S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
Rucksäcke noch voll mit Martins Konserven waren?
Mitten auf der Wiese, die wir bald darauf erreichten, lagen überall Menschenknochen verteilt. Wahrscheinlich war der Vagabund von Plünderern erschossen oder aber von einem Wildschwein umgebracht worden, und die Hunde hatten später die Knochen über die Wiese verstreut.
Das war zumindest eine Möglichkeit.
Allerdings durften wir kein Risiko eingehen. Es gab heimtückische Fallen, die man erst entdeckte, wenn man in sie hineingeriet. Ich entschied für mich, dass genau das dem Unbekannten widerfahren sein musste, und obwohl ich keine Anzeichen von Anomalien oder Fallen fand, führte ich die Gruppe lieber am Rand der Wiese entlang durch das dortige Gestrüpp, statt mitten durch.
Aus der Richtung des Wissenschaftslagers erklang plötzlich das typische Geräusch von Gewehren — und das gequälte Schreien des Pseudowesens. Das Gewehrfeuer hörte wieder auf, und nach einiger Zeit, als wir schon tief im Wald waren, erklang ein ohrenbetäubendes Krachen. Danach folgte noch ein lang gezogener Knall.
Es war ein TVW — eine Tiefvakuumwaffe, ein fieses Ding, das im fünfzehnten Jahr zu der Ausrüstung der Kriegsstalker hinzugekommen war.
Ich wusste nicht, wie die Waffe genau funktionierte; Nostandard hatte mir mal erklärt, dass sie auf irgendeine Art und Weise die Verbindungspunkte im Strukturnetz des Raumes zerstörte.
Keine Ahnung, wie das funktionieren sollte — ich verstand es schon damals nicht wirklich. Klar war nur eins: Dieses Ding wurde entwickelt, nachdem die Gravitationsanomalien der Zone untersucht und analysiert worden waren. Das Resultat der Anwendung einer TVW an einem bestimmten Ort war, dass ein Loch von bis zehn Metern Durchmesser entstand, je nach Größe des Geschosses. Das absolute Fehlen von jeglicher Materie in diesem „Loch" erschuf ein perfektes Nichts, ein sogenanntes tiefes Vakuum.Die Natur, die keine solchen Löcher duldete, versuchte sofort, sie wieder zu schließen. Das Umfeld einer solchen gewaltsam gerissenen Lücke „klappte zu". Und dabei wurden alle Gegenstände und Lebewesen, die sich im Einflussbereich des Tiefvakuums befanden, verdreht und so beschädigt und verletzt, dass nichts und niemand am Leben blieb.
Ich hoffte inständig, dass das Pseudowesen es diesmal nicht schaffte, die Kriegsstalker zu Gulasch zu verarbeiten. Dass sie den Feind rechtzeitig orteten und sich in ihre Hubschrauber zurückzogen.
Nur die Zonenkundigen konnten sich ausmalen, was von einem Monster zu erwarten war, das ein ganzes Lager ausgelöscht hatte.
Die Kriegsstalker hatten mir in der Vergangenheit mehr als einmal Ärger bereitet, aber jemandem einen solchen Tod zu wünschen, hätte nur ein absoluter Schweinehund übers Herz gebracht.
Wir mussten weiter. Kriegsstalker waren in der Zone als Nachbarn nicht gerade erwünscht. Vor allem nicht, wenn sie jetzt noch anfingen, die Umgebung von ihren Hubschraubern aus zu durchforsten.Der Lärm, den wir veranstaltet hatten, war meilenweit zu hören gewesen, und hoffentlich hatten sie ihn den Lagerbewohnern zugeschrieben.
Ich musste übrigens schon mehrmals bei den Kriegsstalkern vorsprechen. Ihre Androhung, mir die Ohren abzuschneiden, wenn sie mich in der Zone erwischten, war durchaus ernst zu nehmen. Allerdings hatten sie mich bisher noch nicht erwischt, und ich konnte weiterhin meine beiden Ohren in der Zone spazieren führen.
„Wie viel Munition haben wir noch?", fragte Stezenko heiser.
„Die Hälfte von dem, was wir anfangs hatten", antwortete Camacho. Er und Andrej bildeten das Ende unseres Zugs. "Noch ein paar solcher Zwischenfälle und gute Nacht!"
„Ja, es ist neuerdings sehr unruhig in der Zone geworden", nickte ich leichthin. Mist, verdammter, gleich sagt Stezenko: „Er wird uns alle ins Verderben stürzen!" Dann ist mein Déjà-vu perfekt. „Wenn wir die Sümpfe hinter uns gelassen haben, gehen wir in die Stalker-Bar und besorgen Munition."
Stezenko schwieg.
Mir gefiel nicht, wie er schwieg. Wäre er einer meiner Jungs gewesen, hätte ich ihn bei der erstbesten Gelegenheit entsorgt. Aber so brauchte ich mich nicht zu beklagen.
Nennst du dich Stalker — geh in die Zone.
9.
DIE SÜMPFE
Schon bald fing der Boden unter unseren Füßen an zu federn und feucht zu schmatzen. Das Seeufer wurde morastig. Wir näherten uns den Sümpfen.
Die Sümpfe waren eine ziemlich schwierige Ebene. Das Territorium war mit trübem Wasser und Schleim überflutet, hier und da tauchten kleine Inselchen
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