Star Trek - The Next Generation 6 - Leisner, W: Star Trek - The Next Generation 6
Schneesturm, der Mallarashtra heimgesucht hatte, als sie fünf gewesen war. Sie tauschten Erinnerungen an ihren jeweiligen Besuch der
Libra
als Schulkinder aus, an die Weltausstellung zur Zweihundertjahrfeier und an Ausflüge zum Schauspielhaus auf den Sommerinseln und zur Winston-Memorial-Kunstgalerie ...
Doch als sie auf Ingraham B ankamen, wurde Tiernan seltsam still und zog sich in sich zurück. Choudhury, die ihm als persönliche Leibwächterin und Eskorte diente, begleitete ihn, als er regelrecht teilnahmslos den Platz umkreiste, der das spätere Zentrum der neuen Kolonie werden sollte. »Kein Wunder, dass dieser Planet über ein Jahrhundert lang verlassen war«, murmelte er nach Beendigung seines Rundgangs gerade so laut, dass Choudhury es verstehen konnte.
Er wandte sich der nahen Küste zu und kletterte, kaum dort angekommen, auf einen großen, von Wind und Wetter glattgeschliffenen Felsen. Dort hockte er sich mit angewinkelten Knien hin und blickte auf den Horizont. Choudhury folgte ihm auf den Felsen und wartete stumm ein paar Meter hinter ihm.
»Wir werden niemals all das wieder aufbauen können, was wir einst hatten«, fuhr er schließlich fort. »Nicht hier. Nicht auf Deneva – selbst wenn wir den Planeten wiederaufbauen, wird es ein anderer Planet sein. Es wird dort niemals wieder Mallarashtra geben oder Lacon City. Es wird nicht die gleichen Sommerinseln geben und auch nicht das gleiche Crescent Valley ... Deneva ist verloren.«
»Nein.« Choudhury trat näher, um sich direkt neben den Präsidenten zu stellen. »Die Landschaft mag fort sein und die Wahrzeichen mag es ebenfalls nicht mehr geben. Aber wie können Sie nach all der Zeit, die wir zusammen verbracht und das Gegenteil bewiesen haben, sagen, dass Deneva verloren ist. Es existiert noch.« Sie berührte ihre Stirn und die Mitte ihrer Brust. »Hier. Und hier.«
Tiernan bedachte sie mit einem zynischen Seitenblick aus tränenfeuchten Augenwinkeln. »Ja, natürlich. Lieutenant, ich weiß zu schätzen, was Sie mir zu sagen versuchen, aber
das hier
...« Er deutete auf seine eigene Brust. »... ist nicht das, wovon ich spreche. Ich interessiere mich nicht fürs Metaphysische.«
Choudhury wollte ihm scharf antworten, doch dann hielt sie sich zurück. Ihr Glaube war etwas Persönliches, genauso wie es Verlust und Trauer waren. Tiernan zu erklären, dass alles Physische vergänglich war und dass es nur zu Leid führte, wenn man sich daran klammerte, hätte ihm nicht geholfen. Tatsächlich half ihr dieses Wissen selbst kaum.
Da sie spürte, dass der Präsident allein sein wollte, wanderte sie ein wenig die Küste hinauf, ohne ihn jedoch aus den Augen zu lassen. Hinter sich vernahm sie das Geräusch schwerer Schritte, die sich ihr über das struppige Gras hinweg näherten. »Stimmt etwas nicht?«, fragte Worf.
Choudhury blickte ihn über die Schulter an und zuckte mit den Achseln. »Es braucht nur etwas Zeit, das ist alles«, sagte sie. »Wenn man so viel verloren hat, darf man nur nie vergessen, wie viel einem noch geblieben ist.« Sie streckte den Arm aus und nahm seine Hand in die ihre. Worf blickte leicht überrascht nach unten. Dann hob er den Blick wieder, schaute sie an und lächelte.
Wie es das Glück so wollte, gehörte Chens Quartier zu den ersten, das von Flüchtlingen geleert wurde, kaum dass sie Ingraham B erreicht hatten. Nun saß sie alleine in der Abgeschiedenheit ihrer Kabine und starrte seit fast einer halben Stunde auf den dunklen Monitor auf ihrem Schreibtisch.
Wovor hast du Angst?
, fragte sie sich.
Es gibt nichts, was er dir antun könnte, das er dir nicht schon vor fünfundzwanzig Jahren angetan hat
. Und trotzdem bedurfte es noch einer weiteren halben Stunde und zwei Gläser flüssigen Mutes, bis sie sich dazu durchgerungen hatte, auf die Taste am Sockel ihres Monitors zu drücken.
Augenblicke später tauchte er auf dem Bildschirm auf. Er hatte sich seit ihrem letzten Gespräch sichtlich erholt. Sein Haar war nachgewachsen, und der Verband, der einen Großteil der rechten Seite seines Kopfs bedeckt hatte, war fort. Nur eine leicht grünliche Verfärbung zeugte davon, dass hier neue Haut transplantiert worden war. In ein paar Tagen würde sie vollkommen natürlich aussehen. Deutlich auffälliger war das rechte Auge, das durch ein mechanischoptisches Implantat ersetzt worden war, wie auch Geordi La Forge sie besaß.
Großartig. Das wird mir das nächste Mal, wenn ich mit ihm spreche, eine schöne Gänsehaut bescheren
,
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