Star Trek - New Frontier 01 - Kartenhaus
darum, ich könnte das Schiff Schraube für Schraube auseinandernehmen, sobald er mir nur einmal den Rücken zukehrt.«
»Es ist lediglich begründete Vorsicht in der Gegenwart einer Person, deren Unbedenklichkeit in sicherheitstechnischer Hinsicht fragwürdig ist«, erwiderte Kebron.
Calhoun hatte das deutliche Gefühl, dass Kebrons Kommentar in Wirklichkeit ein versteckter Seitenhieb gegen ihn selbst war. Kebron hatte kein Geheimnis daraus gemacht, wie unzufrieden er mit der unorthodoxen Methode (um es vorsichtig auszudrücken) war, mit der sich Si Cwan der Besatzung angeschlossen hatte, auch wenn er nur eine begrenzte und halboffizielle Position innehatte. Dass Calhoun diese Umstände billigte, machte ihn keineswegs zufriedener. Es war jedoch nicht die Art des Brikar, die Entscheidungen seines Captains infrage zu stellen, weshalb er sich bemühte, seine Zweifel und Kritikpunkte für sich zu behalten. Aber das gelang ihm nicht immer – vor allem die Signale seiner Körpersprache waren im Allgemeinen wie ein offenes Buch, genauso wie seine Angewohnheit, seine großen Finger gegen die Handfläche zu reiben. Dadurch entstand ein Geräusch, als würden Kiesel zwischen einem Mühlstein zermahlen, und er tat es immer dann, wenn er sich besonders über etwas ärgerte.
»Das ist äußerst umsichtig von Ihnen, Mr. Kebron«, sagte Calhoun diplomatisch.
»Ich bin wirklich sehr vom Titel eines ‚Botschafters‘ angetan, Captain«, bemerkte Si Cwan. »Werde ich demnächst ein Quartier zugewiesen bekommen, das diesem Titel angemessen ist?«
Calhoun beugte sich vor und sagte im gleichen höflichen und diplomatischen Tonfall: »Der Posten des Küchenchefs ist immer noch unbesetzt.«
»Ich habe verstanden«, sagte Si Cwan in neutralem Ton.
Mit einem zufriedenen Nicken wandte Calhoun sich Soleta zu. »Nun zu Ihnen, Wissenschaftsoffizier. Sie und Mr. McHenry haben zu zweit gearbeitet, wenn ich mich nicht irre.«
»Ja, Sir. Ich habe ausführliche Gespräche mit Si Cwan geführt, um mein Wissen über Thallon zu ergänzen …«
»Und ich habe mich schon immer für Geschichte interessiert«, warf McHenry ein. »Also habe ich mich freiwillig gemeldet, um einige zusätzliche Recherchen zu betreiben.«
»Das ist sehr lobenswert, Mr. McHenry«, sagte Shelby anerkennend. Es war nicht nur schmeichelhaft gemeint. McHenrys Konzentration und sein vergleichsweise normales Verhalten seit dem kürzlichen Zwischenfall hatten ihre Bedenken in erheblichem Umfang ausgeräumt. »Was haben Sie herausgefunden?«
Soleta und McHenry warfen sich einen kurzen Blick zu, und sie gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er anfangen sollte. Er fuhr sich mit einer Hand durch seinen roten Haarschopf, was eine nervöse Angewohnheit war, und sagte dann: »Wie ich nahezu allen Quellen entnehmen konnte, hat Thallon einen geradezu mythischen Status erlangt. Zunächst wäre zu erwähnen, dass die Thallonianer ursprünglich gar nicht aus dieser Region stammen. Thallon hat als besiedelte Welt ähnliche Anfänge wie zum Beispiel Australien.«
»Sie meinen, als Strafkolonie für Kriminelle?« fragte Kebron. Seine Abneigung war ihm deutlich anzusehen. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre es ihm niemals gelungen, sie zu verbergen.
»Richtig. Es gab ein Stammvolk, das auf den verschiedenen Welten, die unter seinem Einfluss standen, unter einer Vielzahl von Namen bekannt war. Der Name, mit dem sie selbst sich bezeichneten, ist im Dunkel der Geschichte verloren gegangen. Ihr Imperium umfasste viele Sonnensysteme, und wenn wir sie nach ihrem Verhalten beurteilen, waren sie einerseits große Eroberer, neigten andererseits aber auch dazu, Leben zu erhalten, statt es zu zerstören, auch wenn es für sie ohne Nutzen war. Den Planeten, der heute als Thallon bekannt ist, benutzten sie als eine Art Entsorgungsstätte für Verbrecher, unangenehme Zeitgenossen, politische Dissidenten … also für jeden, der keinen Platz in ihrem System hatte.«
»Seinerzeit handelte es sich um eine kleine, kalte und nicht besonders fruchtbare Welt«, fügte Soleta hinzu. »Es ist denkbar, dass sie den möglichen Tod der Verstoßenen bewusst in Kauf nahmen. McHenry hat diesem Stammvolk einen gewissen humanitären Anstrich verliehen, doch soweit wir wissen, betrachteten sie Thallon eher als eine Art Überlebensexperiment. Vielleicht wollten sie nur beobachten, wie lange jemand unter solch lebensfeindlichen Bedingungen existieren kann.«
»Also beförderten sie immer wieder neue Kriminelle
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