Star Trek - Into Darkness
hinziehen konnte. So viel Zeit hatte er jedoch nicht. Er hatte den Auftrag, jetzt sofort mit der Enterprise aufzubrechen. Außerdem wollte er nicht im Dock verweilen und dadurch dem Oberkommando der Sternenflotte die Gelegenheit geben, Admiral Marcus’ Befehle zu widerrufen. Obwohl er Scotts Position und seine Bedenken verstand, würde er nicht nachgeben. Wie alle anderen an Bord musste der Chief sich mit dieser ungewöhnlichen Situation abfinden.
»Mr. Scott, ich bin nicht daran interessiert, dieses Thema weiter zu diskutieren. Unterzeichnen Sie für die Torpedos. Das ist ein Befehl.«
»Ein Befehl, Sir? Sie befehlen mir, gegen meine eigenen Prinzipien zu handeln, gegen mein eigenes Ermessen.«
»Machen Sie nicht so ein riesiges Problem daraus, Scotty. Es ist einfach eine Palette mit neuen Waffen. Solche Lieferungen gibt es jeden Tag.«
»Ich kann nicht für sie unterzeichnen.« Der Chefingenieur ver-schränkte die Arme vor der Brust. »Ich wäre ja nicht ganz richtig im Kopf, wenn ich das täte.«
Kirk war genauso hartnäckig. »Sie werden unterzeichnen, Mr. Scott. In dieser Sache haben Sie keine Wahl.«
»Ist das so, Captain? Bei einer Sache haben Sie recht: Ich habe keine Wahl. Keine Wahl, außer mich von meinen Pflichten entbinden zu lassen.«
Das war die eine Antwort, die Kirk nicht vorhergesehen hatte, und er war sichtlich überrascht. »Scotty, kommen Sie. Das können Sie doch nicht ernst meinen?«
»Wie Sie schon sagten, Sie lassen mir keine Wahl, Captain.«
Eher frustriert als wütend schaute Kirk auf sein leise vor sich hin piependes Tablet. Es füllte sich schnell mit Anfragen und Bitten um Entscheidungen, die nur der Captain treffen konnte. »Sie lassen mir keine Wahl. Ich habe keine Zeit …«
»Nehmen Sie meinen Rücktritt an?«
Kirk versuchte es noch einmal. »Werden Sie als Chefingenieur für diese Torpedos gegenzeichnen?«
»Das werde ich nicht.«
»Dann nehme ich Ihr Rücktrittsgesuch an. Sie sind vom Dienst entbunden, Mr. Scott.«
Der Chief war geschockt. Dieser Zustand wich allerdings schnell einem Wutanfall, den er unterdrückte. Und dann unverhohlener Sorge, die er nicht unterdrückte.
»Jim, ich flehe Sie an, was auch immer passiert, benutzen Sie bloß nicht diese Torpedos .«
Mit diesen Worten händigte Scott Kirk sein Arbeits-Tablet aus, drehte sich um und ging fort, ohne sich noch einmal umzusehen. Allerdings warf er Keenser einen mordlüsternen Blick zu. Es gab keinen Anlass für weitere Erklärungen zur Laune des Chefingenieurs, also übergab Keenser Kirk ebenfalls sein Arbeits-Tablet und folgte seinem Vorgesetzten.
Kirk blieb zurück und fragte sich, was er getan hatte. In der ganzen Sternenflotte gab es keinen besseren Chefingenieur als Montgomery Scott, und er hatte gerade sein Rücktrittsgesuch angenommen. Wo sollte er überhaupt einen passenden Ersatz herbekommen? Ihm blieben dafür nur noch wenige Augenblicke, keine Tage oder Wochen. Selbst ein kompetenter Chief würde Zeit brauchen, um sich mit der Enterprise vertraut zu machen. Obwohl die Grundsysteme der Schiffe einheitlich waren, hatte jedes seine Eigenarten sowie seine eigenen Modifikationen und spezifischen Verbesserungen. Wenn er außerdem so kurz vor dem Abflug Ersatz beantragte, würde die Sternenflotte den Grund dafür wissen wollen. Ein Konflikt zwischen Captain und Chefingenieur würde kein Vertrauen erwecken. Und wenn die Nachricht von Scotts Rücktritt erst mal die Runde machte, könnte das die ganze Mission gefährden.
Was hatte Pike Marcus zufolge noch gleich über James T. Kirk gesagt? Dass er ungestüm war? Hatte er dieser besonderen schlechten Eigenschaft gerade freien Lauf gelassen?
Zeit. Verdammt, er hatte keine Zeit . Besonders nicht für so einen Unsinn. Die Art einer Mission spielte keine Rolle, Gehorsamsverweigerung durfte nicht toleriert werden. Nicht einmal wenn sie von Montgomery Scott ausging. Er hatte seinem Chefingenieur einen direkten Befehl gegeben, und dieser hatte sich geweigert, ihn auszuführen. Egal was er glaubte, Scott war derjenige, der die Wahl gehabt hatte. Kirk hingegen hatte keine.
Lieutenant Uhura gesellte sich zu Kirk, der in Richtung Brücke unterwegs war. Um sie herum verwandelte sich Chaos in Ordnung, als mehr und mehr Besatzungsmitglieder an ihren Stationen ankamen und sich auf den Abflug vorbereiteten.
»Captain, das mit Admiral Pike tut mir so leid.« Sie beäugte ihn eindringlich. Er erwiderte ihren Blick nicht.
»Danke, Lieutenant. Das geht uns allen
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