Star Trek - New Frontier 03 - Märtyrer
verschaffen.«
»Dessen bin ich mir bewusst, Captain«, entgegnete Selar ruhig. Sie starrte auf ihre Stiefelspitzen und wirkte auf Calhoun zum ersten Mal schwach und verletzlich. Vielleicht sogar ein wenig ängstlich, obwohl er überzeugt war, dass sie es niemals zugeben würde. »Captain, ich empfinde die ganze Situation des
Pon Farr
als höchst belastend. Andererseits ziehe ich aus meinen Pflichten als Leitender Medizinischer Offizier der
Excalibur
große Befriedigung. Es erscheint mir einfach unangemessen, mich meinen Pflichten zu entziehen, nur um meinen Bedürfnissen nachkommen zu können. Außerdem habe ich …«
Sie zögerte. Er überlegte, ob er ihr auf die Sprünge helfen sollte, doch andererseits wusste er, dass sie ihm schon irgendwann sagen würde, was sie zu sagen hatte.
»Ich … habe niemanden auf Vulkan, Sir. Niemanden, in dessen Gegenwart ich … mich wohlfühlen könnte.«
»Wohlfühlen? Doktor, Sie sollten nicht vergessen, dass wir uns kaum kennen.«
Sie erwiderte seinen Blick, und es schien, als würde sie ihn mit den Augen sezieren. »Sie sind ein guter Mann, Captain. Ein stolzer Mann. Klug und erfinderisch. Ich bin nicht vielen Männern begegnen, die ich als heldenhaft charakterisieren würde, aber Sie gehören zweifelloszu dieser Kategorie. Ich wäre …« Sie stockte, und er hatte den Eindruck, als müsste sie sich anstrengen, um ihr Kinn davon abzuhalten, zu zittern – auch wenn er es sich vielleicht nur einbildete. »Ich wäre sehr stolz, wenn Sie der Erzeuger meines Kindes sein würden.«
Calhoun lächelte beschämt, obwohl er gar nicht glauben wollte, dass er so reagieren konnte. Dann bemerkte er, dass er bereits nickte, bevor er etwas gesagt hatte. »Also gut, Doktor. Wenn Sie darauf bestehen, werde ich Ihnen den Gefallen tun.«
»Vielen Dank, Captain«, sagte sie mit offensichtlicher Erleichterung.
Sie standen sich unmittelbar gegenüber, und die Situation schien nach irgendeiner Art von körperlichem Kontakt zu verlangen. Beide bewegten unsicher die Hände, und Calhoun dachte sogar daran, sie zu umarmen, auch wenn er das Gefühl hatte, dass es nicht das Richtige wäre. Schließlich begnügten sie sich mit einem knappen Händedruck.
»Angesichts der Tatsache, dass Sie nicht hier und jetzt auf dem Konferenztisch über mich herfallen, vermute ich, dass Sie sich immer noch in der ‚Ruhephase‘ befinden«, sagte er.
Sie nickte. »Das ist korrekt. Doch der Paarungstrieb wird sich demnächst zurückmelden, wahrscheinlich innerhalb der nächsten Woche. Ich werde Sie darüber informieren, wann ich Sie benötige. Und ich werde versuchen, einen Zeitpunkt auszusuchen, an dem Sie nicht durch zu viele andere Verpflichtungen in Anspruch genommen werden.«
»Vielen Dank für Ihre Bereitschaft, Rücksicht auf meinen Terminkalender zu nehmen.«
»Es ist nicht nur das, Sir. Wissen Sie, wenn ich mich tiefer im
Pon Farr
befinde, werde ich mich … psychisch mit Ihnen verbinden. Sie werden den Paarungstrieb genauso intensiv wie ich empfinden. Er wird Sie völlig beherrschen, und Sie werden an nichts anderes mehr denken können als an Sex.«
»Das ist ein völlig normales männliches Verhalten, würde ich sagen«,stellte Calhoun fest. Dann musste er grinsen, als er ihre ernste Miene sah. »Das war ein Scherz, Doktor.«
»Verstehe. Humor ist eine menschliche Eigenschaft, die sich nur sehr schwer begreifen lässt.«
Sie standen eine Weile da, unschlüssig, was sie sagen sollten.
»Captain.«
»Ja, Doktor?«
»Wenn Sie möchten, dürfen Sie mich Selar nennen.«
Er nickte dankbar. »Und Sie dürfen mich Mac nennen, wenn Sie möchten.«
Sie schien eine Weile lang stumm den Klang des Namens auf der Zunge auszukosten, bis sie erwiderte: »Wenn Sie sich nicht beleidigt fühlen, würde ich weiterhin ‚Captain‘ vorziehen.«
»Wie Sie wünschen, Selar.«
»Vielen Dank, Captain.«
VII
Dem Hohepriester von Alpha Carinae gefiel überhaupt nicht, was er hörte.
Die Alphaner waren erst vor Kurzem zum Xantismus konvertiert worden. Eigentlich handelte es sich um ein recht barbarisches Volk. Sie waren groß, muskulös und von recht wilder Manier, obwohl sie in einer gesunden Furcht vor den Erlösern lebten, was dem Hohepriester natürlich sehr genehm war.
Die verschiedenen Hohepriester gingen sehr verschieden mit ihrer Machtposition um. Auf einigen Welten zogen sie es beispielsweise vor, sich abzusondern und nur durch ihre »Augen und Ohren« in der Bevölkerung, die treu am Xant-Glauben
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