Star Trek - [der Roman zum Film]
Es würde nichts zu beerdigen geben. Niemand würde um ihn trauern und da wäre keine ehrenvolle Karriere, an die man sich erinnern konnte. Er würde als einzelne Fußnote in die Annalen der Sternenflotte eingehen – der am wenigsten erinnernswerte eines ansonsten unvergesslichen Jahrgangs.
Das Vieh holte zu ihm auf. Es würde ihn bei lebendigem Leibe fressen, es würde ihm den Kopf von den Schultern knacken, wie den Verschluss von einer Flasche, es würde ...
Der Boden explodierte unter seinem Verfolger. Etwas riesiges, purpurfarbenenes mit vielen Armen und vom Aussehen her viel fremdartiger als der verdutzte Drakoulis, umfing den Carnivoren mit seinen Tentakeln und stopfte ihn ein sein riesiges rundes Maul. Die Gestalt des fellbedeckten Fleischfressers ähnelte immerhin etwas bekanntem. Diese purpurfarbene Monströsitat sah dagegen aus, als wäre eine Krabbe aus der Hölle mit einem riesigen Tintenfisch kollidiert. Ein Hengrauggi. Woher wusste er nur immer alle diese Namen? Kirk gelang es irgendwie seine Geschwindigkeit zu erhöhen.
»… hätte … in der Kapsel … bleiben … sollen.« Er atmete wie eine Dampflok.
Ein panischer Blick über die Schulter zeigte, dass das Monstrum schnell aufholte. Zu groß, entschied er. Zu viele Beine. Und er hatte nur zwei, und die waren auch noch verhältnismäßig kurz. Er sah sich erneut um. Jetzt sah er nur noch furchtbare rote Tentakeln.
Dieser Anblick wurde von Himmel abgelöst, als der Boden unter ihm abfiel. Der Abhang war lang und steil, aber im Fallen gelang es ihm den meisten hervorstehenden Felsen auszuweichen. Eine Schneewehe federte den Rest seines Sturzes ab. Als er sich während des Fallens umsah, erkannte er, dass die Kreatur ihn nach kurzem Zögern immer noch verfolgte. Es war fast so, als hätte er sie noch wütender gemacht, weil er kurz ihrem Zugriff entkommen war. Das nützte vielleicht doch noch zu etwas, sagte er sich. Je wütender das Ding wurde, desto wahrscheinlicher würde es ihm die Gliedmaßen abreißen, statt sich die Zeit zu nehmen ihn genüsslich zu zerlegen wie ein gerupftes Huhn.
Er schlug auf dem Boden auf, rollte auf die Füße und rannte weiter, während der Hengrauggi an der Stelle aufschlug, wo er einen Augenblick vorher noch selbst gelegen hatte.
Das Tier krabbelte auf seine vielen Füße zurück, von denen es sich beim Sturz leider keinen verletzt hatte und schoss los, um die Verfolgung wieder aufzunehmen. Kirk sah sich verzweifelt um. Er war außer Atem, hatte keine Kraft mehr und ihm fiel nichts mehr ein.
Zu seiner linken war ein dunkles Loch in den Felsen. Eine Höhle. Der Anblick jagte das Adrenalin durch seinen Körper, als er verzweifelt auf die Öffnung zusprintete. Ohne abzubremsen krachte sein Verfolger gegen die Bresche, die für ihn viel zu klein war. Fels und Eis flogen zur Seite, als das Monster versuchte, sich einen Weg zu bahnen. Es erweiterte die Öffnung mit jedem Stoß seines massiven Körpers. Es war jetzt fest entschlossen, eine Beute zu fangen. Alle Anzeichen sprachen dafür, dass es Kirk bis zum Mittelpunkt des Planeten verfolgen würde, wenn nötig.
Kirk wurde langsamer, langsamer. Der letzte Energieschub, durch den er die Höhle erreicht hatte, hatte wirklich seine allerletzten Reserven aufgebraucht. Allmählich ging er nur noch und sah sich vergebens nach einem kleineren Loch, einem Riss oder Bruch um, in dem er sich verkeilen konnte. Während er suchte, wickelte sich etwas wie ein weiches Gummikabel langsam um seinen Knöchel und riss ihn abrupt von den Füßen.
Das runde Maul im vorderen Körperteil der Kreatur war groß genug, um ihn komplett herunter zu schlucken. Die Aussicht bei lebendigem Leibe verschlungen und von unbekannten Verdauungsflüssigkeiten aufgelöst zu werden, war furchtbar. Er hoffte, dass ihm die muskulöse Körperöffnung vorher den Brustkorb zerquetschen, oder noch besser, den Kopf abtrennen würde. Er widersetzte sich bis zum Ende und kämpfte verzweifelt darum, einen Felsvorsprung zum Festhalten zu erwischen. Er hätte ebenso gut versuchen können, sich gegen die Zugkraft eines Raumschiffes zur Wehr zu setzen. Langsam aber unvermeidlich wurde er in das klaffende, hungrige Maul gezogen.
Es war aus. Alles. Vorbei. Er schloss die Augen und wartete auf das Ende.
Plötzlich hörte der Zug auf.
Als er seine Augen öffnete, sah er, dass die Aufmerksamkeit des Monsters von etwas anderem abgelenkt wurde. Ein ungewöhnlich grelles Licht blitzte auf und er musste die Augen zukneifen.
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