Star Trek - The Next Generation 6 - Leisner, W: Star Trek - The Next Generation 6
verflucht, Sie sind es«, entfuhr es ihr mit einem erschrockenen Ausdruck auf dem Gesicht. »Gehen Sie weg! Lassen Sie mich allein!«
»Sie haben keine Autorisierung, sich in diesem Bereich aufzuhalten«, ließ sie der Ingenieur wissen.
»Hier haben Sie Ihre Autorisierung«, fauchte sie und bedachte ihn mit einer Handgeste, die ein vulkanischer Gruß hätte sein können, wenn dazu nicht drei Finger gefehlt hätten. »Ich fasse nichts an. Ich will nur allein sein ... Ich muss allein sein, nur zehn verdammte Minuten lang. Also lassen Sie mich einfach.«
Vor Tauriks innerem Auge stieg ein Bild auf, wie seine Hand vorschnellte, den Hals dieser unerträglichen Frau mit gezieltem Griff berührte und ihren bewusstlosen Körper anschließend aus den Jefferies-Röhren zog, um ihn vielleicht einfach irgendwo in den Korridor fallen zu lassen. Rasch blinzelte er diese Gedanken fort, erschrocken darüber, wie sehr ihn Chens unverhüllte Emotionen beeinflussten. Bemüht, diesen Vorstellungen entgegenzuwirken, ließ er sich auf seine Fersen nieder und fragte: »Was fehlt Ihnen?«
»Als würde Sie das interessieren?«, schoss sie zurück.
»Es ist oft hilfreich, die eigenen Gedanken zusammenhängend zu artikulieren«, sagte Taurik und paraphrasierte damit eine der Lehren Suraks zur emotionalen Kontrolle für die halbmenschliche Frau.
Chen starrte ihn finster an und zog schniefend die Nase hoch. »Sie wollen es wissen?«, fragte sie. »Okay. Meine Mutter, von der ich dachte, sie würde leben, ist tot. Mein Vater, den ich immer als tot angesehen habe, lebt. Meine Großeltern, von denen ich niemals wusste, dass es sie gibt, gibt es nicht mehr. Und die eine Person, die mir endlich geholfen hat, meine Verlustängste zu überwinden, die ich immer dank meiner Mutter hatte, ist gerade von Bord gegangen, ohne auch nur ‚Auf Wiedersehen‘ zu sagen!«
»Sie sprechen von Commander Kadohata?«, fragte Taurik. Angesichts des Durcheinanders ihrer Abreise von Pacifica war es kaum logisch, dem Commander vorzuwerfen, dass sie sich nicht von jedem Einzelnen verabschiedet hatte.
Chen lachte freudlos. »Nichts von all dem anderen Zeug ist überhaupt bei Ihnen angekommen, oder? Mutter? Vater? Großeltern? Das sind nichts als bedeutungslose Worte für Sie, nicht wahr, Sie kaltblütiger Bastard?«
»Ganz im Gegenteil!«, entfuhr es Taurik unerwartet scharf. »Glauben Sie nicht, dass Ihr Verlust größer ist als der meine, nur weil Sie gemischtes Blut haben!«
Sofort schalt er sich innerlich für diesen unkontrollierten Ausbruch. Jetzt war es Chen, die ihn aus großen Augen verwundert anstarrte. »Mein Blut hat nichts damit zu tun«, sagte sie abwehrend. »Sie sind derjenige, der so tut, als wäre es ihm gleichgültig, dass seine Frau und Tochter getötet worden sind.«
Taurik erwiderte ihren Blick, unfähig, seinen Unglauben zu verbergen. »Welchem empfindsamen Wesen könnte so etwas gleichgültig sein? Sicherlich wissen Sie von der Kraft vulkanischer Gefühle.«
»Nun ja, es war nicht meine menschliche Hälfte, die mich mitten beim Frühstück wie ein Baby zusammenbrechen ließ«, murmelte sie.
»Dann müssen Sie doch eine Ahnung davon haben, wie stark ich fühle ...«
»Ich habe überhaupt keine Ahnung von Vulkaniern. Ich meine, was soll das? Sie haben mir gerade geraten, es sei besser, die eigenen Gedanken zusammenhängend auszusprechen. Doch Sie sind nicht einmal zu der Gedenkveranstaltung gegangen. Was sollen andere davon halten?«
Mit nicht geringem Erschrecken realisierte Taurik, dass Chen recht hatte. Möglicherweise hatte sie sogar den Kern des Problems erkannt, das Taurik seit der Zerstörung ShiKahrs den Schlaf raubte.
»Ich trauere«, proklamierte er laut. »Ich trauere um meine Gefährtin. Ich trauere um meine Tochter. Ich trauere um alle in ShiKahr, und ich trauere um alle auf Vulkan. Ich trauere ...« Er musste abbrechen und seine ganze Kraft aufbringen, um seine Zurschaustellung von Emotionen auf diese einfachen Worte beschränkt zu halten.
Nach einem Augenblick sagte Chen: »Ich trauere mit Ihnen ... äh, dir.«
Eine unbestimmte Zeitspanne lang saßen die beiden gemeinsam in der Jefferies-Röhre und sagten kein Wort.
Obwohl Ingraham B ein Klasse-M-Planet war, konnte man ihn weder als ausgesprochen gastliche noch als angenehme Welt bezeichnen. Die ursprüngliche Erdenkolonie, die hier im frühen dreiundzwanzigsten Jahrhundert gegründet worden war, hatte bereits ihre liebe Mühe gehabt, an diesem Ort zu überleben,
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