Star Trek - New Frontier 03 - Märtyrer
Burgoynes Haut erstarrte sie mitten in der Bewegung.
Es geschah nicht auf Rameds Geheiß. Er war bereit und gewillt gewesen, Burgoyne zu durchbohren. Es geschah, weil Burgoyne die Spitze mit der Hand abfing. Es war so schnell geschehen, dass Ramed nichts davon bemerkt hatte. Der Zondarianer stemmte sich mit der Kraft seiner beiden Arme gegen Burgoynes eine Hand und konnte den Speer trotzdem nicht mehr von der Stelle bewegen.
»Sie … haben gesagt, Sie würden … sich nicht wehren!«, knurrte Ramed.
»Halten Sie mich für bescheuert?«, erwiderte Burgoyne schnaubend.
Ramed verstärkte seine Anstrengungen, woraufhin Burgoyne den Speer mit beiden Händen packte und sein/ihr ganzes Körpergewicht dagegenstemmte. Er/Sie stieß ein tiefes, kehliges Knurren aus, als sie miteinander rangen. Zu seiner/ihrer Überraschung entwickelte Ramed größere Kräfte, als er/sie es ihm zugetraut hätte.
Dann sah Burgoyne etwas.
Es war ein älterer Zondarianer, der wie ein Geist aus dem Nichts auftauchte. Er blickte Burgoyne mit unverhohlener Überraschung an.
Das wiederum verblüffte Burgoyne. Aber nicht sehr. Nur so weit, dass Ramed ihn/sie ein Stück zurückdrängen konnte. Er/Sie geriet ins Straucheln und stellte plötzlich fest, dass er/sie nur noch Luft unter den Füßen hatte.
Doch Rameds Triumph blieb von kurzer Dauer, da sich Burgoynes Beine im nächsten Moment um seinen Körper klammerten. Beide rollten zusammen den Abhang hinunter und prallten mehrmals gegen den Boden. Burgoyne war von der Hüfte aufwärts nackt und somit verletzlicher. Sein/Ihr Oberkörper wurde durch mehrere Schnittund Schürfwunden verunstaltet, während sie kopfüber den Hügel hinunterstürzten.
Getrennt landeten sie am Ende des Hangs, und erstaunlicherweise hatte es Ramed geschafft, seinen Speer unterwegs nicht zu verlieren. Er sprang auf und wollte sich damit auf Burgoyne stürzen, aber er/sie war zu schnell für ihn. Burgoyne duckte sich seitlich weg, hob einen Fuß und rammte ihn mitten in Rameds Bauch. Als dieser wieder aufstehen wollte, holte er/sie mit den Krallen aus und schlitzte ihm den Oberarm auf. Er/Sie versuchte, näher an Ramed heranzukommen, um ihm an die Kehle zu springen, aber er konnte ihn/sie mit der Speerspitze abwehren. Er erwischte Burgoyne knapp unter den Rippen und riss ihm/ihr eine blutige Wunde in den Oberkörper.
Sie attackierten, parierten, wankten und wanden sich. Jeder suchte nach einer günstigen Position, während Ramed immer weiter zurückfiel …
Burgoyne überwand die Distanz zwischen ihnen mit einem Sprung, drehte sich in der Luft und wich damit der Spitze aus. Dann packte er/sie den Speer, und in seinen/ihren Augen stand ungebändigte Mordgier. Diesmal wusste Ramed, dass er/sie nicht locker lassen würde, bis einer von ihnen beiden tot war. Er wappnete sich.
Plötzlich spürten beide, wie sie von Energie eingehüllt wurden.
Sie waren dem Energiewesen, dem Geschöpf der Magie oder Wissenschaft, immer näher gekommen, und nun schloss es sich um sie.
Burgoyne war darauf gefasst. Er/Sie besaß immer noch den innerenFrieden aus der Vereinigung mit Selar. Das Wesen drängte sich in sie, suchte nach Schwachpunkten, nach einem Opfer, dem es Schmerzen zufügen konnte.
Es floss durch Ramed und hüllte ihn vollständig ein. Ramed schrie entsetzt auf, denn das Wesen war überall. Es ließ ihm keinen Ausweg und keine Versteckmöglichkeit.
Und es ließ Ramed erkennen, welches Leben der Heuchelei er geführt hatte. Er wusste, dass er ein mächtiger Mann hätte sein können, dass er Einfluss, Weisheit und Autorität hätte besitzen können. Aber jeder hatte ihn durchschaut, jeder hatte erkannt, dass er in Wahrheit nur ein verängstigter kleiner Mann war, der keine eigenen Gefühle hatte, der nur tat, was man ihm sagte, der keinen wahren Glauben an sich selbst besaß, keinerlei Selbstbewusstsein. Er war allein, völlig allein. Dann kamen Talila und Rab zu ihm, und alle Eenza schrien, dass er sie verraten hatte, und alle Unglza wussten, dass er ein Trottel war und sie am Ende triumphieren würden.
Dieses Wissen zerrte an ihm, zerfleischte ihn emotional. Und das Geschöpf prügelte auf ihn ein und weidete sich an seiner Schwäche.
Und Burgoyne spürte alles. Doch plötzlich – trotz aller Wildheit, Wut und Entschlossenheit, sein/ihr blutiges Vorhaben zum Abschluss zu bringen – empfand er/sie nur noch Mitleid für die arme, bedauernswerte verlorene Seele, die sich an den Speer klammerte, als hinge ihr Leben davon
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