Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
sollte. Aber meine Willenskraft ist sehr schwach ausgeprägt, was diese Dinge betrifft. Aber Ihnen muss ich wohl nicht erklären, wie das ist. Habe ich recht, Doktor Selar?«
Selar reagierte völlig überrascht auf McHenrys Respektlosigkeit.
»Das Problem ist Folgendes«, gestand McHenry. »Ich komme mir vor … als würde ich ihn/sie ausnutzen, wissen Sie? Weil ich genau weiß, dass er/sie eigentlich gar nicht
mich
will. Aber ich glaube, er/sie hat Angst davor, wie sehr er/sie die Person begehrt, die er/sie eigentlich will, weil er/sie noch nie so starke Gefühle für jemanden empfunden hat. Ich wünschte, ich hätte genügend Willenskraft, um darauf zu bestehen, dass er/sie tut, was für ihn/sie am besten ist. Aber ich bringe es nicht über mich, weil ich viel zu viel Spaß mit ihm/ihr habe. Also mache ich einfach weiter, obwohl ich weiß, dass er/sie viel lieber mit … einer anderen Person zusammen wäre. Und diese … Person … verdammt, ich glaube, sie würde niemals zugeben, dass sie Burgoyne genauso sehr begehrt wie Burgoyne sie. Sie werden bald ein Baby haben, das muss man sich mal vorstellen! Ich meine, ich bin durchaus ein moderner Mann. Es ist ja nicht so, als ob meine Moralvorstellungen im zweiundzwanzigsten Jahrhundert stecken geblieben wären. Aber diese beiden haben eine enge Beziehung, sowohl emotional als auch familiär. Man sollte meinen, das würde ihnen etwas bedeuten. Dass sie das Bedürfnis haben, zusammenzuarbeiten, und nicht einen so weiten Bogen um jede Form von Nähe und Verpflichtung zu machen.« Wieder seufzte er, aber diesmal stand keine angenehme Empfindung dahinter. »Ich habe Christiano gekannt, wissen Sie? Wir haben ein paar Mal zusammen die Sau rausgelassen. Er war ein anständiger Kerl. Wenn ich daraus irgendetwas gelernt habe, dann die Tatsache, dass das Leben viel zu kurz ist, um nicht das zu tun, was man wirklich will.«
Selar wusste beim besten Willen nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie hatte darüber nachgedacht, sich bei Gelegenheit mit McHenry zu unterhalten, um ihn nach Burgoyne zu fragen. Sie war über die Geschehnisse im Maschinenraum ebenso im Bilde wie über Burgoynes heldenhaften Einsatz mit dem er/sie Ensign Beth das Leben gerettet hatte. Diese Erfahrung war schrecklich gewesen, und obwohl Selar viel zu stoisch veranlagt war, um den Schrecken tatsächlich zu empfinden, machte sie sich dennoch große Sorgen um Burgoyne. Sie hatte hinuntergehen und sich persönlich erkundigen wollen, ob mit ihm/ihr alles in Ordnung war … nur um irgendetwas zu sagen, irgendeine Verbindung herzustellen. Auch wenn sie gar nicht wusste, was sie sagen sollte, und noch weniger wusste, ob Burgoyne eine solche Verbindung überhaupt wollte.
Und nun war sie plötzlich in ein Gespräch mit McHenry verwickelt, auch wenn sie vorwiegend auf der Zuhörerseite stand. Sie kam sich beinahe vor, als würde sie ein Gespräch belauschen, das gar nicht für ihre Ohren bestimmt war. Selars Persönlichkeit war sehr moralisch geprägt, und die ganze Angelegenheit kam ihr nun durchtrieben und falsch vor. Sie trat zurück und sah, dass Dr. Maxwell sie aus dem Augenwinkel beobachtete. Sie winkte ihm, zu ihr zu kommen, und gab ihm den Regenerator zurück.
»Alles in Ordnung da hinten?«, fragte McHenry.
»Natürlich«, sagte Selar. »Aber Dr. Maxwell wird die Behandlung fortsetzen.«
Sie schlich sich hastig davon. Dr. Maxwell schaute ihr nach, schüttelte den Kopf und setzte dann die Hautregeneration auf McHenrys Rücken fort.
»Und?«, fragte Dr. Maxwell, als Selar sich in ihr Büro zurückgezogen hatte.
»Nichts«, erwiderte McHenry beiläufig. »Es war nichts Wichtiges. Vertrauen Sie mir, Maxie, es war nichts, von dem Sie wissen müssten.«
»Ich muss es wissen.«
Robin Lefler hatte die Arrestzelle betreten und stand ihrer Mutter gegenüber an die Wand gelehnt. Morgan sah ihre Tochter nicht einmal an.
»Mutter, hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Ja. Du sagtest, dass du es wissen musst.«
»Mom …« Sie suchte nach den richtigen Worten. »Neulich, als das Chaos im Maschinenraum losbrach … wir hätten alle sterben können. Jeder, der sich an Bord dieses Schiffes befand. Weißt du, ich habe keine besondere Angst vor dem Sterben, Mom. Wirklich nicht. Andererseits bin ich aber auch nicht wild darauf, wie du vielleicht verstehst. Wenn jemand versucht, mich umzubringen, werde ich mich auf jeden Fall mit Händen und Füßen dagegen wehren. Glaub mir, wenn ich die Wahl habe, würde ich lieber
Weitere Kostenlose Bücher