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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Grabkreuz, meine Herrschaften ... Natürlich würden mein Helfer und ich zuerst versuchen, Ordnung herzustellen, und zwar mit ganz brutalen Methoden, aber wenn das nicht fruchten sollte,sind wir alle dran.Deswegen lasst uns gleich klarstellen: Wenn ihr nicht bereit seid, mich als euren Anführer zu betrachten, der das alleinige Sagen hat, gehen wir nirgendwohin."
    „Wir verstehen vollkommen, dass die Zone einem Fähigkeiten und Kenntnisse abverlangt, die wir nicht besitzen. Wir sind bereit, Ihren Befehlen Folge zu leisten", sagte Martin in einem furchtbaren Russisch.
    „Wie sieht es mit den anderen aus?”, fragte ich. „Jeder sollte diese Entscheidung für sich selbst treffen, denn in der Zone wird Mister Donahugh nicht mehr der Initiator dieser Tour sein, sondern nur noch einer von euch, der ausschließlich auf mich zu hören hat."
    Alle Kunden stimmten zu. Selbst Andrej Stezenko — sichtlich ungern zwar, aber ruhig und ohne weiteres Rumgezicke. Die nicht aufgerauchte Zigarette drückte er wütend im Aschenbecher aus.
    Zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Touristen die Lage erklärte und die ersten Instruktionen erteilte, füllte sich die Bar schlagartig mit Menschen. Bart kehrte mit seinen Jungs von einer mehrtägigen Zonentour zurück und besetzte einen Tisch am anderen Ende des Saals. Im Unterschied zu mir hatte er niemanden verloren.
    Fliege und Waschbär waren grün im Gesicht von einem mehrtätigen Besäufnis und wollten den Rest ihrer Honorare versaufen. Patogenitsch kam auch und setzte sich an seinen Lieblingsplatz an der Theke und bedeutete mir mit Handzeichen, zu ihm zu kommen. Heute trank er, wie versprochen, nur Wodka. Müller und Maulwurfwaren seit dem Morgengrauen in der Zone, dafür kehrten Astronom und Fasa unbeschadet vom Bernsteinsee zurück. Sie hatten am Ufer des Sees menschliche Überreste entdeckt, die in Tatars Kleidung steckten, den man somit getrost von der Liste der spurlos Verschwundenen streichen konnte.
    Kandratij hatte dank eines Brennpunktes Verbrennungen dritten Grades erlitten und war in der Obhut der Wissenschaftler geblieben,die versprochen hatten, ihn mit dem Hubschrauber aus der Zone zu fliegen. Um keinen Ärger zu bekommen, wollten sie ihn als Aushilfsarbeiter ausgeben. Wenn die Militärs mitbekommen hätten, dass er auf eigene Rechnung in die Zone gelangt war, hätte ihm nachdem Krankenhausaufenthalt eine saftige Haftstrafe gedroht. Glücklicherweise versuchten die Wissenschaftler die freiwilligen Stalker zu decken, wo immer es ging. Schließlich besorgten diese ihnen die kostbaren Versuchsobjekte und kauften ihnen die staatlichen Spezialausrüstungen ab, die die Wissenschaftler ihrerseits bei ihren vorgesetzten Stellen dann als kaputt oder verloren deklarierten.
    Zwischen Stalkern und Wissenschaftlern bestanden rege Geschäftsverbindungen, die auf der wichtigsten Zutat unserer unsicheren Zeit basierten — auf Geld.
    Wir tranken mit den Kunden auf den verstorbenen Tatar. Als wir die Gläser auf den Tisch stellten, umarmte der besoffene Waschbär mich von hinten. Er stürzte sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich, das glücklicherweise nicht besonders schwer war. Waschbär war auch nicht besonders groß. „Hemul! Lass uns auf Tatar trinken!", lallteer, als ich ihn von mir abschüttelte und gerade hinstellte. „Hey, Barmann! Wodka für alle an diesem Tisch — vier Finger breit."
    „Lass mal, Waschbär, geh und leg dich hin", versuchte ich die Situation diplomatisch zu lösen und Waschbär von unseren Tischen wegzulotsen. „Sieh mal, das sind seriöse Leute, die mit mir über seriöse Geschäfte reden wollen. Vermassle mir das nicht. He-He, bring den mal weg. Auf Tatar haben wir gerade eben schon angestoßen."
    „Seid ihr euch etwa zu schade, ein zweites Mal auf Tatar zu trinken?", raunzte Waschbär beleidigt und schob He-He zur Seite. „Hemul, du bist doch mein Bruder. Das bist du doch, oder? — Na, wer seid ihr überhaupt, auf Tatar zu trinken?", fragte er im nächsten Moment mit der überraschenden Logik eines Sturzbetrunkenen.
    „Hau ab, Idiot", sagte Stezenko gereizt und versuchte erfolglos eine neue Zigarette aus der Schachtel zu schütteln.
    Ich schaute ihn besorgt an, und mein Blick wanderte zu Waschbär. Der Geschäftsmann aus Kiew war nicht der Erste, der sich von der schmächtigen Statur und dem Unschuldsgesicht meines Kumpels täuschen ließ. Und Waschbär geriet in Rage, wenn man ihn für einen Minderjährigen oder — noch schlimmer — für eine Frau

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