Star Trek - New Frontier 02 - Zweifrontenkrieg
eher vor, dass es genauso sinnlos wäre wie der Versuch, an diesen Fesseln zu zerren. Selbst wenn ich die Macht zurückgewinnen könnte, würde mein Leben nie mehr so wie früher sein. Ich könnte weder meine Schwester noch all die anderen ins Leben zurückholen. Meine Existenz wäre bestenfalls ein Schatten meines früheren Lebens. Ich habe Bewunderer und Anhänger … aber was nützt mir das? Jedes vernunftbegabte, denkende Individuum muss einfach mehr vom Leben erwarten. Mein Leben war einmal viel mehr. Aber jetzt ist alles verloren.«
»Si Cwan …«
»Außerdem gibt es für jeden Anhänger, der mir verblieben ist, zwanzig andere, die mich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit in Stücke reißen würden. Leute, die nicht zögern werden, mein Leben auszulöschen, wenn sie die Gelegenheit dazu erhalten. Mein ganzes Leben lang habe ich mich redlich bemüht, Kebron. Aber offensichtlich war es nicht genug.« Er nickte langsam. »Sollen sie mich foltern. Sollen sie mit mir machen, was sie wollen. Es spielt ohnehin keine Rolle mehr. Nichts hat noch irgendeine Bedeutung.«
»Und was ist mit Ihren Feinden? Sie haben gesagt, dass Sie keine Angst vor dem Tod haben, dass es Sie jedoch ärgern würde, wenn Zoran Sie überlebt. Hat sich daran etwas geändert?«
»Ob ich vor ihm sterbe oder er vor mir – letztendlich landen wir beide am gleichen Ort. Das ist das Seltsame am Leben. Niemand kann es lebend überstehend.«
Zak Kebron musterte ihn nachdenklich. »Ich muss sagen, dass ich Ihre neue Einstellung ziemlich unsympathisch finde, Cwan. Als unerträgliches Arschloch waren Sie wesentlich interessanter.«
»Ich stelle mir nur ein Leben vor, das zwar weitergeht, für mich aber nur noch Einsamkeit und Erinnerungen an geliebte Menschen bereithält … oder als Alternative ein Leben, das nach einer Abfolge unangenehmster Torturen endet. Wenn Sie meine Zukunftsaussichten ‚unsympathisch‘ finden, ist das Ihr Problem, Kebron, nicht meins. Sie sind nur zufällig in diese Situation hineingeraten. Wenn Ihr Raumschiff Thallon erreicht, wird man Sie vermutlich ohne großes Aufheben freilassen. Aber ich werde dann schon lange to…«
Der Untergrund erzitterte unter ihren Füßen. Obwohl Si Cwan bereits auf dem Boden saß, wurde er durch die Gewalt der seismischen Erschütterungen umgeworfen. Kebron hingegen schien von alldem überhaupt nicht berührt zu werden. Er saß einfach nur da und wirkte bestenfalls leicht verärgert.
Als das Beben nachließ, schüttelte Si Cwan den Kopf. »Endlich gibt es neue Hoffnung. Vielleicht wird der Boden mich einfach verschlingen.«
»Hören Sie, Cwan … Sie gehen mir immer noch auf die Nerven«, sagte Kebron. »Sollten wir das hier lebend überstehend, werde ich zweifellos genauso wenige freundschaftliche Gefühle für Sie hegen wie jetzt. Dennoch ist mir die Vorstellung der Folter zuwider. Also verspreche ich Ihnen, dass Sie nicht gefoltert werden.«
Si Cwan bedachte ihn mit einem Schmunzeln, in dem eine Spur von Herablassung lag. »Es ist sehr nett von Ihnen, mir so etwas zu versprechen, Kebron, aber ich glaube kaum, dass Sie in der Lage sein werden, in dieser Hinsicht irgendetwas zu bewirken.«
In diesem Moment hörten sie, wie sich Schritte näherten … viele Schritte. Die Tür zur Zelle glitt zischend auf, und Si Cwan musste in der plötzlichen Lichtflut blinzeln. Ein Trupp Wachen hatte sich eingefunden. Der Offizier mit dem höchsten Rang trat vor und grinste auf recht unangenehme Weise.
»Ah!«, sagte Si Cwan. »Hallo, Herz.«
»Hallo, Si Cwan«, erwiderte der Offizier. Seine Aussprache des Namens deutete darauf hin, dass es ihm ein heimliches Vergnügen bereitete, einen Titel wie etwa »Lord« weglassen zu dürfen. »Ich fühle mich geschmeichelt, dass Sie sich an mich erinnern.«
»Herz wurde aus unseren Diensten entlassen, nachdem zwei Vulkanier aus dem Kerker entfliehen konnten«, erwähnte Si Cwan beiläufig zu Kebrons Information. »Ich stelle fest, dass Sie nach der Revolution wieder in Amt und Würden versetzt wurden.«
»Wofür ich nicht Ihnen zu Dank verpflichtet bin. Wir haben noch einige Dinge mit Ihnen vor, Si Cwan, und ich kann Ihnen versichern, dass ich sehr lange auf diesen Augenblick gewartet habe.«
»Falls das, was Sie vorhaben, für Si Cwan mit körperlichen Misshandlungen verbunden ist … werden Sie wohl noch etwas länger warten müssen«, sagte Kebron. »Sie werden ihn nicht von hier fortbringen.«
In seiner Stimme war etwas … sehr Selbstsicheres,
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