Star Trek – Deep space Nine
Nor angehen, muss ich mich noch einer anderen Sache widmen – und zwar im Geheimen.«
Die immer mit ihren Geheimnissen
, dachte Macet. Die Intendantin war eine patente Strategin und Taktikerin, hatte seiner Ansicht nach aber zwei ernste Schwächen: Egoismus und Paranoia.
Doch was nutzte es, mit ihr zu streiten? Widerspruch führte nur zu Entehrung und Hinrichtung – und nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge. Macet nickte höflich. »Wie Sie befehlen«, entgegnete er. »Ich werde die Flotte nach Regulon führen und dort Ihr Kommen erwarten.« Er wollte sich schon abwenden, als er innehielt und einen letzten Blick zurück wagte. »Falls ich mir die Frage gestatten darf …?«
Die Intendantin quittierte seinen Wagemut mit ihrem bösen, herablassenden Lächeln. »Bereiten Sie sich auf meine Rückkehr vor, Macet. Denn wenn wir einander wiedersehen … ist Terok Nor nur unser erster Halt auf dem Weg zum Sieg!«
Kapitel 17
Harkoum
Blasssilberne Lichtstrahlen kündeten über Iljar vom nahenden Morgen und verscheuchten die Regenwolken. Harkoums zwei Sonnen stiegen am Himmel auf. Sie standen so dicht beieinander, dass man sie für eine hätte halten können. Dunkelgraue Schemen wurden wieder zu den rostigen Umrissen schäbiger Gebäude, und als das orange Morgenlicht auf die Stadt fiel, leerten sich die Straßen, denn die sonnenscheuen Bewohner flohen einmal mehr in die Dunkelheit hinter ihren Türen.
Der Sonnenaufgang ging in den späten Vormittag über, der Matsch auf den Straßen wurde zu trockenem Dreck. Grauq stand noch immer in dem Hauseingang, in dessen Schutz er die lange, stürmische Nacht verbracht hatte. Heißer Wind wehte von Norden her und ließ die lockeren Metallschindeln auf dem Dach über ihm erzittern.
Die Cardassianerin hatte sich nicht blicken lassen. Die
Otamawan
lag noch sicher angedockt da. Gewundene Kabel und Röhren verbanden sie mit ihrem temporären Liegeplatz und versorgten sie mit frischem Treibstoff und frischer Atemluft.
Der Söldner von Chalnoth sehnte sich noch immer danach, der Cardassianerin sein Messer ins Herz zu rammen, doch er war des Wartens müde. Die Klinge steckte längst wieder in der Scheide. Stattdessen hatte er den Riegel an seinem Holster gelöst. Er würde sie einfach erschießen.
Vorausgesetzt, sie tauchte irgendwann mal auf. Grauq zweifelte allmählich an seinem Instinkt. Es war zwar unwahrscheinlich, dass sie sich in den Sonnenkessel gewagt hatte, doch die Verzweiflung hatte Personen schon zu bedeutend dümmeren Taten getrieben. Es gab noch eine Ortschaft an der Wüstengrenze. Aber sie war doppelt so weit von der Stelle entfernt, an der die Cardassianerin auf Jonu gestoßen war. Sollte sie sich wirklich dorthin aufgemacht haben, war sie noch knapp einen halben Tagesmarsch von ihr entfernt.
Hat sie nicht
, entschied Grauq.
Die Schinder würden sie bei lebendigem Leib fressen, bevor sie zehn Schritte über den Fluss Gula gekommen wäre
. Er hatte schon gesehen, wie die Schinder Reisende behandelten. Die gigantischen wurmartigen Raubtiere sprangen mit fliegenden Tentakeln aus dem Sand hervor, und ihr Gekreische war noch kilometerweit zu hören. Die Schallattacke paralysierte ihre Beute. Es kostete die Schinder nur eine Minute, einem Opfer sämtliches Fleisch von den Knochen zu ziehen, denn sie jagten im Rudel, waren schnell und leise und bis zum Moment des Angriffs schlicht nicht zu sehen. Falls die Cardassianerin also den Fluss überquert hatte, um den Raumhafen in Katulu zu erreichen, war sie inzwischen garantiert tot.
Eine weitere Stunde verging in heißer, schweigender Reglosigkeit. Grauq prüfte den Energiespeicher seiner Waffe und richtete seinen Blick wieder auf die
Otamawan
.
Die hintere Einstiegsluke des kleinen Schiffes öffnete sich, und der Chefmechaniker humpelte die Planke hinab, ein drahtiger Efrosianer mittleren Alters. Er hielt einen Scanner in der Hand und inspizierte die Hülle auf der Schiffsunterseite. Seine Arbeit ging langsam voran und war äußerst langweilig.
Dies, fand Grauq, war kein vielversprechender Tag. Er erwog, sich eine weitere Dosis Stimulanzien zu verabreichen, zögerte aber, als er nach dem Behälter griff. Die Erfahrung warnte ihn, die wertvollen synaptischen Verstärker nicht zu vergeuden. Falls die Cardassianerin wirklich tot oder einem der anderen Handlanger des Kunden in die Hände geraten war, würde er sich ohne guten Grund neurodopen. Er beschloss, zu warten.
Sie wirken schnell
, argumentierte er.
Ich kann sie auch
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