Star Trek – Deep space Nine
fühlte sich hart wie Stein an. Es war im Zustand des Schocks erstarrt.
Du hast sie getötet
.
Sein Stolz trat vor die Richterbank.
Nein, habe ich nicht – sondern er. Er hat mich überlistet, mich … mich reingelegt … sie als Köder benutzt … Es war nicht meine … nicht meine
…
Doch Entschuldigungen waren sinnlos, selbstsüchtig und hohl.
Vaughn schlug mit der linken Hand auf den Tisch und kniff die Augen fest zusammen, als ließen sich das Grauen und die hässliche Wahrheit so aussperren. Tränen stiegen hinter seinen Lidern auf, und er zwang sie zurück.
Du darfst nicht weinen
, schalt er sich.
Du hast kein Recht dazu, du dummer Bastard. Du hast keine Tränen verdient. Du verdienst sie nicht
.
Aber
sie.
Die Kraft wich aus seinen Gliedmaßen. Der Fußboden lockte, seine Knie gaben nach, und er wurde hinabgezogen – unaufhaltsam und gnadenlos. Je angestrengter er seine Tränen zurückzuhalten versuchte, desto ungehinderter flossen sie. Die Stahlzwinge, die seine Kiefer fixierte, löste sich, und sein Mund öffnete sich zu einem formlosen Schrei. Vaughn war auf den Knien, klammerte sich an die Tischkante wie ein Seemann an ein Rettungsboot, und spürte die wahre Last seiner Jahre auf seinen Schultern. Mit einem Mal waren seine Knochen alt und brüchig, seine Haut trocken wie Rinde. Er war kein Mann mehr, sondern nur noch eine Handvoll Staub, alt und jeglicher Wärme beraubt.
Die Trauer erstickte ihn.
Erbarmen … Ich habe mein kleines Mädchen getötet
.
Er verlor den Halt an der Tischkante und drohte schon, zwischen die zwei Gästesessel vor dem Tisch zu stürzen. Die Hände auf den rauen grauen Teppich gestützt, senkte er den Kopf, den er nicht länger aufrecht halten konnte, wie einst Hiob. Die Vergangenheit packte ihn, attackierte ihn mit Erinnerungen: Ruriko, getroffen von einem Phaserstrahl, die Hand nach Prynn ausgestreckt. Die Frau, die er geliebt und die er vom Borg-Kollektiv zu befreien versucht hatte, hatte seine Tochter assimilieren wollen – Prynn, die er so sehr liebte, auch wenn er sie jahrelang vernachlässigt hatte. Vaughn hatte sich zwischen Ruriko und ihr entscheiden müssen und nicht gezögert. Prynn hatte ihn dafür gehasst, und er hatte sich selbst dafür gehasst. Und es war ein weiter Weg zur Vergebung gewesen … Mit einem Mal kam es ihm vor, als sei er ihn umsonst gegangen.
Prynns Vergebung – er verdiente sie noch immer nicht, aber sie hatten sich gemeinsam einem Neuanfang genähert. Er hatte seine Schuld ziehen lassen und sie den Zorn, der ihr Herz umklammert gehalten hatte. Schrecklich, wie viel zwischen ihnen unausgesprochen geblieben war, wie viel er ihr noch hatte sagen, sie hatte fragen wollen. Der Klang ihrer Stimme, das Funkeln in ihren Augen, wenn sie von ihren Extremsport-Aktivitäten berichtete – all das war ihm plötzlich mehr wert als sonst etwas zwischen den Sternen. Vaughn fasste es nicht, dass all diese Lebendigkeit und Schönheit binnen eines Augenblicks der Gewalt und Vernichtung vergangen war.
Alles war Risiko, ob man sich nun für die Sternenflottenuniform entschied oder nicht. Er wusste das. Und dennoch: Prynn war die Zukunft gewesen! Der Teil von ihm, der weiterexistiert hätte, wenn er einmal nicht mehr war. Sein kleiner Anteil an der Unsterblichkeit.
Nun aber ruhten Mutter und Tochter Seite an Seite im Grab seiner Erinnerung, und ihre anklagenden Blicke durchbohrten ganze Jahrzehnte stoischen Schweigens.
Du hast uns umgebracht. Du hast uns im Stich gelassen
.
Ein bitteres Klagegeheul drohte, aus ihm auszubrechen und die Kabinenwände vor Trauer erzittern zu lassen, doch Vaughns Kehle war und blieb wie zugeschnürt. Sein Leid hatte keine Stimme.
Er hob die Fäuste, presste sie hinter seinem Schädel gegeneinander und bedeckte die Ohren mit seinen Unterarmen. Seine Seele war im Krieg mit sich selbst, Zorn rang mit Disziplin. Das Leben, das er kannte, zerbrach vor seinen Augen, und die Zukunft barg nur noch Leere, denn sein Kind war nicht mehr da. Ihre Abwesenheit hinterließ ein Vakuum in seiner Seele, und es hätte Opaka Sulan betrübt, zu wissen, womit er es zu füllen beabsichtigte: mit Hass. Mit Racheträumen.
Ich werde ihn töten
.
Rationalere Dämonen schalteten sich ein.
Das kannst du nicht. Du musst herausfinden, warum er es getan hat
.
Er schüttelte den Kopf, wollte sich nicht so einfach von seiner Rache abbringen lassen.
Der Grund spielt keine Rolle. Er hat Kira erstochen. Er hat Ros Genick gebrochen. Er hat mein kleines
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