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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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dann hätte ich kostbare Zeit darauf verschwendet, Erklärungen abzugeben — und diese Zeit hatten wir nicht.
    Beim Laufen warf ich einen Blick nach hinten. Der Fleck wurde schneller, schwebte über der Wasseroberfläche, verfolgte mich und verkürzte ständig den Abstand zwischen uns.
    Verdammt, so war das aber nicht verabredet!
    Ich versuchte, schneller zu werden, aber meine Füße versanken im sumpfigen Boden, und der dicke Schleim wehrte sich entschieden gegen meine Bemühungen. Das war wie in einem Albtraum — wenn man versuchte, einem Monster zu entkommen, aber die Füße irgendwo stecken blieben, die Muskeln nicht mehr gehorchten und der ganze Körper sich wie Watte anfühlte.
    Verflucht! Ich will nicht jahrelang zwischen Leben und Tod in einem Sumpf liegen. Dann wäre es sogar besser gewesen, wenn mich der Blutsauger in der Baugrube aufgefressen hätte.
    Der vertrocknete Baum mit der halb abgefallenen Rinde war gefühlte Tausend Kilometer entfernt. Mir kam es vor, als würde ich mit den Füßen auf der Stelle treten. Der Baum näherte sich so langsam, dass ich schnell begriff: Er wollte mich quälen.
    Im Gegensatz zu mir stellten die Sümpfe für den Quecksilberfleck kein Hindernis dar.
    Ich blickte mich erneut um — in geringer Höhe über der Wasseroberfläche raste das Verderben mit der Geschwindigkeit eines Motorboots auf mich zu.
    Ich verdoppelte meine Anstrengungen, auch wenn meine Kräfte bereits am Limit angelangt waren. Ich blickte mich nicht mehr um, das war sinnlos, sogar kontraproduktiv. Meine Geschwindigkeit würde nicht zunehmen, wenn ich mich vergewisserte, wie viel Distanz der Fleck wieder gut gemacht hatte.
    Der Schweiß rann unter der Jacke in Strömen an mir herunter, und ich fürchtete, einen Hitzeschock zu erleiden.
    Noch ein bisschen, gut so, jetzt das linke ...
    Jede Sekunde rechnete ich damit, dass mich etwas Hartes, Eisiges berührte. Anschließend würde das charakteristische Knacken ertönen, so als würde man ein großes Einmachglas aufmachen.
    Und das war es dann. Ich würde eine unschätzbare Lebenserfahrung machen, erleben, wie es ist, über Jahre hinweg in einem Silbergrab zu sterben.
    Interessant, was wird meine Klaustrophobie wohl dazu sagen?
    Wie ich darauf kam, dass das Ding hart und eisig war, weiß ich nicht. Dass es aber knallte, wenn es das Opfer zu fassen bekam — daran konnte ich mich noch sehr gut erinnern.
    Der rettende Baum kam nur langsam, in kurzen Schüben näher. Hinter meinem Rücken hörte ich Planschgeräusche, und mir kam in den Sinn, dass es der Super-Gau wäre, wenn mich der Fleck genau dann erwischte, sobald ich den untersten Ast des Baumes zu fassen bekam.
    Ich bekam den untersten Ast des Baumes zu fassen, zog mich an ihm hoch und zog sofort meine Beine an. Von meinen durchnässten Armeestiefeln fielen ein paar Tropfen auf den Silberfleck, der sich jetzt unmittelbar unter meinen Füßen befand.
    Seltsamerweise brach der Ast unter mir nicht durch, was laut Murphys Gesetz einfach nur logisch gewesen wäre. Nach einigen Anstrengungen hockte ich rittlings auf ihm. Ich versuchte mich etwas bequemer hinzusetzen und fasste dabei an den Stamm — doch statt Halt zu finden, hielt ich nur ein Stück lose Rinde in meiner Hand.Ich verlor das Gleichgewicht und ruderte einige endlose Momente lang mit beiden Armen in der Luft, während ich auf dem dünnen Ast wankte.
    Wäre das Gewehr, das mir plötzlich unglaublich schwer vorkam, von meiner Schulter gefallen, hätte sich dadurch mein Gleichgewicht verschoben, und ich wäre auf der Stelle in den sicheren Tod gestürzt. Allerdings schaffte ich es, mich an einem anderen Ast festzuhalten, der direkt über meinem Kopf hing, und ich umarmte den mit Rinde bedeckten Retter mit einer Leidenschaft, wie ich sie sonst nur Dinka in unseren heißesten Nächten entgegenbrachte.
    Über meinem Kopf baumelten von den höheren Zweigen Rosthaare herab und berührten fast meinen Kopf — was mir aber momentan herzlich egal war. Was waren schon leichte Verbrennungen gegen eine lebenslange Gefangenschaft im Spiegelfleck?
    „Wie geht's dir, Stalker?", rief mir Camacho vom Ufer aus zu. „Beschissen wäre geprahlt", erwiderte ich inbrünstig.
    Ich drehte mich leicht auf meinem unbequemen Sitz, um einen Blick auf das Ufer zu werfen. Sämtliche Touristen waren in Sicherheit. Spiegelflecken konnten sich nicht am Ufer bewegen, aber die Touristen hielten für alle Fälle einen Sicherheitsabstand zum Wasser.Sie schauten mit langen Gesichtern

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