit gewöhnt war. Ich bemerkte die Hornhaut an den Fingerknöcheln, die auf schweres und ausdauerndes Training an einer Makiwara hindeutete.
    In nur einer Viertelstunde erfuhr ich jede Menge über ihn. Es stellte sich heraus, dass Alvar, Sam und er in dieselbe Klasse gegangen und schon damals miteinander befreundet waren. Seit ihrer Kindheit hatten alle drei einen Hang zum Abenteuer. Sie liebten das Risiko und brauchten den ständigen Adrenalinkick. Solange sie noch Jugendliche waren, waren ihre Abenteuer nicht sonderlich extravagant — Schlägereien mit den Nachbarjungs, Sprünge von den Klippen, Pumajagden und Fahrten aufs Polizeirevier. Allerdings stellte sich rasch heraus, dass für einen Millionär ganz andere Abenteuer möglich waren.
    Als der zielstrebige Martin beständig erfolgreicher wurde, seine Freunde aber immer noch in den Bars der kleinen texanischen Stadt herumhingen, vergaß er

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