Star Force (German Edition)
zeigten nicht einmal besondere Neugierde, als wir hier gelandet sind. Es sieht fast so aus, als hätten sie gar kein Interesse an irgendwelchen Kontakten mit uns. Ich beneide Sie nicht um Ihren Auftrag, Sonderbotschafter."
Als sie einige Stunden später zur Stadt zurückkehrten, war die Sargosa-Sonne um einiges tiefer gesunken und in den Straßen herrschte jetzt reges Leben.
Männer und Frauen, die nur mit leichten Tüchern bekleidet waren, eilten geschäftig hin und her. Offensichtlich war die Zeit der Mittagsruhe jetzt vorbei.
Aber um die terranischen Raumfahrer vor der Stadt kümmerte sich noch immer niemand.
Igor Tupolew entschloss sich, die Initiative zu ergreifen und schritt auf das nächstgelegene Haus zu, auf dessen Veranda ein alter Mann in einem Schaukelstuhl saß und ihm gelassen entgegenblickte.
"Ich grüße Sie, Fremdling", sprach er zu Tupolews Erstaunen im reinsten Interlingua ohne jeden Akzent.
"Ich grüße Sie ebenfalls", antwortete der Sonderbotschafter, "Ich komme aus der Heimat Ihrer Ahnen und muss unbedingt mit Ihrem Häuptling sprechen."
"Häuptling?" fragte der Alte verwundert, "Meinen Sie vielleicht unseren Präsidenten?"
"Genau den", nickte Tupolew, "Ich wusste nicht, welchen Titel Ihr Anführer hat."
"Da es sich um ein demokratisch gewähltes Oberhaupt unseres Volkes handelt, nennen wir ihn so", erklärte der alte Mann, "Ist das in der Welt unserer Vorfahren jetzt nicht mehr üblich?"
"Doch, natürlich gibt es auch bei uns noch gewählte Präsidenten", beeilte sich der Sonderbotschafter zu versichern, "Allerdings haben wir zur Zeit eine Frau als Oberhaupt, also eine Präsiden tin . Sie hat mich geschickt, um mit Ihrem Präsidenten zu reden. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finden kann?"
"Meine Tochter kann Sie zu ihm führen", meinte der Alte und rief: "Jenny! Komm' doch bitte mal nach draußen!"
Auf seinen Ruf hin erschien eine junge Frau mit langen, tiefschwarzem Haar, das ihr bis zu den Hüften reichte. Sie war außergewöhnlich hübsch und - wohl wegen der hohen Temperaturen - nur mit einem dunkelroten Hüfttuch bekleidet.
"Haben wir Besuch?" fragte sie.
"Sie kommen von da oben", sprach der Alte und zeigte zum Himmel hinauf, "Genau wie die anderen, die im alten Wrack herumwühlen."
"Ach so", meinte die Frau und musterte die fünf Männer eingehend, "Sie sehen unsympathisch aus in dieser dicken Kleidung. Schämen Sie sich Ihrer Körper, dass Sie sie so verhüllen müssen?"
"In unserer Welt ist es kälter als hier", antwortete Igor Tupolew, "und darum sind wir es nicht gewöhnt, ohne solche Kleidung herumzulaufen."
Sie schien diese Erklärung zu akzeptieren und gab ihnen mit einer kurzen Kopfbewegung zu verstehen, dass sie Ihr folgen sollten.
Die Terraner marschierten hinter ihr her.
Tupolew hatte mittlerweile seine Jacke ausgezogen und die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, während die Schiffsoffiziere trotz der mörderischen Hitze noch immer keine Anstalten machten, sich etwas Erleichterung zu verschaffen.
Tupolew begann sich zu fragen, für welche Sünden er wohl damit bestraft wurde, ausgerechnet mit den korrektesten Offizieren der gesamten Raumgarde nach Sargosa II gekommen zu sein.
Aber der Anblick der jungen Frau, die mit anmutigen Bewegungen vor ihm dahineilte, entschädigte ihn für dieses Missgeschick.
Während des Weges hatte der Sonderbotschafter genügend Muße, sich in die Betrachtung der schönen Frau zu vertiefen, wobei er allerdings nicht auf den unebenen Boden achtete und - sehr zum Missfallen der ihm folgenden Offiziere - einige Male ins Stolpern geriet.
Das "Staatsoberhaupt" von Sargosa-II residierte in einem Lehmziegelhaus, das kein bisschen größer oder komfortabler als die anderen Gebäude war.
Allerdings verfügte es über eine überdachte Terasse, auf der ein langer Tisch mit einigen Dutzend Sitzgelegenheiten stand. Wahrscheinlich wurden hier die Ratsversammlungen abgehalten.
Grinsend versuchte sich Tupolew vorzustellen, wie sich die terranischen Minister hier zu ihren vielen Sitzungen trafen und auf ihren gewohnten Komfort verzichten mussten.
Jegliche Form vom Bürokratie, durch die man sich auf all den anderen sogenannten "zivilisierten" Welten erst hindurchkämpfen musste, um zu einer Regierungsperson zu gelangen, schien hier völlig unbekannt zu sein.
Tupolew bedauerte es bereits, dazu beitragen zu müssen, dass bald Sankt Bürokratius auf dieser Welt heimisch werden würde. Und er begann sich zu fragen, ob es richtig war,
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