Star Trek - Titan 02 - Der rote König
hatte der
Hauptzweig der Menschheit auf der Erde seine frühe postthermonukleare
Kriegsphase hinter sich gelassen und damit begonnen, eine große interstellare
Demokratie zu erschaffen, die schließlich mehr als einhundertundfünfzig Welten
umfassen sollte.
Ein Zweig
hatte eine idealistische Föderation hervorgebracht, geboren aus der
Kooperation. Und offenbar hatte ein anderer Zweig stattdessen ein hegemoniales
Imperium erschaffen, geschmiedet in den Feuern der Eroberung.
Aber Riker
wusste, dass die aufsteigende soziale Entwicklung der Erde keineswegs
zwangsläufig gewesen war. Nur ein paar Jahre vor dem zerstörerischen Krieg
zwischen Romulus und der Erde im zweiundzwanzigsten Jahrhundert, hatte der
Erstkontakt mit den Xindi Millionen menschlicher Leben gekostet. Der Angriff
der Xindi auf die Erde hatte die fremdenfeindliche Terra Prime-Bewegung
hervorgebracht und hätte die menschliche Kultur durchaus auf den gleichen
misstrauischen, aggressiven Kurs bringen können, den die Neyel-Zivilisation
offensichtlich eingeschlagen hatte.
Und auch
der Weg der Neyel war nie in Stein gemeißelt , dachte Riker. Ihr Reich wuchs aus
den Entscheidungen heran, die sie als Individuen und als Gesellschaft trafen.
Und als die Zeit verging, führten diese Entscheidungen zu weiteren
Konsequenzen.
Dieser
Gedanke führte zu einer interessanten Frage.
An Akaar
gewandt, fragte er: »Die Berichte der Excelsior sagen nichts über
nachfolgende Kontakte der Föderation mit den Neyel nach 2298.«
Akaar
nickte. »Weil es keine weiteren gab.«
Riker
lächelte. Er genoss die Aussicht, den Admiral, dessen Anwesenheit die
Jungfernfahrt der Titan so viel komplizierter gemacht hatte als nötig,
nun höflich korrigieren zu können.
»Das ist
nicht ganz richtig, Admiral. Es könnte nach 2298 noch eine Weile Kontakt
zwischen Mensch und Neyel gegeben haben.«
Ein
Ausdruck des Verstehens schlich sich in die dunklen Augen des hochgewachsenen
Capellaners. »Burgess.«
Wieder zog
Tuvok eine Augenbraue hoch. Dann nickte er. »In der Tat.«
»Wer oder
was ist Burgess?«, fragte Vale.
»Aidan
Burgess war eine Sondergesandte, die von der Excelsior zu einem
diplomatischen Treffen mit den Tholianern befördert worden war«, erklärte
Tuvok. »Letztendlich legte sie einen Krieg zwischen den Tholianern und den
Neyel bei – unter Zuhilfenahme eher ungewöhnlicher Methoden.«
Akaar
nickte. »Methoden, die die Entwendung eines Excelsior -Shuttles
beinhalteten sowie eine Reise ohne Wiederkehr durch den Raumspalt, der den
tholianischen Raum mit dem Gebiet verband, in dem wir uns nun wiederfinden.«
»Ich kann
mir nur einen Grund vorstellen, warum ein menschlicher Diplomat etwas so
Außergewöhnliches tun sollte, Admiral«, sagte Vale. »Diese Föderationsgesandte
muss vorgehabt haben, bei den Neyel zu leben und sie zu lehren, wie ihre
menschlichen Vettern mit ihren Problemen fertig werden, ohne sich A:
gegenseitig umzubringen oder B: zu versuchen, das bekannte Universum zu
erobern. Hab ich Recht?«
»Im
Wesentlichen«, sagte Akaar. »Wenigstens haben wir das all die Jahre lang
gehofft.«
Vale
schenkte dem Admiral ein schwaches Lächeln. »Und hat der Plan der Botschafterin
funktioniert?«
Akaar
antwortete mit einem freudlosen Lächeln. »Seit die Excelsior auf die
Neyel gestoßen ist, sind wir die ersten Mitarbeiter der Föderation, die
vielleicht die Gelegenheit haben werden, die Antwort auf diese Frage zu
bekommen.«
Rikers
Kommunikator wählte genau diesen Augenblick, um zu piepsen.
»Maschinenraum
an Captain Riker.«
»Was gibt
es … Dr. Ra-Havreii?«, fragte der Captain, nachdem er das Abzeichen berührt
hatte. Fast hätte er den Namen von Commander Ledrah, der leider verstorbenen
ursprünglichen Chefingenieurin der Titan , benutzt. Er hoffte, dass
niemand seinen Beinahe-Versprecher bemerkt hatte.
»Die
Reparaturen und Erneuerungen der ausgebrannten Brückenstationen sind fast
abgeschlossen, Captain. Und die Schildgeneratoren werden innerhalb der nächsten
drei Stunden wieder aktiviert sein. Alle anderen Systeme arbeiten bereits
wieder in ausreichendem Umfang, obwohl ich glaube, dass wir die Motorenleistung
noch um einiges verbessern könnten.«
»Ich bin
froh, das zu hören, Commander«, sagte Riker. Es würde wohl noch etwas dauern,
bis er sich an den neuen efrosianischen Chefingenieur des Schiffes gewöhnt
hatte, aber nicht weil Riker irgendwelche Zweifel an der Kompetenz des Mannes
hatte. Schließlich war Xin Ra-Havreii der Chefdesigner in
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