Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
zu sein. Ihre Augen waren eingefallen, ihr Haar zerzaust und verfilzt. Von ihrer Kleidung waren nur noch Fetzen übrig.
Und sie klammerte sich an etwas, das einen bedrohlichen Eindruck machte. Sie hatte Arme und Beine darum geschlungen, als wäre es das Einzige, das sie vor dem Ertrinken bewahrte.
Wenn man Shelby aufgefordert hätte, zu raten, was es war, hätte sie gesagt, dass es eine Waffe zu sein schien. Aber sicher war sie sich nicht. Es handelte sich um ein zylindrisches Gebilde, dessen Ende wie eine Mündung aussah. Es war etwa zwei Meter hoch und hatte einen Durchmesser von vielleicht dreißig Zentimetern.
»Ist das … eine Waffe?«, fragte Si Cwan leise.
»Wenn ja, dann ist es eine verdammt große«, entgegnete Shelby.
Die Waffe zeigte senkrecht nach oben. Die Frau sang nicht mehr, doch ansonsten reagierte sie nicht auf die Annäherung des Außenteams. »Hallo«, sagte Shelby sehr leise, denn irgendetwas gab ihr das Gefühl, dass ein gedämpfter Tonfall angebracht war. Obwohl sie bewaffnet war, gab sie darauf acht, ihre Hände vom Phaser fernzuhalten. Sie wollte auf keinen Fall einen feindseligen Eindruck erwecken. Sie bemühte sich, die Frau nicht zu erschrecken, denn wenn dieses Ding tatsächlich eine Waffe war und die Frau sie plötzlich auf sie richten und abfeuern sollte, wäre nichts mehr von Shelbys Oberkörper übrig – außer vielleicht ein paar netten Erinnerungen. »Ich bin Commander Shelby von der
U.S.S. Excalibur
. Das sind Lieutenant Soleta, Lieutenant Kebron und Botschafter Si Cwan.«
Si Cwan verbeugte sich. »Sie sehen bezaubernd aus, Madam.«
Kebron warf ihm einen verdutzten Blick zu. Si Cwan zuckte nur mit den Schultern, als wollte er erwidern:
Was hätte ich denn sonst sagen sollen?
»Verraten Sie uns Ihren Namen?«, fragte Shelby.
Die Frau sagte nichts. Sie wiegte lediglich ganz langsam den Oberkörper vor und zurück und starrte ins Leere.
»Können Sie …« Shelby kam vorsichtig ein paar Schritte näher, was der Frau keine erkennbare Reaktion entlockte. »Können Sie uns sagen, wo all die anderen sind? Dieser Planet ist praktisch unbewohnt, falls es Ihnen entgangen sein sollte. War er schon unbewohnt, als Sie hier eintrafen?«
Jetzt sprach sie.
Sie sprach mit einer furchteinflößenden Stimme, die an das Knarren eines sich langsam öffnenden Sargdeckels erinnerte. Es war schwierig, zu bestimmen, wie alt oder jung die Frau sein mochte, doch ihre Stimme klang wie die eines Menschen, der schon seit Jahrhunderten tot war.
»Sie wollten mir meinen Geliebten wegnehmen«, sagte sie zu ihnen.
»Oh«, erwiderte Shelby mitfühlend. »Das ist … das ist nicht gut. Und wer sind ‚sie‘?«
»Sie.« Die Frau gab wieder einige Töne ihres merkwürdigen Singsangs von sich. »Alle. Aber mein Geliebter ist stark. Er beschützt mich. Er beschützt uns.«
»Darf ich fragen, wovor er Sie beschützt, Ma’am?«, erkundigte sich Soleta. »Hier scheint niemand zu sein, der eine potenzielle Gefahr darstellt.«
Zum ersten Mal schien die Frau ihren Blick auf sie zu richten. Sie sah Soleta an, und ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck, in dem sich Wahnsinn und Belustigung zu mischen schienen.
»Jetzt nicht mehr«, sagte sie.
Schließlich war es Si Cwan, der aussprach, was alle anderen dachten, auch wenn es ihn große Anstrengung kostete, sich zu beherrschen. »Wollen Sie damit sagen, dass … Ihr Geliebter … jeden beseitigt hat, der Sie beide voneinander trennen wollte?«
»Er beschützt mich. Deshalb ist er ein guter Geliebter.«
»Madam«, sagte Si Cwan, »es wäre einfacher für uns, wenn wir Ihren Namen wüssten.«
»Soll ich ihnen meinen Namen verraten?«, fragte sie den großen Zylinder flüsternd, als wäre es ein guter Freund. »Sollte ich … ja. Ja, du hast natürlich recht. Es spielt keine Rolle.« Sie sah die Leute an und sagte: »Ich bin Tarella.«
Shelby wusste sofort, woher sie diesen Namen kannte. Es war der Name der Freundin, die Morgan auf der Suche nach den Prometheanern begleitet hatte.
»Tarella«, sagte Si Cwan. »Wir haben es hier mit einer sehr komplizierten Situation zu tun. Aber ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden, die …« Dann hielt er inne. »Warum haben Sie gesagt, dass es keine Rolle spielt, ob wir Ihren Namen erfahren?«
»Weil wir Sie jetzt töten werden«, sagte Tarella.
»Mussten Sie danach fragen?«, murmelte Kebron.
Und nahm sein Phasergewehr in die Hände.
Zak Kebron hielt im Allgemeinen nicht viel von Phasern. Er verließ sich
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