Star Trek - New Frontier 03 - Märtyrer
ein Volk, das gewillt scheint, sich gegenseitig zu vernichten, davon zu überzeugen, dass es erstrebenswertere Dinge im Leben gibt. Wenn sie in mir unbedingt eine Art Heiland sehen wollen, sollen sie es tun. Sollen sie glauben, ich sei der liebe Gott höchstpersönlich. Meinetwegen sollen sie glauben, ich sei J’e’n’t, der dreiköpfige xenexianische Gott des Blitzes! Wenn ich dadurch erreiche, dass sie sich an einen Verhandlungstisch setzen und miteinander reden, ist meine Aufgabe erfüllt.«
»Der Zweck heiligt die Mittel«, bemerkte Soleta.
»Natürlich. So ist es schon immer gewesen«, stimmte Calhoun ihr zu.
»Captain«, sagte Shelby vorsichtig, »ich weiß, dass Sie nur die besten Absichten verfolgen. Und ich pflichte Ihnen bei: Dies scheint die effektivste Vorgehensweise zu sein. Aber Effizienz entspricht nicht immer Klugheit. Wir müssen mit äußerster Behutsamkeit vorgehen. Wir balancieren auf einem sehr schmalen Grat zwischen Richtig und Falsch – sowohl hinsichtlich der Sternenflottenvorschriften als auch moralischer Prinzipien.«
»Ich weiß, dass ich mich auf Sie verlassen kann, Commander. Sie werden mich rechtzeitig warnen, wenn ich in Gefahr gerate, vom rechten Weg abzuweichen.«
Sie lächelte matt. »Ich werde mir zweifellos alle Mühe geben, Captain.«
Die Tür zum Konferenzraum glitt auf, und Doktor Selar trat ein. »Captain, Sie wollten mich sprechen?«, fragte sie.
»Ähm … ja. Ich denke, wir hätten jetzt alles geklärt, oder?« Alle Anwesenden nickten. »Gut. Commander, teilen Sie den Zondarianern bitte mit, dass wir uns direkt zu ihrer Heimatwelt begeben werden, um uns mit Ihren Vertretern zu treffen und einen dauerhaften Friedensvertrag zwischen den Eenza und den Unglza auszuarbeiten.Mister McHenry soll uns mit Warp zwei hinbringen. Damit bleibt ihnen noch etwas Zeit, unserer Ankunft erwartungsvoll entgegenzufiebern. Lieutenant Soleta, setzen Sie sich bitte mit Botschafter Si Cwan zusammen und graben Sie alle verfügbaren Informationen über diesen angeblichen Messias aus. Wenn ich irgendetwas zu meinem Vorteil nutzen kann, wäre das möglicherweise eine große Hilfe. Das klingt nach einem Plan«, schloss er und klatschte in die Hände.
Die Besprechungsteilnehmer verließen den Raum. Shelby ging als Letzte und hielt kurz inne, als sie an Selar vorbeikam. Die beiden Frauen wechselten einen bedeutungsvollen Blick, der Soleta nicht entging, die sich des Paarungstriebes, mit dem Selar zu kämpfen hatte, bewusst war. Sie hatte die Gerüchte über Selar und den Captain gehört, die auf dem Schiff kursierten, und wusste genau, welche Aspekte übertrieben waren – und welche den Tatsachen entsprechen mussten.
Aber hier ging noch etwas anderes vor sich, eine seltsame Dynamik, die sich zwischen Selar und Shelby abspielte, und die Soleta nicht völlig verstand. Als sie sich bereits im Korridor befand, verspürte sie das Bedürfnis, ihrer vulkanischen Kollegin irgendwie zu Hilfe zu kommen, und rief Shelby zu: »Commander?«
»Ja, ich komme«, sagte Shelby und löste sich aus dem Bann, der vorübergehend von ihr Besitz ergriffen hatte. Sie folgte Soleta nach draußen, woraufhin die Tür hinter ihr zuglitt, sodass Selar und Calhoun nun im Konferenzraum allein waren.
Selar wartete gespannt.
»Ich habe gründlich über Ihre Frage nachgedacht«, sagte Calhoun schließlich.
»Sie meinen die Frage, ob Sie bereit sind, Sex mit mir zu haben.«
Er wollte entgegnen:
Nein, über die Frage, ob es einen Gott gibt
. Doch dann entschied er, dass das keine gute Erwiderung wäre. »Richtig. Ich habe mir die Sternenflottenvorschriften angesehen und festgestellt, dass sie nur äußerst vage Andeutungen enthalten, welche Vorgehensweise in dieser Angelegenheit ratsam ist.«
»Da wir diese Angelegenheit normalerweise unter uns regeln und sie nur selten in die große weite Welt hinausposaunt wird« – dabei warf sie einen missmutigen Blick zur Tür, durch die Shelby den Raum verlassen hatte – »überrascht es mich keineswegs, dass sie in der Literatur nicht in aller Ausführlichkeit gewürdigt wird.«
»Wie dem auch sei – mir scheint, dass es die klügste Entscheidung wäre, einfach Nein zu sagen, um den möglichen Komplikationen zu entgehen, die eine solche Begegnung nach sich ziehen könnte. Außerdem wären andere Lösungen denkbar. Haben Sie schon daran gedacht, sich nach Vulkan zu begeben, um dort einen geeigneten Partner zu finden? Ich könnte Ihnen eine Transportmöglichkeit
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