Star Trek - [der Roman zum Film]
lächelte Kirk. »Leck mich, das ist ein Notfall. Wenn ich hier sitzen und dir zuhören muss, werd’ ich irre.«
Er legte beide Hände neben die Ausstiegsluke und zog sich heraus.
Die unmittelbare Umgebung seines Landeplatzes sah überall gleich aus, egal wo er hinschaute. Eis und Schnee wichen Eis und Felsen, ab und zu unterbrochen von Eis und Schotter. Die fehlende Abwechselung reichte weit und wirkte betäubend. Er ging immer weiter. Für jemand mit seinem Temperament war es schier unerträglich herumzusitzen, bis ihn jemand abholte und dann formell unter Arrest stellte. Der Ärger hielt ihn am Laufen. Er zog seinen Trikorder heraus und sprach hinein.
»Logbuch des Lieutenants, Nachtrag. Ich bereite meine Aussage vor dem Militärgericht der Sternenflotte vor – angenommen es gibt noch eine Sternenflotte, wenn man mich abholt. Die Umstände, in denen ich mich befinde, sind beschämend, hinderlich und werden völlig den Handlungen eines gewissen stellvertretenden Captain Spock geschuldet. Ich kann seine Gründe dafür, mich auf diesem trostlosen Schneeball auszusetzen, nachvollziehen, stimme aber ganz und gar nicht damit überein.«
Weil er damit beschäftigt war, seinen Ärger abzuladen, fiel ihm nicht auf, dass der Boden in der Nähe sich bewegte. Etwas lief parallel zu ihm unter dem Eis und Schnee. Es war unsichtbar, leise und ziemlich groß. Er sprach weiter in seinen Trikorder.
»Der stellvertretende Captain Spock, dessen einzige Form des Ausdrucks anscheinend auf seine linke gottverdammte Augenbraue beschränkt ist, hat mich auf Delta Vega zurück gelassen. Was, glaube ich, einen Verstoß gegen Sicherheitsprotokoll neunundvierzig-null-neun über die Behandlung von Gefangenen auf Raumschiffen darstellt. Nach den entsprechenden Sternenflottenregeln steht mir als Offizier unter Arrest zu, dass ich in einer Standardzelle an Bord eines Raumschiffes festgehalten werde. Außerdem steht mir ein Minimum an zivilisierten Annehmlichkeiten zu, anstatt in der beschissenen Kühltruhe der Galaxis abgesetzt zu werden!« Er nahm einen tiefen Atemzug der frostigen Luft, die hilfreicherweise anscheinend einen höheren Sauerstoffanteil beinhaltete, als die auf der Erde.
»Positiv gesehen«, fuhr er wütend fort, »ist es echt toll hier – wenn man gern ins Nichts starrt. Oder wenn deine Lieblingsfarbe weiß ist. Nicht mal ein verdammtes Krankenhaus ist so weiß.«
Er hielt an und schwankte etwas. Ohne zu wissen, wie lange er gelaufen war, konnte er unmöglich sagen, wie weit er gekommen war. Nicht, dass das etwas ausmachte. Hier sah es genauso aus wie dort, und dort wie überall. Fels und Eis, Eis und Schotter. Er legte den Kopf in den Nacken und schrie in den Himmel, dem das herzlich egal war.
» Verdammter Scheißkerl, verdammt, verdammt! Es gibt hier nichts-nichts-nichts! Du verkniffener nackenquetschender Oberar...«
» Nu rrrgghhhhh!«
O-oh.
Er drehte sich langsam um. Obwohl er nicht mal ein halb so guter Xenolinguist war wie Uhura, hatte er trotzdem ein Minimum an Kursen über außerirdische Sprachen lernen müssen. Was jetzt gerade hinter ihm ertönte, hörte sich nicht an, wie eine freundliche Begrüßung in irgendeiner von ihnen.
Eine riesige fellige Gestalt starrte ihn aus schwarzen mordlüsternen Kugelaugen an. Das Ding sah aus wie eine Kreuzung aus Polarbär und Gorilla. Wie nett, dachte er, als er einen unsicheren Schritt rückwärts machte . Ein Polarilla. Nein, das ist ein … Drakoulis. Das Tier knurrte noch einmal und zeigte dabei seine Zähne, die die Evolution sicher nicht zum zerkauen von Gemüse geschaffen hatte. Kirk war sich seinem fehlenden Zugriff auf irgendeine Abwehrwaffe, die fortgeschrittener als ein Stein war, schmerzlich bewusst und setzte vorsichtig seinen Rückzug fort.
»Äh … b-bleib …?«
Das Monster kam einen Schritt auf ihn zu und machte damit den gesamten Boden gut, den der verhältnismäßig winzige Mensch bis jetzt hinter sich gebracht hatte.
»Sitz?«, sagte er in klagendem Ton.
»RAAURRRRHH!«
Kirk wirbelte herum und rannte los.
Obwohl der Land-Leviathan nicht für hohe Geschwindigkeiten geschaffen war, erlaubte es ihm seine riesige Schrittlänge mit dem fliehenden Zweibeiner Schritt zu halten, der jetzt um sein Leben sprintete. So soll es also enden, dachte er, während er so schnell rannte, wie er konnte. Als schneller Happen für einen herzlosen Fleischfresser auf einem Planeten am Arsch der Welt – in einem Nirgendwo-System. Keiner würde seine Leiche finden.
Weitere Kostenlose Bücher